„Ins Schöne blicken“ — Rolf Thumas Bilder im Schönblick

Kultur

Rems-Zeitung

Muss man wissen, dass ein Bild mit dem Spaghettiheber entstanden ist? Es ist nützlich, weil es Effekte erklärt. Ähnlich verhält es sich mit der Bedeutung. Kennt man sie, sieht man mehr. So geht es einem mit Rolf Thumas Gemälden.

Freitag, 16. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
67 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (rw). Sie sind im Schönblick zu sehen, und bei der gestrigen Eröffnung blickte der Künstler, im bürgerlichen Beruf Steuerberater, auf ein volles Forum-​Foyer. „Ins Schöne blicken“ überschreibt er seine Ausstellung, die figurative Malerei und Abstraktes miteinander verbindet. Rolf Thuma experimentiert gern, und er tut es zielgerichtet und absichtsvoll; kein Künstler, der sich nur auf seine Intuition verlässt und aus dem Bauch heraus schafft. Die Einführung übernahm er selbst und hielt sie so klar wie geistreich, so angenehm wie unverschwurbelt. Seine Bilder, allesamt in Acryl auf haltbarem Mehrschichtholz gemalt, hat er zu Serien geordnet. In diesen arbeitet er gerne mit Farbsymbolik, gelb steht bei ihm für Fröhlichkeit und Sommer, in Kombination mit Weiß für Festlichkeit. Seine „Charaktere“ gehen von weiblichen Vornamen aus und bilden weibliche Silhouetten ab, denen weiße Striche Bewegtheit verleihen. Nicht ohne Raffinesse sind die Barcode-​Bilder: In den farbigen Streifen steckt — wie im wahren Leben — doch mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Scannt man das Strichbild „Selbstporträt“ ab, müsste sich dieses Wort ergeben. Wo Goethes Faust vom „farbigen Abglanz“ des Lebens spricht, taucht bei Thuma ein Regenbogen-​Spektrum auf. Zwei Bilder gehören zur Kunstvereins-​Reihe zum Stadtjubiläum: „Herrschaftsfarbe Purpur“. Auch sie, so klar und schlicht sie aufgebaut sind, stecken voll symbolischer Bezüge. Es ist eine gelassene, heitere und rationale Kunst, die Rolf Thuma pflegt, die so unzeitgemäß wie schön dem Geist der Aufklärung verpflichtet ist.