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Nachrichten Ostalb

20 Jahre Partnerschaft Region Ravenna — Ostalbkreis

Seit zwei Jahrzehnten pflegt der Ostalbkreis eine Partnerschaft mit der Provinz Ravenna in Norditalien. Parallel dazu sind neun kommunale Partnerschaften direkt zwischen Städten und Gemeinden entstanden. Zur Bekräftigung dieser grenzüberschreitenden Freundschaft reiste eine Delegation aus dem Ostalbkreis nach Italien.

Sonntag, 02. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

OSTALBKREIS (gbr). Nach einem guten Start, bester Stimmung und fröhlichen Skatrunden im Bus wurde jenseits des Brenner-​Passes die Geduld der Reisegruppe auf die Probe gestellt. Man quälte sich von einem Stau zum nächsten, brauchte für gerade mal 18 Kilometer fast zwei Stunden und kam letztlich mehr als vier Stunden später als geplant an. Die vorgesehene Begrüßung durch den Präsidenten der Provinz, Claudio Casadio, fiel dem Stau zum Opfer – doch bei einem sehr späten Abendessen klang der Anreisetag gemütlich und mit guten Gesprächen aus.
Im Mittelpunkt des Sonntagsprogramms stand natürlich das mit Spannung erwartete Fußball-​Länderspiel zwischen der Bürgermeister-​Elf des Ostalbkreises (in der auch ehemalige Bürgermeister und Verwaltungsbeamte mitspielen dürfen) sowie italienischen Kommunalpolitikern. Es wurde in der Partnergemeinde von Adelmannsfelden, Bagnara di Romagna, ausgetragen. Würden – wie bei der EM – die „Azzurri“ auch dieses Mal die Nase vorn haben? Diese Frage beschäftigte die deutschen Spieler schon bei der Anreise, und der Team-​Chef, Heuchlingens Schultes Peter Lang, hielt bei der Anfahrt im Bus eine Spielersitzung ab. Verstärkt wurden die Ostalbbürgermeister unter anderem durch den Chef vom Dienst der Rems-​Zeitung, Heinz Strohmaier.
„Manche nehmen
die Finanzkrise zum
Vorwand zum Aufbau von Barrieren“
Giovanni Malpezzi, Bürgermeister von Faenza
Begonnen hatte der Sonntag mit einem Rundgang durch die Gmünder Partnerstadt Faenza, die nicht zuletzt durch die dortige Tradition kunstvoller und hochwertiger Keramikarbeiten weltweit bekannt ist. Gmünds Erster Bürgermeister Dr. Joachim Bläse repräsentierte die Stauferstadt und freute sich beim Empfang im Rathaus, den Bürgermeister von Faenza, Giovanni Malpezzi, und bekannte Mitglieder der italienischen Stadtverwaltung zu treffen.
Im Prunksaal des Rathauses, der auch für Hochzeiten genutzt wird („Das passt ja gut zu unserer Partnerschaft“), erinnerte Landrat Klaus Pavel daran, wie man sich vor 20 Jahren noch Gedanken machte, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass auf kommunaler Ebene in Italien und Deutschland am „Haus Europa“ gebaut wird. „Heute wissen wir, dass dies richtig war und auch in Zukunft richtig sein wird, denn Europa ist sehr viel mehr als der Euro.“ Es sei faszinierend, wie viele zwischenmenschliche Begegnungen der unterschiedlichsten Altersgruppen seit Gründung der Partnerschaft Ostalbkreis/​Ravenna stattgefunden haben.
Dr. Bläse erinnerte an die Teilnahme der Delegation aus Faenza am Gmünder Stadtjubiläum. Bürgermeister Malpezzi und seine Familie hatten in Gewändern sogar am Stauferzug teilgenommen. „Die Partnerschaft lebt durch solche direkten Begegnungen“, sagte Bläse. Bürgermeister Malpezzi betonte, dass ein Partnerschaftsjubiläum eine ideale Gelegenheit biete, um das zu festigen, was bereits sehr gut funktioniert. Er sei einer Meinung mit Klaus Pavel, dass die kommunalen Partnerschaften sehr zur politischen Stabilität in Europa beitragen, „insbesondere weil derzeit ja manche politischen Strömungen die Finanzkrise als Vorwand missbrauchen, um wieder Barrieren zwischen den Nationen aufzubauen“.
Dem Empfang schloss sich ein Besuch der Messa „Argilla Italia 2012“ in Faenza an. „Argilla“ bedeutet „Tonerde“ und bezieht sich auf die jahrhundertealte Keramiktradition. Zur Verkaufsmesse kommen Kunsthandwerker zum Beispiel aus England, Frankreich und natürlich aus Deutschland nach Faenza – wo sie mit einer unglaublichen Vielfalt an Bearbeitungstechniken und Gestaltungsvarianten zeigen, was sich alles aus einem Klumpen Erde machen lässt. Mit dabei war auch der Kunsthandwerker Ralf Dostmann aus Seifertshofen, der nur deshalb einen der sehr begehrten Standplätze auf dieser Verkaufsmesse bekam, weil er die Partnerregion Ostalbkreis repräsentiert. In der Aalener Partnerstadt Cervia wurde im Stadtteil Milano Marittima der „Ostalb-​Kreisverkehr“ von der Delegation in Augenschein genommen. Dort haben Kommunen zum Beispiel die Bergwerkstradition in Aalen mit geschnitzten, lebensgroßen Figuren in Erinnerung gerufen und natürlich mit sehr vielen Blumen den Platz im Zentrum der Stadt gestaltet. RZ-​Redakteur Gerold Bauer, der sich als Vorstandsmitglied des Segelclubs Aalen mit Präsident Massimo Zolli vom „Circolo Nautico Amici della Vela“ (Seglervereinigung von Cervia) traf, legte am Wochenende den Grundstein für eine nautisch inspirierte Vereinskooperation zwischen dem Ostalbkreis und der Provinz Ravenna. Ins Auge gefasst wurde zm Beispiel die Beteiligung von jungen Seglern von der Ostalb am Trainingslager in Cervia. Der heutige Montag wird geprägt durch einen Besuch der Provinzhauptstadt Ravenna, die nicht zuletzt aufgrund ihrer historischen Baudenkmale immer einen Besuch wert ist. Im Provinzgebäude wird dort zur Bekräftigung der Partnerschaft von Landrat Klaus Pavel und seinem italienischen Pendant Claudio Cassadio eine Urkunde unterzeichnet.
Außerdem findet dort heute eine international besetzte Diskussionsrunde zum Thema „Perspektiven der Europäischen Union sowie die Rolle der lokalen Institutionen“ statt. Ein weiterer Höhepunkt wird am Abend das Konzert der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg in Faenza sein.

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