Romantik pur — Kammerorchester Rosenstein

Kultur

Rems-Zeitung

Unter dem Motto „Romantik pur“ luden am Sonntagabend die Musiker des Kammerorchesters Rosenstein unter Leitung von Jonathan Rhys Thomas zum Frühjahrskonzert in die Kirche St. Bernhard nach Heubach. Eine bunte Reise durch die romantische Musikgeschichte folgte.

Montag, 12. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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KONZERT (cl). Mit besonderer Feinheit war das Programm ausgewählt worden. So widmete sich das Kammerorchester Rosenstein gleich sechs großen Tonschöpfern der Romantik. Zum einen waren dies Johannes Brahms (1833 – 1897), Jean Sibelius (1865 – 1957) und Edvard Grieg (1843 – 1907) aber auch Werke weniger bekannte Komponisten wie Max Bruch (1838 – 1920), Michail Glinka (1804 – 1857) oder Edward Elgar (1857 – 1934) kamen zu Gehör.
Am Anfang des Konzerts stand Brahms‘ wohl populärstes Orchesterstück, der „Ungarische Tanz“ Nr 5. Intelligente Dynamik und gutes Timing muss man dem Laienorchester unter Jonathan Thomas bei der Interpretation des „Ungarischen Tänze“ Nr. 5 bescheinigen. Das ließ Raum für feine Nuancen. Die stärksten Momente hatte das Kammerorchester bei den Fortestellen, während das Piano doch mit „gebremster Leidenschaft“ und einzelnen Dissonanzen einherging.
Seit Langem gehört Bruchs „Romanze“ op. 85 für Viola und Orchester zum Standardrepertoire der Bratschisten in der Ausbildung und auf dem Konzertpodium. Diese „Romanze“ bot dann der jungen Bratschistin Claudia Zimmermann, selbst Mitglied des Kammerorchesters, Gelegenheit, ihren betörend schönen Ton zu reicher Entfaltung zu bringen. Mit dunkler klanglicher Wärme gespeist, gestaltete sie den Charakter dieser Romanze auf sprechende Weise.
Ein Hauch „Nordische Romantik“ bot das gut 40 Mitglieder zählende Kammerorchester Rosenstein dann mit der sinfonischen Dichtung „Finlandia“ von Jean Sibelius. Diese – längst schon eine Art inoffizielle finnische Hymne – hatte es schon rein technisch in sich. Dies zeigt sich vor allem in kräftigen Allegri und dem berühmten Hymnus im Schlussteil. Erhebend, aber auch schwer zu realisieren ist dieses Werk für Laien. Das Kammerorchester Rosenstein aber zeigte auch hier nur vereinzelt technisch und klanglich bei den gebotenen Emotionen Schwächen.
Mit Leichtigkeit und Spielfreude wurde dann aus Griegs Peer-​Gynt-​Suiten No.1 und No.2 fünf Komposition intoniert. Gekonnt ließ Dirigent Jonathan Thomas sein Kammerorchester zwischen aufleuchtenden „Morgenstimmung“ und dunklen Klangfarben „Aases Tod“, zwischen sich verflüchtigendem Morgennebel und schmerzlichem Atmen pendeln. Den Musikern gelang es durchaus, den pastoralen Zauber friedvoller Idylle herzustellen. Gespensterhaft wirkte besonders der fünfte Satz „In der Halle des Bergkönigs“. Die besten Momente hatte das Orchester im Pianobereich. Wenn auch ab und an die Homogenität nicht ganz hundertprozentig war, so klang das Piano doch kultiviert.
Das Thema Romantik-​Pur wurde vom Kammerorchester Rosenstein mit einem Ausflug in die Oper fortgeführt. Mit Michael Glinkas Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla“ – in Deutschland zu den populärsten Musikstücken überhaupt gehörend – hatte sich das Kammerorchester Rosenstein ein weiteres anspruchsvolles Werk ausgesucht. Prägnant und knackig in der Tongebung, in raschem, aber keinesfalls überhastetem Tempo meisterten die Musiker diese Ouvertüre erfolgreich, wenn auch in Tempo und Intonation nicht immer rein.
Mit Edward Elgar erscheint in der englischen Musikgeschichte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal seit Henry Purcell wieder ein Komponist von Weltgeltung. Seinem „March“ No.4 aus „Pomp and Circumstances“ widmete sich das Kammerorchester Rosenstein zum Abschluss.
Üblicherweise benötigen derart anspruchsvolle Werke mehr Vorbereitungszeit. Eine Punktlandung war es zwar nicht, aber in Anbetracht der Tatsache, dass fast ausschließlich Laien am Werk waren, war das Konzert eine hervorragende Leistung nicht zuletzt Dank Jonathan Rhys Thomas, der sein Orchester zügig, akzentuiert und inspiriert zu mitreißender Musizierfreude führte.