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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Am ersten Dezemberwochenende trennt sich der Museumsverein vom Rest der Zinnsoldaten-​Sammlung

Er schlägt sich in Schlachten aus 3000 Jahren Menschheitsgeschichte, kämpft mit Lendenschurz, Rüstung und Gasmaske, im Indianerdorf und im Schatten der Sphinx: Der Zinnsoldat hat gar keine Wahl, als standhaft zu sein. 2000 von seiner Art werden jetzt vom Museumsverein im Prediger verkauft.

Freitag, 27. November 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer

Schwäbisch Gmünd (bt). Keine Frage: Mit der Übernahme der rund 40 000 Exponate umfassenden Zinnfigurensammlung des Museums hat der Museumsverein vor Jahren eine zeit– und kraftraubende Aufgabe übernommen. Freilich auch eine, die sich fürs Museum auszahlt, seit tausende Spanholz– und Pappschächtelchen samt Inhalt in wochenlanger Arbeit sortiert und anhand alter Kataloge klassifiziert wurden. Mit ein bisschen Glück erleichterte die eingestanzte Nummer der Einzelfiguren die Zuordnung, ansonsten musste recherchiert werden. „Die Franzosen mit den roten Hosen, mit den gelben Epauletten fressen gerne Omeletten“, wusste mal jedes Kind. Aber die weißen Manschetten hier, die chinesische grüne Fahne dort exakt zuzuordnen war richtig schwierig. Auktionator Olav Hebbel hat einen Großteil der Sammlung übernommen, aber die Figuren mit lokalem Bezug – Württemberger, Badener, Römer und Germanen – und einige Raritäten blieben in Gmünd. Bei der ersten Versteigerung 2007 wurden für rund 900 Figuren über 4000 Euro bezahlt.
Günther Herb, der der Sammlung sehr viel Zeit geschenkt hat, und der Vorsitzende des Museumsvereins Ulrich Majocco stellten den Rest-​Bestand gestern vor – 2000 Figuren, die jetzt zum Verkauf angeboten werden. Sie eigenen sich fürs Nachspielen historischer Begebenheiten ebenso wie für phantastische, Raum und Zeit überwindende Abenteuer: Was lässt sich nicht alles mit Sphinx und Pyramide anfangen, mit Dschunke, japanischem Schlachtschiff und Doppeldecker.
Sammler werden interessiert sein, die Eitel von Hohenzollern suchen, Cortez, „Wellington haltend“, Georg von Frundsberg oder Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Grenadiere, Zuaven, Kürassiere, Dragoner, Tartaren laufend, kniend, fechtend, rastend. Württembergische Reiter sind ebenso im Angriff zu sehen wie Germanen, Skythen und Altgriechen. Ebenso erwartet werden begeisterungsfähige Nostalgiker, die sich Kindheitswünsche erfüllen, oder Historiker, die altrömische Prätorianer für ein museumsreifes Diorama suchen. Sie alle werden fündig. Können Indianer im eilends aufgebauten Lager oder auf der Büffeljagd sehen, durch die Lande ziehende Hunnen, badische Jäger beim Biwak, beim Tränken der Pferde, beim Feuerentfachen, und immer wieder im Kampf. Stolpernde und Sterbende, vom Pferd Fallende. Soldaten, die für 3000 Jahre Krieg stehen.
Der Löwenanteil der Gmünder Zinnfigurensammlung, insgesamt 30 000 Miniatursoldaten vor allem von Heinrichsen, aber auch von der Firma Kieler, wurden der Stadt in den 30er Jahren von der Witwe eines Sammlers zur Verfügung gestellt, wo sie in ihren Schächtelchen allmählich der Zinnpest zum Opfer fallen drohten; außerdem gab es über die Jahre einen gewissen Schwund – insbesondere Fahnenträger und Reiter, so die Erfahrung der Museumsleute, neigen dazu, plötzlich zu fehlen. Mit dem Erlös der jetzigen Auktion soll, wie bereits 2007, das Gmünder Museum unterstützt werden.
Zum Anschauen und zum Kaufen ausgestellt sind die Figuren am Samstag und Sonntag, 5. und 6. Dezember, jeweils von 11 bis 17 Uhr im zweiten Obergeschoss des Museums im Prediger. Die RZ berichtet am Freitag

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