Eine Ausstellung im Landratsamt auf dem Hardt zeigt Helga Koenigs neue Bilder: „Tagträumer“

Kultur

Rems-Zeitung

Vielleicht ist es Zufall, vielleicht nicht. Helga Koenigs Bilder halten die Schwebe, es ist, als ob sich zwei Ebenen durchdringen, eine reale und eine andere, die kaum minder wirklich ist.

Freitag, 08. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (rw). Es ist eine eher ungewöhnliche Adresse für die Kunst, doch alle paar Monate ist das Landratsamt auf dem Hardt, mit der Kfz-​Zulassungsstelle und seinen Fluren, Ort von Ausstellungen, die einen immer wieder überraschen können: Hier werden nicht die Wände behängt, damit sie einen Behördenbau, der seine Vergangenheit als Kasernenblock nicht verleugnen kann, irgendwie dekorieren. Sondern hier kann man immer wieder überraschende, feine Ausstellungen erleben, um die sich die Kunstförderung des Ostalbkreises offensichtlich kenntnisreich kümmert. Das Kunstschaffen der Region, der Austausch zwischen dem östlichen und westlichen Teil steht im Vordergrund. Manchmal rufen sie einfach wieder ins Bewusstsein, was eher im Stillen geschieht.
Die Gmünder Künstlerin Helga Koenig, die an der Akademie der Künste in Karlsruhe studierte und als Museumspädagogin im Prediger arbeitet, ist gewiss nicht unbekannt — wer in den Sitzungssaal des Rathauses geht, hat ihre großformatigen farbigen Zeichnungen vor Augen -, doch sie hatte hier schon lange keine Ausstellung mehr. Im Landratsamt, meldet sie sich mit neuen Gemälden und Zeichnungen zurück. Durchaus mit Nachdruck.
Das lässt der Titel ihrer Ausstellung nicht unbedingt vermuten: „Tagträumer“. Der Begriff ist eher eine Brandmarkung, ein Tagträumer ist einer, der den Tag vertut, anstatt tüchtig zu schaffen. Das kommt nicht gut im Schwabenland. Doch Landrat Klaus Pavel wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Tagträumerei auch etwas mit Visionen zu tun haben kann. Die kann brauchen, wer in die Zukunft aufbrechen will, weil sie einen anderen Blick auf die Wirklichkeit eröffnen. Diese immer wieder neu und anders zu sehen, ist ein menschlicher Wesenszug — nur er kann sich wundern, Tiere können es nicht. Und jeder, der nicht ganz in der Prosa des Alltags versackt ist, kennt das Phänomen, dass sich Ebenen der Wahrnehmung überlagern, dass Gedachtes, Erinnertes sich in den Blick auf das vor einem Liegende mischt und es verändert, Bewusstes und Unbewusstes. Helga Koenig mache alle Wahrnehmungen zu bildfähigen Komponenten, sagte Museumsleiterin Gabriele Holthuis in ihrer Eröffnungsrede, „manchmal pragmatisch knapp, manchmal poetisch“, und sie schaffe Bilderzählungen voller Rätsel daraus. Die seien von inspirierender Leichtigkeit und graphisch geprägt, dabei aber auch gekennzeichnet von einem souveränen Umgang mit Farbe. Ihr Weg zum Gemälde führe über Zeichnung und Collage, es entstehe eine additive Malerei, die den Spagat zwischen abstrakter Komposition und Figürlichem wage.
Träume können ein Abenteuer sein.
Umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung von Jeoma Flores mit Flamenco-​Gitarre, begleitet von Paul Groß.

Helga Koenig: „Tagträumer“. Ausstellung im Landratsamt auf dem Hardt. Geöffnet: Mo — Mi 8 –14 Uhr, Do 8 — 17.30 Uhr, Fr 8 — 11.30 Uhr. Bis 26. August.