Die Portale des Heilig-​Kreuz-​Münsters standen bei der jüngsten monatlichen Themenführung des Museums im Mittelpunkt

Kultur

Rems-Zeitung

Im Hinblick auf das Stadtjubiläum 2012 hatten sich die Gmünder Museumsverantwortlichen vor geraumer Zeit entschieden, die monatlichen Themenführungen auf den Außenbereich zu erweitern. Bei der jüngsten Führung stand dabei der figurale Portalschmuck des Münsters im Mittelpunkt.

Samstag, 20. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Nicole Beuther
FÜHRUNG. Das Interesse war noch größer als bei den vorangegangenen Führungen. Dr. Monika Boosen richtete das Hauptaugenmerk auf die Portale auf der Nord– und Südseite am Chor und am Langhaus. Diese sind teils schlicht, teils aber auch sehr üppig ausgestattet.
Die Themenführung begann dort, wo um 1310 ein unbekannter Baumeister mit dem Bau des Heilig-​Kreuz-​Münsters begonnen hatte – bei der Westfassade. Hier, so Boosen, sei der älteste und gleichzeitig der schlichteste Teil des Münsters zu sehen. Das besondere hier sei die Madonnenfigur – Maria mit einem Zepter in der Hand und das Jesuskind mit einem kleinen Vogel auf dem Arm. Zu sehen ist eine Kopie, das Original befindet sich im Münster selbst. Ebenso ist es bei den Bischofsfiguren zur rechten und zur linken. Die Originale aus Sandstein, so Boosen, seien sehr beschädigt.
Kurz nachdem der unbekannte Baumeister den Bau der zweiten Ebene des Münsters beendet hatte, starb er und die Gmünder entschieden sich, Heinrich Parler mit dem weiteren Bau zu beauftragen – seine Handschrift ist deutlich zu erkennen. Bei den Portalen der Südfassade deutlich zu erkennen ist der thematische Bezug zum Friedhof. Denn dort, wo heute regelmäßig Marktstände aufgebaut und Gemüse, Obst und andere Leckereien zum Verkauf angeboten werden, befand sich einst ein solcher. Das Langhaus-​Portal auf der Südseite stellt den Marientod ebenso dar wie die Marienkrönung. Deutlich zu sehen bei den Skulpturen und Reliefs ist die Individualisierung in den Gesichtern. Boosen wies auch auf die Farben hin, mit denen die Skulpturen einst bemalt wurden. Leuchtende Farben wie blau, rot und gold kamen dabei zum Einsatz. Wobei blau den Himmel symbolisieren soll, rot hingegen für Blut bzw. Leben steht und Gold für das Kostbare, das Ewige. Auch wenn von dieser Leuchtkraft nicht viel übrig geblieben ist, ist die Aussagekraft der Darstellungen dennoch sehr groß. So auch beim Chor-​Portal auf der Südseite – für Boosen das prachtvollste Portal des Münsters. Dargestellt wird hier die gesamte Erschaffung der Welt. Details wie beispielsweise die Darstellung eines Kindes machten die Qualität dieser skulpturalen Ausstattung aus, so Boosen, die auf die Farbreste hinwies, die das Auge hier bei genauerem Hinsehen erblickt. Im unteren Bereich zu sehen sind Konsolen. Darauf, so wird vermutet, standen einst die Skulpturen der klugen und törichten Jungfrauen. Von der Thematik her (sie erwarten das Weltgericht) hätten sie hier (beim einstigen Friedhof) ihren Platz, so Boosen. Erst im 19. Jahrhundert hinzugekommen ist beim zweiten Portal der Kranz mit der Apostelreihe. Insgesamt, so Boosen, führten die Chorportale des Münsters die Besucher mit viel Symbolik und Ornamentik in den Raum hinein.
Beim gegenüberliegenden Chor-​Portal, jenem auf der Nordseite, wird die Passion Christi dargestellt. Auch hier sind teilweise noch Farbreste zu erkennen. Beispielsweise die Farbe gelb – die Farbe des Neids, wie Boosen ausführte und auf die abgebildete Figur des Judas in der Szene des Verrats hinwies. Auf der obersten Reliefebene dargestellt ist zudem die Vertreibung aus dem Paradies.
Die Marienthematik (Geburt und Anbetung) haben die Reliefebenen des Langhaus-​Portals auf der Nordseite zum Inhalt. Dieses ist insgesamt eher schlicht gehalten, auffallend ist jedoch die grazil thronende Madonna. „Sie präsentiert ihr Kind den Drei Königen ebenso wie den Betrachtern“, so Boosen. Weiter findet sich hier eine Darstellung der ruhenden Maria und des singenden Jesus.

Letztmals restauriert wurden die Portale in den 90er-​Jahren. Dabei legte man das Hauptaugenmerk auf die Konservierung des vorhandenen. Ein billiger Abklatsch, was die ursprüngliche Farbgebung angeht, sollte vermieden werden.