„Polarama“ — die Sofortbild-​Schau

Kultur

Rems-Zeitung

Ein kleines Mädchen will das Bild „sofort“ sehen, das ihr Papa im Urlaub 1943 von ihr gemacht hat. Warum auch nicht, wenn man einen Papa namens Edwin Land hat, der als amerikanischer Chemiker und Physiker an der Erfindung des Polaroid-​Trennbild-​Verfahrens geforscht hat.

Mittwoch, 07. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
108 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (brd). Gleich, das war zwar erst vier Jahre später, aber dann war sie erfunden, die Sofortbildkamera, zweieinhalb Kilo schwer. Dazu gibt es jetzt im Mühlbergle eine spannende Ausstellung von Hubert Minsch in seiner foto-​grafik-​art-​gallery.
Zur Eröffnung waren sie alle da, die Polaroid-​Enthusiasten, die Polaroid –Erfahrenen, die Polaroid-​Künstler. Einer davon, Kuno Staudenmaier, hatte sich dabei als Sammler eben dieser Kameras geoutet und einen großen Teil seiner Glanzstücke ausgestellt. Er stellte den interessierten Zuhörern in seinem Beitrag „Dr. Land und Polaroid“ die Entwicklung dieser Technik anschaulich vor und gab gerne Auskunft über die Funktionsweise seiner Schätze, gegen die sich die heutigen Kameras wie „digitale Kekse“, so Minsch, ausnehmen. Mit einer ZDF-​arte Filmproduktion ergänzte man das Gehörte und so gab es, gut informiert, vieles zu bestaunen, Kameras und natürlich Bilder, Bilder, Bilder.
Schöne Frauen, wichtige Männer, Landschaften, Familienfeste – diese Motive sind es nicht, welche die Exponate von der „normalen Photographie unterscheiden. Es ist das Moment der Einmaligkeit, der Unwiederbringlichkeit, die nur mit so einer Kamera festgehalten werden kann. Kein Pardon! Was drauf ist, ist drauf. Kein Retuschieren, kein Aufhübschen.
Und doch gibt und gab es eine kleine Zeitspanne für den, der als Künstler mit dieser Technik gearbeitet hat.Vor dem Trocknen oder Abziehen der Folie haben diese Bilder eine Art Aquarell/​Nassphase, die künstlerisch genutzt werden kann(z. Bsp. Auch von Andy Warhol und Picasso). Diese kurze Phase reicht zum Experimentieren. Viele Beispiele dazu hat Hubert Minsch von Hella Kraus, Roland Schmitt, Klaus Wolfer, Gerd Spreng, Jens Werlein, John Gilliland, Anna Campanelli und anderen zusammengetragen.
Einige Rahmen dagegen sind noch fast leer. Jeder kann seine eigenen Schätze zu Hause durchforsten und bis zum 30. März ausstellen oder sich einfach nur informieren, austauschen, ausprobieren –beim sogenannten „Pola Talk und Tausch“. Auch Workshops sind möglich.
Polaroid ist nicht tot, es gibt seit Mai 2010 wieder eine Polaroid 300 zu kaufen. Und das unvergleichliche Geräusch beim Ausspucken der Bilder der legendären SX-​70 knirscht sogar als Handy-​Klingelton.
Alles sofort, so wünschte es sich einst Lands Tochter. Auch die Instant-​Welle der 80-​er Jahre hat diesen Wunsch bedient. Und so gab es zur Vernissage statt Häppchen und Sekt Instantkaffee, sofortlöslichen Tee und dito Suppen. Dazu dampfte der Wasserkocher. Umrühren musste man noch selber und bald siegte der Asia-​Suppenduft eindeutig über Nescafe und Co.

„Polarama“. Foto-​grafik-​art-​gallery, Marktplatz 30b (Zugang über Mühlbergle). Bis Ende März jeden Mittwoch 18 bis 20 Uhr.