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Nachrichten Rehnenhof-Wetzgau

Starke Oberarme sind im Skypark ein Muss

Wenn man in die Tiefe schaut, kann einem schon schwindelig werden. An manchen Stellen geht es bis zu 15 Meter hinunter. Das sich hier auch Rollstuhlfahrer zwischen Baumwipfeln entlang hangeln können, scheint auf den ersten Blick unglaublich.

Dienstag, 01. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 8 Sekunden Lesedauer

Von den zehn Parcours des Kletterwalds zwischen dem Landschaftspark Wetzgau und Gästezentrum Schönblick wurde einer speziell für mutige Rollstuhlfahrer konzipiert.
Der 75 Meter lange Rollstuhl-​Parcours ist mit neun Hindernissen versehen, die den Gehbehinderten einiges abverlangen. „Es handelt sich um einen Geschicklichkeits-​Parcours. Mit dem Rollstuhl muss man den besten und einfachsten Weg finden“, erzählt der Geschäftsführer des Skypark, Norbert Friedel. Zum Beispiel muss der Rollstuhl auf zwei dünne Holzbrettern zur nächsten Plattform manövriert werden. Dabei ist Konzentration und Wendigkeit gefragt. Die Teilnehmer können sogar an einem Seil durch die Luft gleiten.
Der 18-​jährige Alexander Boigner sitzt aufgrund eines schwer kombinierten Immundefekts im Rollstuhl. Er durfte bereits vor vier Wochen zum Ersten Mal den Parcours testen. Gestern wagte er sich wieder in die Luft. Ihm zur Seite stand Ludwig Rettenmaier, ebenfalls Geschäftsführer des Skypark, um ihn in die Sicherheitsvorkehrungen einzuweisen und zu helfen, falls Alexander nicht mehr weiterkommt. Geschickt absolvierte er jedes Hindernis, doch ab und zu war er doch auf die Hilfe seines Betreuers angewiesen. „Auch als Rollstuhlfahrer wünscht man sich hin und wieder eine Herausforderung“, so Alexander. „Natürlich versuch man selbständig den Parcours zu meistern, doch zwischendurch ist man froh wenn einem eine helfende Hand zur Seite steht“. Jedes Hindernis habe ihre Schwierigkeit, daher werden unterschiedliche Fähigkeiten abverlangt. Trotz allem fühle man sich jeden Moment sicher. „Aber wahrscheinlich packt nicht jeder Rollstuhlfahrer den Parcours, da er starke Oberarme erfordert und man ziemlich fit sein muss“, findet Alexander, der in seiner Freizeit viel Tischtennis spielt.
Für Norbert Friedel ist Vertrauen das oberste Gebot. „Wir wollen, dass die Teilnehmer die neun Hindernisse so gut wie nur möglich alleine absolvieren. Doch sie müssen wissen, dass ihnen jederzeit geholfen wird. Meist reicht es, wenn sie nur sehen, dass die Betreuer anwesend und sofort einsatzbereit sind. Dieses Gefühl der Sicherheit lässt sie auch die Hindernisse überwinden, bei denen sie glaubten sie nicht zu schaffen“.
Oft sind auch Eltern dabei, die ihre Kinder durch den Parcours schieben, doch dass sei nicht der Sinn des Rollstuhl-​Parcours. Der Ablauf ist dabei nicht festgelegt. Zu Beginn wird man erst an an die Höhe gewöhnt, und dann könne man entscheiden ob man weiter wolle. Nach der offiziellen Eröffnung werden mindesten zwei Betreuer vor Ort sein, die über die Sicherheit wachen. Dabei mache es kaum keinen Unterschied ob die Besucher im Rollstuhl sitzen oder nicht. Das einzig Knifflige sei die Befestigung des Rollstuhls an die jeweiligen Person, da jedes Modell individuell angepasst werden muss.
Doch auch Menschen mit einer geistigen Behinderung können den Skypark nutzen. Der Baumwipfelpfad hat keine Hindernisse und kann bequem begangen werden. Doch auch dafür sind bestimmte motorische Fähigkeiten erforderlich, die für die Personen große Überwindung bedeuten. Jörg Sadowksi von der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd kann sich gut vorstellen, den Skypark mit einer regelmäßig organisierten Gruppe zu besuchen. „Es wäre schön, wenn wir irgendwann den kompletten Kletterwald absolvieren könnten, doch das ist natürlich noch Zukunftsmusik“.

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