Jazz Mission Schwäbisch Gmünd feiert mit Doppelkonzert Rückkehr in den Prediger

Kultur

Rems-Zeitung

Die Jazz Mission kehrt an den angestammten Ort zurück. Uwe Werner begrüßte die über 300 Gäste im neu gestalteten Predigersaal mit den Worten „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“. Wieder im Prediger, wo vor 13 Jahren alles begann. Und wo jetzt die „European Leaders“ spielten.

Dienstag, 18. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
145 Sekunden Lesedauer

JAZZ (sf). Was einen im Prediger am Samstagabend zum Konzert der Jazz Mission erwartete, war unbeschreiblich. Der neue Saal erstrahlte in einem Farbenmeer und die eher nüchterne Atmosphäre des Raumes war einem Traum aus Farben, Formen, und einer neuen Raumaufteilung gewichen.
Quer bestuhlt, durchzogen von Bistrotischen, unkonventionell und wie zufällig hingestreut. Doch hier wurde nichts dem Zufall überlassen, jedes Teil fügte sich ein in ein großes Ganzes. Liebevoll gestaltete Loungeecken luden die zahlreichen Gäste zum Verweilen und zur Konversation ein. Die Skulpturen von Walter Doh, eigens für diese Veranstaltung kreiert, setzten einen künstlerischen Akzent, getaucht in ein warmes Licht, das die Licht– und Schattenelemente der Skulpturen spielerisch miteinbezog ins Ganze. An einer langen Bar wurden köstliche Drinks und noch bessere Snacks serviert, wie immer konnte die Jazz Mission auf das Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer zurückgreifen und das Ergebnis in Schnelligkeit und Kundenfreundlichkeit war kaum zu toppen.
So war der in warmes Licht getauchte Saal schon lange vor der Veranstaltung bis auf den letzten Stuhl gefüllt und die Veranstaltung komplett ausverkauft. Schön, einmal wieder so eine runde Sache erleben zu dürfen.
Das Karin Hammar Quartett aus Schweden eröffnete den Abend mit niveauvollem Jazz in allerfeinster Weise. Die lange als Geheimtipp geltende Stockholmer Posaunistin, die viele Jahre mit Nils Landgren spielte, wagte sich erstmals 2007 mit eigenen Kompositionen und ihrem selbst zusammengestellten Quartett an die Öffentlichkeit. Mit Jonas Östholm am Klavier hat sie hier einen jungen Jazz-​Pianisten gefunden, der den ihren Kompostionen ganz eigenen Stil wunderbar unterstrich. Sehr emotional, subtil, tiefgehend und feminin, so könnte man diese Spielart des Jazz charakterisieren. Gemeinsam mit Chris Jennings am Bass und Andres Kjellberg am Schlagzeug überraschten die Kompostionen mit ihrem Inhaltsreichtum und der Klangvielfalt.
Man geriet ins Träumen bei den geschmeidigen Klängen und war von Anfang bis Ende gefangen von der Intensität und Klarheit dieser Musik. Sehr charmant führte Karin Hammar durch das Programm und verriet einiges zur Entstehung der Stücke aus ihrem bewegten Leben.
Eine Mischung aus Schwedisch, Englisch und Deutsch verlieh der Moderation eine ganz besondere Note. Im Nu waren die angesetzten 90 Minuten vergangen, viel zu kurz für diesen erstklassigen Jazz, aber es stand ja noch ein zweites Glanzlicht auf dem Programm.
Nach der Pause stürmten Rita Marcotulli und die European Leaders die Bühne. Beim Quintett aus Italien, Dänemark, England, Frankreich und Schweden ging es schnell zur Sache. War der erste Teil des Abends eher ruhig und beschaulich, so tönte es nun schneller und lauter, und die Bässe durchströmten den Raum. Am Schlagzeug überzeugte Marilyn Mazur mit einer Percussion, die sicher als einzigartig bezeichnet werden kann. Vom Glockenspiel bis hin zum Bambusrohr war vor ihr nichts sicher, was Töne hervorbringen konnte. Eine fast exotische Atmosphäre ging von ihrem Spiel aus. Was zauberhaft und mystisch begann, gipfelte mit Andy Sheppard am Saxofon, Anders Jormin am Bass und Nguyen Le an der Gitarre in einem stimmgewaltigen Miteinander aller Instrumente, bevor es in der ruhigen Stimmung eines asiatischen Tempels mündete. Sehr spannend waren die unterschiedlichen Stilelemente der Musik und die Verschmelzung von europäischer Musiktradition und Harmonien aus dem fernen Osten. Bis beinahe Mitternacht tönte der Saal von erstklassigem Jazz und begeisterten Besuchern, die sich mit tosendem Applaus für diesen wunderbaren Abend bei der Jazz Mission Schwäbisch Gmünd bedankten.