Quadratisch. Praktisch. Kunst. Die Sammlung Marli Hoppe-​Ritter in Gmünd /​Die Dynamik in den Bildern von Bob Bonies

Kultur

Rems-Zeitung

Die Ausstellung „Quadratisch.Praktisch. Kunst. Die SammlungMarli Hoppe-​Ritter zu Gast inSchwäbisch Gmünd“ begeistert im Museum im Prediger derzeit dasPublikum – aber auch zahlreiche an der Ausstellung beteiligte Künstler,wie den Holländer Bob Bonies.

Samstag, 03. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
92 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (sv). Der schrieb in das Besucherbuch: „Wat een prachtigs Tentoonstelling!“ (Was für eine wunderbare Ausstellung!).
Der 1937 in Den Haag geborene Bob Bonies zählt zu den bekanntesten Künstlern seines Landes und zu den wichtigsten Vertretern der Konstruktiven Kunst. Reduktion, Klarheit und Konzentration bestimmen den Aufbau seiner Bilder. Nur das bildnerisch Notwendigste interessiert ihn. So beschränkt sich Bonies bis heute auf nur vier Farben: auf Rot, Blau, Gelb und Grün. Bewusst verzichtet er auf alles Subjektive und Emotionale.
Viel eher bestimmen Kalkül und Systematik die klar geordnete Bildarchitektur. Bewegung und Veränderung in Wechselwirkung mit Ruhe und Statik bestimmen das Zusammenspiel von Farbe, Form und Fläche. Das drückt sich sowohl in der Gegenüberstellung der drei Grundfarben und Grün aus, die unterschiedliche räumliche Tiefe suggerieren, als auch in den irritierenden Verschiebungen und Platzierungen der einzelnen Flächen im Bild oder der Bildteile gegeneinander. Hier wird dem Betrachter durch subtile Verschiebungseffekte demonstriert, wie sensibel die räumliche Wahrnehmung ist. Bei längerer Betrachtung entfalten die vordergründig zweidimensionalen Kompositionen eine Kraft, die unweigerlich in eine Dynamik in die dritte, ja vierte Dimension hineinwirkt. „Es sind Bilder zum Anschauen, zum Leben“, formuliert Bonies Künstlerkollege Andreas Brandt einmal, der ebenfalls mit einer Arbeit in der Ausstellung vertreten ist.
Anschauen und erleben kann man die Kunst von Bob Bonies in der Gmünder Ausstellung gleich mehrfach. Vier wichtige Werke aus den 1960er– und 1970er-​Jahren sind zu sehen, darunter ein vierteiliges Gemälde aus dem Jahr 1979: Vier quadratische, weiß grundierte Bilder formieren eine auf der Spitze stehendes größeres Quadrat. Auf jedem der vier Bilder ist ein kleines rotes Quadrat eingeschrieben; diese Quadrate sind so ausgerichtet, dass sie innerhalb des gesamten Bildfeldes die vier Enden eines griechischen Kreuzes beschreiben. Eine durch und durch bildlogische Ordnung, die den Betrachter dennoch verblüfft – denn zusehends verschieben sich durch die unterschiedlichen Wertigkeiten von Weiß und Rot die Achsen und Relationen, beginnen sich Figur und Grund in entgegengesetzter Richtung zu drehen.
Zu bestaunen ist diese Dynamik in den Bildern von Bob Bonies noch bis zum 9. Oktober.