Magic Tenors: Nicht nur für die Oper

Kultur

Rems-Zeitung

Die Magic Tenors machten Schluss mit dem Vorurteil, Tenöre seien nur für Opern geeignet. Mit einer gelungenen Show aus Gesang und Comedyverbanden sie am Dienstagabendim Stadtgarten moderne Einflüssemit klassisch-​zeitlosem Charme.

Mittwoch, 14. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
115 Sekunden Lesedauer

Von Christine Lakner
KONZERT. Gekonnt und treffsicher wechselten Adam Strong, Derek Monoley, Jordan Lee Davies, Matthew Hale, Neil Moors, Reuben Kaye, Riku Rokkanen und William Mulvey zwischen den Stilen und zeigten, dass nicht nur ernsthafte Opernarien zu ihren Stimmen passen, sondern auch Pop-​, Rock– und Folk-​Hymnen.
Die acht Tenöre – allesamt genossen eine klassische Gesangsausbildung – aus allen Herren Ländern (England, Wales, Irland, Australien und Finnland) zogen gleich zu Beginn die Zuhörer auf ihre Seite. Mit einem „Guten Abend Schwäbisch Gmünd, wie geht es Ihnen?“ nahm Riku Rokkanen die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise „kreuz und quer durch die ganze Welt oder Deutschland“. Mit einer dann folgenden furiosen Sanges-​Show eroberten die acht Sänger mühelos die Begeisterung der Zuhörer.
Und die Magic Tenors ließen es von Anfang an krachen, ließen sich feiern, feuerten zum Klatschen an, sangen in stolzer Reihe oder in Grüppchen aufgelöst, tanzten, rockten, ließen die Hüften kreisen und wucherten mit Stimmen, die mal lyrisch, mal dramatisch, mal schmeichelnd, mal knallhart waren. In witzigen „Sängerwettstreit“ schmetterten sie „Granada“ in die Runde, samtig zelebrierten sie das romantische Operetten-​Hit „Dein ist mein ganzes Herz“, schwollen beim „Que sera“ zum gewaltigen Chor an, steckten mit ausgelassenem Udo-​Jürgens-​Hit „Mit 66 Jahren“ das Publikum an, waren zart und brutal in Queens „Bohemian Rhapsody“ oder schenkten ihren tenoralen Schmelz Gospeln und Hits wie „O Happy Day“ und Frank Sinatras „My way.“
In einer durchdachten Show ohne großartiges Bühnenbild agierten sie mühelos, selbst wo hohe Tenöre gefragt waren, stiegen die acht Sänger in baritonale Tiefen oder in countertenorale Höhen, allen voran der junge Jordan Lee Davis, der mit seiner faszinierend hohen Stimme verblüffte. Auch ihr schauspielerisches Talent bewiesen die Tenöre immer wieder mit Witz und Charme. Mal sangen sie im Chor, traten dann wieder einzeln ins Scheinwerferlicht, während die übrigen als Hintergrundsänger fungierten. Spielerisch fielen sie einander ins Wort, gaben Songs an den Nächsten weiter oder machten der irischen Herkunft eines der Sänger alle Ehre. Mit Stepp-​Tanz Einlagen katapultierten sie „Whisky in the Jar“ zum wahren Spektakel. Das gesamte Programm war eher Pop– und Rock-​lastig, es kamen aber auch die Klassikfans auf ihre Kosten. Derek Monoley, der stimmgewaltigste Sänger des Abends mimte mit ausdrucksstarker Stimme die Arie des Kalaf aus Puccinis Oper „Turandot“, das „Nessun dorma“, was das Herz manchen Opernliebhabers höher schlagen ließ.
Witzig am Ende war die deutsche Nordseeküsten-​Strophe im irischen Klassiker „Wild Rover“, bei welchem die Magic Tenors zeitweilig das Publikum singen ließen. Mit Heinz Rühmanns „La le lu“ als Zugabe verabschiedeten sich dann die sympathischen jungen Sänger nach rund zweistündigem Programm von den mehr als begeisterten Zuschauern.