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Nachrichten Ostalb

Bilanz des kurzen und heftigen Orkans: Verletzte und beträchtliche Sachschäden

Kurz und heftig war der Orkan, der am Dienstag durch Ostwürttemberg fegte. Polizei, Rettungsdienste und vor allem die Feuerwehren registrierten bis weit in die Nacht hinein und auch teils noch gestern Morgen hunderte Notrufe.Verletzte und beträchtliche Sachschäden sind zu beklagen.

Mittwoch, 22. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 56 Sekunden Lesedauer

Die Wetterdienste hatten die Unwetterwarnung mit dem einher gehenden Temperatursturz schon 48 Stunden vorher heraus gegeben. Doch dass die Unwetterfront daher kommt wie ein Orkan, darauf waren viele nicht gefasst. Ungesicherte Gartenmöbel und Kindertrampoline wurden ab cirka 19.30 Uhr zu Geschossen. Verhängnisvoll auch: Viele Bäume sind noch voll belaubt und boten daher die beste Angriffsfläche für die schlagartigen Orkanböen, die sich schon nach einer Viertelstunde zu einem normalen Herbststurm abschwächten.
Doch bis dahin war in den Notrufleitungen von Polizei und Rettungsleitstelle der Teufel los. Praktisch alle Feuerwehren im Ostalbkreis und auch im Raum Alfdorf wurden losgeschickt, um Straßen zu räumen und Sturmschäden zu beseitigen. Der Gmünder Feuerwehrkommandant Ralf Schmaberger berichtet von 25 Einsätzen im Stadtgebiet, vor allem aber auch in den höher gelegenen Stadtteilen. Fast alle Abteilungen waren gefordert. Alle Hilfeleistungen, so beschreibt der Gmünder Feuerwehrchef, habe man eh nicht registrieren können, weil auf dem Weg zu und von den gemeldeten Einsatzstellen auch jede Menge kleinere Aktionen wie Wegräumen von Geäst oder Aufrichten von umgestürzten Bauzäunen bewältigt habe. Sehr bewährt hat sich bei dieser Großschadenslage auch wiederum das dezentrale Gmünder Feuerwehrsystem mit ortskundigen Abteilungen in allen Orten.
Los ging’s um 19.47 mit den ersten Notrufen für die Feuerwehr Lorch. Kurze Zeit später krachte es im Raum Gmünd. Glück im Unglück hatte ein Fahrradfahrer im Schießtal, der um haaresbreite von einem umstürzenden verfehlt wurde; der Drahtesel war nur noch Schrott. Der 45-​Jährige kam mit leichten Verletzungen davon. Schlimmer erging es wenig später einem Autofahrer auf der Ziegelstraße in Aalen: Eine Eiche stürzte auf seinen Pkw und durchschlug die Windschutzscheibe. Der 45-​jährige Fahrer wurde schwer verletzt im Ostalbklinikum Aalen aufgenommen. Am Fahrzeug entstand Toalschaden. Auf dem Härtsfeld, in Aalen und in Dewangen kam es zu drei weiteren Unfällen mit umstürzenden Bäumen.
Auf einem Sportplatz in Rudersberg erlitten zwei Zuschauer eines Fußballspiels Prellungen und Gehirnerschütterungen, weil sie von Teilen eines Wellblechdachs getroffen wurden. Die Sportveranstaltung wurde sofort abgebrochen.
Teile eines Kamins stürzten in Wasseralfingen auf einen geparkten Pkw. Schaden noch nicht bekannt. Im Schießtal, am Buchhölzleweg und in Hussenhofen fielen Bäume auf mehrere geparkte Autos.
In Heubach wurde ein Trampolin etwa 300 Meter durch die Luft gewirbelt und flog gegen zwei Pkw. Der Blechschaden insgesamt geht in die Zehntausende. Häufig bereiteten Kindertrampoline Sorgen, weil sie relativ leicht sind und eine große Windangriffsfläche bieten. In Wustenriet musste ein solches Kindersportgerät von einem Dach geborgen werden.
An zahlreichen Baustellen im Ostalbkreis wurden Verkehrszeichen und Baustellenabschrankungen umgeworfen. An der Modepark-​Baustelle an der Pfitzerkreuzung flog eine 35 qm große und etwa eine Tonne schwere Schaltafel zu Boden.
Eine große Anzahl von Straßen im gesamten Kreisgebiet und auch rund um Alfdorf waren durch entwurzelte Bäume blockiert. Insgesamt mussten im Raum Gmünd, Aalen und Alfdorf etwa 20 Straßen gesperrt werden. Überall heulten die Kettensägen der Feuerwehr. Besondere Aufmerksamkeit widmete die Gmünder Feuerwehr der schnellstmöglichen Räumung der alten B29-​Ortsdurchfahrung, weil der Einhorn-​Tunnel unglücklicherweise in dieser Nacht wegen Wartungsarbeiten gesperrt war.
Berufsverkehr am Morgen überwiegend ohne Behinderung
Rund 350 Notrufe gingen am Dienstagabend allein in der Notrufzentrale des Polizeipräsidiums Aalen ein, rund die Hälfte davon bezog sich auf den Ostalbkreis. Einen ähnlichen „Ansturm“ erlebte die Rettungsleitstelle. Auch gestern Morgen trudelten einzelne Notrufe und Meldungen über Schäden, die erst bei Tagesanbruch bemerkt wurden
Dem Einsatz von hunderten Feuerwehrleuten und Bauhofmitarbeitern war es zu verdanken, dass der morgendliche Berufsverkehr von Sturmnachwirkungen weitgehend unbeeinträchtigt fließen konnte.
Das Wetter brach nach Beobachtung der Polizei aus Süd-​Südwest aus dem Räumen Göppingen und Waiblingen in den Ostalbkreis ein, ging über Schwäbisch Gmünd und Aalen nach Nordost und verschonte weitgehend den Ellwanger Raum. Der Sturm verließ gegen 22.30 Uhr den Ostalbkreis.
Die Orkanböen haben vor allem den Himmelsgarten des vor zehn Tagen geschlossenen Gartenschaugeländes zersaust. Im „Gmünder Gärtle“ gingen ziemlich viele Einmachgläser zu Bruch. Etliche Fahnenmasten knickten um, der Rest zeigt deutliche Schieflage. Im Urweltgarten verlor einer der Dinosaurier sein Gleichgewicht. Am Aussichtsturm Himmelsstürmer wurde ein Pavillon davon gepustet; die Trümmer fand das Aufsichtspersonal am Morgen etwa 200 Meter weiter bei den Gänsen am Streichelzoo, die allesamt mit dem Schrecken davon kamen.

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