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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Auch aus dem Gmünder Raum kommt Hilfe, die in Madagaskar dringend gebraucht wird – das Ehepaar Roter berichtet davon

Ute Rother weiß, wie schlimm es um die Straßenkinder Madagaskars bestellt ist – seit über 19 Jahren organisiert und begleitet sie Hilfsaktionen. Jetzt hat sie dem„Zaza Faly“-Projekt erstmals selbst einen Besuch abgestattet, war angetan von der Arbeit dort und völlig entsetzt beim Blick auf all das Elend.

Montag, 28. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Im Hochland betteln die Menschen nicht um Geld oder Süßkram: Da ist eine Flasche Wasser Luxus. Die schmerzhaft dünnen, ausgezehrten Kinder zu sehen, die schier unvorstellbare Armut und vor allem die allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit hat Ute Rother zutiefst berührt und bestärkt darin, sich mehr denn je einzusetzen für die Straßenkinder von Madagaskar.
Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie sich zu einer 17tägigen Madagaskar-​Rundreise entschlossen. Prof. Dr. Lothar Rother, von Haus aus Geograph, Begründer und Macher der Gmünder Seniorenhochschule, war natürlich gleich dabei: Als sich die Insel vor über 100 Millionen Jahren vom afrikanischen Festland abspaltete, nahm die Evolution dort einen anderen Verlauf. Nur hier entwickelten sich die Lemuren, die Rothers ebenso bewunderten, wie die viele hundert Jahre alten Baobabs, Affenbrotbäume.
Vor allem im Gespräch mit Madagassen wurde deutlich, wie sehr die Insel durch die nun seit mehr als vier Jahren andauernde Misswirtschaft unter einer selbst ernannten „Übergangsregierung“ in die Krise geraten ist. Rund 80 Prozent der Menschen auf dem Land und mittlerweile auch weit über die Hälfte der Stadtbevölkerung leben unter der Armutsgrenze; die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen liegt bei über 60 Prozent, was niemanden wundert, der die ausgemergelten Mütter sieht und die völlig fehlende Hygiene in den Elendsbehausungen.
Kern des zu einem großen Teil von Zaza Faly finanzierten Manda-​Projektes ist die Sozialstation Tsiry, Anlaufstation mit Essen, Hygieneprogramm, medizinischer Versorgung und ersten Impulsen für Schulbildung und Talentförderung für 300 Straßenkinder. Dank der Hilfe aus Deutschland wurden im vergangenen Jahr zudem 66 Schülerinnen und Schüler in drei Schulprogrammen untergebracht. Wichtig sind dabei Angebote für drei– und vierjährige Kinder, denn nur wenn die Kleinen untergebracht sind, können die größeren Geschwister zur Schule gehen. Immerhin 17 Kinder haben im Sommer ihr erstes Schuldiplom erreicht, mit dem sie auf eine weitergehende Schule wechseln konnten; für sie war eine medizinische Generaluntersuchung fällig, ohne die kein Straßenkind in einer staatlichen Schule aufgenommen wird.
Aktuell werden 114 Kinder, die mittlerweile an einer staatlichen Schule lernen, finanziell unterstützt – bei Schulgeldern, Einschreibegebühren, Schulmaterialien oder auch einer warmen Mahlzeit. Für einige Familien gibt es Mietzuschüsse oder gar Mikrokredite; ein Teil der Spenden fließt in eine Übernachtungsunterkunft für „Notfälle“ und Kinder, die lernen sollen, was es heißt, so etwas wie ein Daheim zu haben. Zunehmend wichtig werden die Ausbildungsprojekte, für die sich Ute Rother bei ihrem Besuch viel Zeit nahm – Manda-​Leiterin Miarintsoa Razanakiniaina machte sie mit „Vony“ vertraut, – Unterkunft und Ausbildung zu Näherin bzw. Weberin für 15 Mädchen –, und mit „Felana“, wo 14 angehende Schreiner lernen und arbeiten. Den jungen Leuten werden 20 Prozent ihres Verdienstes ausbezahlt, die anderen 80 Prozent legt Manda gewinnbringend an; das Geld hilft später beim Übergang in ein selbstständiges Leben, fernab der Straße.

Hintergrund:

Im Gmünder Raum ist der bereits 1994 in Berlin gegründete Verein Zaza Faly ein Begriff, der zunächst eigenständig tätig war und in der Hauptstadt Antsirabe ein Heim unterhielt.
1995 hat eine junge Bettringerin, Nicole Esswein im damals noch von Zaza Faly betriebenen Straßenkinderheim mitgearbeitet. Das war Anlass für die Bettringer Kirchengemeinde St. Cyriakus, den Reinerlös des Fronleichnamsfestes zu spenden und das Projekt nicht aus den Augen zu verlieren.
Den Straßenkindern wird seit 1999 von der madagassischen Nichtregierungsorganisation Manda unter einheimischer Leitung in der Hauptstadt Antananarivo geholfen. Förderverein Zaza Faly unterstützt „Manda“ finanziell und übernimmt eine Kontrollfunktion
Bis heute befasst sich der Bettringer Ausschuss MEF (Mission — Entwicklung — Frieden) mit dem Projekt, organisiert Flohmärkte, Benefizkonzerte, den Transport von Hilfsgütern und anderes mehr, das zum Teil von Scheffold-​Gymnasium und Uhlandschule unterstützt wurde bzw. wird. Auch Ute Rother bringt sich ein – mit dem Verkauf von gespendetem Obst und selbst fotografierten und gestalteten Karten.



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