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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Keine andere ist wie sie: Rückkehr der staufischen Madonna in die Johanniskirche

Viele sagen, sie wäre im Museum besser aufgehoben. Münsterarchitekt a.D. Hermann Hänle lächelt: Es gibt für die staufische Madonna keinen besseren Platz als die Johanniskirche.

Donnerstag, 15. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 4 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Im September 2010 wurde sie weggebracht von diesem Ort, an dem sie wahrscheinlich über 800 Jahre stand. Zuerst sicherte sie sich bei der Stauferausstellung in Mannheim den ihr gebührenden Ruf in der Fachwelt, dann bereicherte sie im Gmünder Museum die Stauferausstellung 2012 und die Madonnenausstellung 2013. Jetzt ist es an der Zeit, nach Hause zu kommen. Hermann Hänle, Prof. Dr. Hubert Herkommer und Michael Belko vom Münsterbauverein bereiten die „Rückkehr“ vor, die von der Münstergemeinde und allen, die an der Madonna interessiert sind, am Sonntag gefeiert wird.
Wie alt sie wirklich ist, diese „staufische Madonna“ weiß niemand. Mittlerweile heißt es, sie sei spätestens im späten 12. Jahrhundert entstanden. Sicher ist, dass es keine gibt wie sie. In der Reihe romanischer Marienplastiken ist sie einzigartig; auch zwischen ihr und der anderen Gmünderin, der um 1350 entstandenen mit vielen Emotionen verbundenen gotischen Maria des Münsters, liegen Welten und eine ganz andere Religiosität. Bis heute ist kein Vorbild für die Staufermadonna bekannt; allenfalls gibt es Anleihen an den im 5. Jahrhundert in Byzanz entwickelten Typus der Maria Nikopoia, Siegbringerin, zurückgehend auf das Dogma des Konzils 431 von der Gottesmutterschaft Mariens.
So vieles ist zu entdecken an dieser Skulptur; der Steinmetz benutzte den Meißel filigran wie den Stichel eines Holzschnitzers oder das Werkzeug eines Goldschmieds. Maria trägt ihr Haar gescheitelt und geflochten zugleich – Mutter und Jungfrau in einem. Das Kind dieser Maria ist ein kleiner Erwachsener; die beiden tragen die gleichen plissierten Brustschlitztuniken, auch die Gürtel sind identisch – sie ist die Mutter, er Gott, dessen Geschöpf sie damit ist – im Mittealter einer der großen theologischen Fragestellungen. Maria reicht ihrem Sohn als neue Eva den Apfel, der in ihrer Hand zur heilsbringenden Frucht wird. Er greift mit der Linken zu, mit der Rechten segnet er.
Es ist ein ein Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf, wie es Herkommer formuliert: Dr. Hermann Kissling vermutete um die Jahrtausendwende, die Madonna habe einst den Vorgängerbau des Münsters geschmückt. Sicher ist, dass sie vor 1972 als Pfeilermadonna an der Südwestecke der Johanniskirche aufs Münster blickte – dort steht heute eine Kopie –, bis sie am Choreingang aufgestellt wurde. Dort wird sie in wenigen Tagen wieder zu sehen sein.
Die „Rückkehr“ der Staufischen Madonna am kommenden Sonntag, 18. Mai, in der Johanniskirche wird auch anlässlich des Internationalen Museumstages begangen:
Von 10 bis 10.30 Uhr gibt es Orgelmusik mit Münsterorganist Stephan Beck.
Von 14 bis 14.30 Uhr bietet Michael Belko vom Münsterbauverein eine Führung an, „Von der Romanik zur Neo-​Romanik – 800 Jahre Johanniskirche“, Treffpunkt am Westportal (Johannisplatz), Eintritt frei, um Spenden für die Sanierung wird gebeten.
Von 18 bis 19 Uhr gibt es eine feierliche Maiandacht – verschiedentlich werden falsche Uhrzeiten genannt – mit der „Rückkehr“ der Madonna in den Chorraum der Johanniskirche; musikalische Gestaltung durch den Münsterchor und Münsterorganist Stephan Beck. Marienlieder aus mehreren Jahrhunderten werden gesungen.

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