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Einvernehmen zur Bauvoranfrage des Landgasthofs „Hölzle“ erteilt

Einstimmig wurde im Rahmen der Waldstetter Gemeinderatssitzung das Einvernehmen zur Bauvoranfrage des Landgasthofs „Hölzle“ in Weilerstoffel erteilt. Zuvor hatten sich die Anlieger zu Wort gemeldet und Bürgermeister Michael Rembold erneut eine Unterschriftenliste übergeben.

Freitag, 19. September 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

WALDSTETTEN (nb). Der Hotelneubau mit 35 Zimmern, 53 Betten, einer Tiefgarage und weiteren Parkplätzen soll neben dem bestehenden Landgasthof entstehen; der Bauvoranfrage wurde bereits im Mai dieses Jahres durch den Bau– und Umweltausschuss das Einverständnis erteilt. Wiederholt hatten sich seitdem Anwohner zu Wort gemeldet und auch in Leserbriefen ihre Sorgen geäußert. Sorgen, die fraktionsübergreifend ernstgenommen werden.
Bürgermeister Rembold gab zunächst einen kleinen Rückblick, verwies auf die Änderungswünsche des Bauausschusses, die Anliegergespräche mit Wirtsleuten, Architekten und unmittelbar betroffenen Anwohnern sowie Gesprächen mit dem Landratsamt. „Wir haben uns ein Stück weit in der Vermittlerrolle gesehen“, so Rembold. Bei städtebaulichen Angelegenheiten sei es immer ein Ringen und auch ein subjektives Empfinden, das stattfinde, erklärte er weiter. Er habe Verständnis für die Sorgen der Anwohner, so der Waldstetter Bürgermeister, der dennoch sagte: „Wir sollten nicht emotional reagieren, sondern uns am Baurecht orientieren.“ Rembold dankte dafür, dass stets offen und konstruktiv diskutiert worden sei und sagte: „Wir sind mit dem Thema nicht leichtfertig umgegangen.“
Architekt Rapp stellte die Änderungen vor; unter anderem wurde die Tiefgaragenzufahrt dahingehend korrigiert, dass diese an die alte Tiefgarage angeschlossen wird. Eine weitere wesentliche Änderung ist, dass im vorgelegten Entwurf das Gebäude um einen Meter herabgesetzt wurde.
Die Gemüter der Anwohner aus Weilerstoffel konnte das natürlich nicht beruhigen. Sie sprachen dennoch von einem überdimensionierten Gebäudekomplex. „Wir sind keine Hotelgegner. Wir sind an einem Kompromiss interessiert“, wurde in der Sitzung seitens eines Anliegers betont. Dass es aber bereits jetzt deutliche Probleme gibt, die nicht nur im Zusammenhang mit dem Neubau stehen, war erneut offensichtlich. So wurde die Sorge geäußert, dass sich das Parkplatzproblem ebenso wie die bereits jetzt schlechte Verkehrssituation weiter verstärken wird und auch die Anzahl der Feste und Feiern zunehmen werden. Das Hotel, so lautete ihr Kompromiss, solle sich an dem Geländeverlauf orientieren; also Terrassenförmig verlaufen. Weiter wurde die Sorge geäußert, dass eine bestimmte Organisation im Hintergrund stehe.
„Wir bitten um das Gebot der Rücksichtnahme“, so der Anwohner, der die Bedenken vortrug, zugleich aber darauf verwies, dass man keinen Sprecher berufen habe. Anschließend überreichte er Bürgermeister Rembold eine 76 Namen umfassende Unterschriftenliste. Ein weiterer Bürger aus Weilerstoffel äußerte Bedenken, dass durch die insgesamt 70 Meter bebaute Länge die Feuchtigkeit vom Bach nicht mehr aufsteigen könne. Außerdem sei es die Regel, dass die Anlieger am Wochenende keine Ruhe hätten.
Ein anderer Anwohner meinte: „Die wuchtige Bebauung hat sich durch die Herabsetzung um einen Meter nicht geändert.“
Anschließend nahmen die Fraktionen Stellung. „Wir stecken in einem riesigen Problemfall“, so Dieter Engelhardt, der im Rahmen der gestrigen Sitzung zum FWV-​Fraktionssprecher gewählt wurde. Er sehe das Problem im Altbau, nicht im Neubau, meinte er. Es war das einzige Mal, dass im Laufe der Diskussion in den Zuschauerreihen applaudiert wurde. Bei der Feststellung, dass es an der Neubauvariante nichts auszusetzen gebe, war dies dann natürlich nicht der Fall.
Auch Veronika Gromann, UB-​Fraktionssprecherin, meinte: „Der Neubau wirkt weniger problematisch als der Altbau.“ Mit dem nun vorliegenden Entwurf könne man leben. Gleichzeitig beschrieb sie aber auch das Dilemma, in dem sie und die anderen Gemeinderäte sich befinden und machte dabei auch auf die wenige Minuten zuvor gesprochene Verpflichtungsformel der neu– bzw. wiedergewählten Gemeinderäte aufmerksam: „Ich gelobe Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten, insbesondere gelobe ich, die Rechte der Gemeinde gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern.“ Das Wohl des einen Bürgers sei nicht das Wohl des anderen Bürgers, beschrieb Gromann das Problem. Außerdem gebe es ein Baurecht, „dem müssen wir uns fügen“. Und wenn es darum gehe, den Frieden zu wahren, dann seien letztlich alle in Weilerstoffel gefordert.
Und Hans-​Josef Miller, der gestern zum Fraktionssprecher der CDU gewählt wurde, sagte: „Wir nehmen die Ängste ernst, rechtlich gesehen haben wir aber keine Chance.“ Das Dilemma sei nicht wegzudiskutieren. Zugleich machte er darauf aufmerksam, dass durch die Planänderungen Bemühen feststellbar sei. Nicht unerwähnt ließ er auch die Freude des Gemeinderats über die allgemeine Investitionsbereitschaft der ansässigen Betriebe. Die Wirtsleute, sprach er ganz gezielt die bereits bestehenden Probleme an, müssten Sorge dafür tragen, dass die Lärmbelästigungen nicht weiter zunehmen. Anschließend wurde das Einvernehmen zur Bauvoranfrage erteilt.
Bürgermeister Rembold machte die Anwohner darauf aufmerksam, dass der Prozess noch nicht zu Ende sei und auch weiterhin gemeinsame Gespräche geführt werden können.
Es war der elfte von insgesamt 15 Tagesordnungspunkten; für die Bürger aus Weilerstoffel, die zur Sitzung gekommen waren, war es der letzte – sie hatten genug und verließen teils zerknirscht den großen Sitzungssaal.

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