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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Mit Mut und mit Freude Kunst erfahren: Jugendkunstschule stellt sich vor

In der Gmünder Jugendkunstschule soll Kindern vieles von dem vermittelt werden, was ihr Leben reicher macht, was ihnen auch mehr und mehr abverlangt wird – im Schulalltag aber unterzugehen droht. Zum Start am Montag wollte die RZ mehr wissen

Montag, 23. Februar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 55 Sekunden Lesedauer

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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Gmünds jüngste Schule beinhaltet eine Bündelung bestehender Kreativangebote ebenso wie eine ästhetische Grundbildung, vergleichbar dem Konzept der Musikschule. Am Freitag gab es im museumspädagogischen Raum im Prediger – direkt neben dem Refektorium –, Gelegenheit, sich über Kurse zu informieren, Dozentinnen und Dozenten kennenzulernen, Fragen zu stellen und Kurse zu buchen; das ist im Übrigen auch heute möglich.
Silke Haarer steht für die Kunstpädagoginnen und –pädagogen, die seit vielen Jahren mit ganz bemerkenswerten Projekten dieser Schule den Weg bereitet haben. Sie spricht vom Spannungsfeld der Kunst: „Künstlerisches Gestalten ist nicht nur dazu da, etwas Schönes, Dekoratives, Entspannendes, Abwechslungsreiches zu machen, sondern entwickelt und fordert weitaus mehr.“ Dabei geht es immer auch um die Herausforderung, vor einer Staffelei zu stehen, um die Idee im Kopf, um die Angst vor dem Anfang, die Freude an der Farbe. Es geht um Leere und die Vielfalt der Möglichkeiten. Der künstlerische Prozess verlange und entwickle Mut, neue Wege, Durchhaltevermögen, Entscheidungen, Umgang mit Fehlern, Lösungsstrategien, soziales Miteinander und anderes mehr – Dinge, die weit über die Schulbildung hinaus fürs Leben angelegt werden. Die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Urteil anderer, auch vor dem ersten Schritt, ist großes Hindernis, wenn es darum geht, neue Fähigkeiten zu entwickeln und den Mut aufzubringen, sie auszuprobieren. Überwinden lässt sich diese Angst nach Ansicht Silke Haarers nur, wenn Vertrauen geweckt wird. „Das kreative Selbstvertrauen wieder entdecken, dabei müssen wir unseren Kindern helfen.“
Albrecht Vogel, der ehemalige Vorsitzende des Kunstvereins und einer der Initiatoren der Jugendkunstschule, spricht vom Autofahren, das nach visueller Einschätzung der Verkehrssituation erfolge, vom täglichen Einkaufen, von der Suche nach Verlegtem – das alles habe mit Farben und Formen zu tun. Durch die bildnerischen Kurse wolle man die visuelle Dimension, also das Sehen, das Wahrnehmen der Kinder entwickeln. Vogel: „Denken und Handeln im bildlichen Bereich entwickelt eine wichtige Dimension des menschlichen Bewusstseins, ohne die wir nicht auskommen.“ In den geplanten Kursen müssten Teilnehmer erfinden, verändern, formulieren. Schritt um Schritt würden sich die Kinder ihrer eigenen Lösungen bewusst, würden erfindungsreicher und sensibler, und sie lernten, andere Lösungen zu akzeptieren. Sie verfeinerten ihr Sehen, differenzierten, deuteten. Das Bildermachen sei ein sehr individueller Vorgang, an dem man lerne und Freude habe.
Ina Siebach-​Nasser, Leiterin der Jugendkunstschule, erklärte, warum kulturelle Bildung so wichtig ist: „Weil Kinder lernen können, sich mit künstlerischen Themen zu beschäftigen, kreativ zu sein, sich aktiv auszudrücken – ganz ohne den Leistungsdruck der Schule“. Kinder sollten Ausdrucksmöglichkeiten kennenlernen, erkennen, dass „es völlig in Ordnung ist, irgendetwas nach eigenen Vorstellungen zu machen“ – und dabei geschult werden im Umgang mit Techniken und Materialien. Es sei so wichtig, dass Kinder lernten, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Die Jugendkunstschule sei ein idealer Ort, um Ideen umzusetzen, „an Grenzen zu kommen, mit anderen im Kontakt zu stehen, von anderen zu lernen, andere von sich lernen zu lassen.“ Kunst kennenlernen, sagt Siebach-​Nasser, kann Identitätsstiftung sein. Und die Kinder erfahren sich ganz nebenbei als Teil der Gesellschaft, als „ein kleiner Teil der Stadt“ – immerhin sollen die Ergebnisse in Ausstellungen gezeigt werden.
Ihr Ziel ist, dass Schule und Stadt miteinander verwachsen. Damit die Kinder Kunstformen in Gmünd kennenlernen, werden auch Ateliers besucht. „Auf dem Weg zur Ausstellung _​zurück zur Werkstatt“ ist ein Workshop, aber auch genereller Ansatz. Kunst beobachten, in der eigenen Arbeit verarbeiten und als Inspiration aufnehmen, auch das ist Jugendkunstschule.
Das Programm reicht von der Frühen ästhetischen Bildung für Kinder von 3 bis 6 Jahren bis zur Mappenvorbereitung für angehende Kunst– und Designstudenten. Acht Kurse gibt es; „die Einrichtung muss wachsen“, sagt Ina Siebach-​Nasser. Finanziert wird das Projekt aus Beiträgen der Kursteilnehmer, kommunalen Zuschüssen, Sponsoring und Spenden sowie Landesmitteln. Die Stadt beteiligt sich mit 15 000 Euro jährlich an der Finanzierung der hauptamtlichen Geschäftsführung durch die VHS.

Der Grundkurs Ästhetische Bildung fängt am Montag an, gestaffelt in zwei Altersklassen – Sechs– bis Achtjährige und Acht– bis Zehnjährige. Eine Anmeldung ist auf der Homepage der VHS möglich, www​.gmuen​der​-vhs​.de; Infos auch unter isiebach-nasser@Gmuender-VHS,
Tel. 0 71 71 /​9 25 15 19

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