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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Wie der Rechberger Jens Heilig der 13-​jährigen Blutkrebspatientin Ela das Leben retten konnte

Heute ist sie eine bildhübsche junge Frau, die von einer Musicalkarriere träumt; allenfalls die Augen erinnern noch an das todkranke Kind, dem der Rechberger Jens Heilig vor zwei Jahren Stammzellen gespendet hat. Das rettete ihr das Leben. Und die Geschichte der beiden ist noch nicht zu Ende. Von Birgit Trinkle

Mittwoch, 26. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 39 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​RECHBERG. Gerade mal 30 Prozent Überlebenschance räumten die Ärzte ihr ein. Die Fotos, die damals entstanden sind, sind tränentreibend. All diese gezeichneten Kinder und Jugendliche, die so verzweifelt versuchten, tapfer zu sein. Todesanzeigen machen deutlich, wie viele andere junge Krebspatienten, mit denen Michaela „Ela“ Waidhauser damals befreundet war, es nicht geschafft haben. Ela lebt, weil sie einen Blutsbruder gefunden hat.
Der wusste zunächst gar nicht, wie ihm geschah. Typisieren und bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, registrieren lassen hatte sich Jens Heilig 1998, als er noch Schüler war und das HBG sich an einer Typisierungsaktion im Prediger beteiligte. „Vermutlich hat man uns damals freigegeben“, lächelt er; wirklich große Bedeutung hatte die Aktion offenbar nicht für ihn. Als er dann aber rund zehn Jahre später erfuhr, dass er als Spender in Frage komme, hat er keine Sekunde gezögert.
Bei seinem Bericht wird deutlich, dass Stammzellenspenden auf den ersten Blick eine recht aufwändige Geschichte ist. Er musste zweimal zum Hausarzt, um sich Blut abnehmen lassen; in Tübingen standen EKG, Röntgen und anderes mehr an, bis er schließlich am 6.Mai 2008 unter Vollnarkose auf einer Liege lag, wo ihm aus dem Beckenkamm Stammzellen entnommen wurden — bei den meisten Spendern werden fünf Tage lang Medikamente verabreicht, durch die Stammzellen ins Blut gewaschen werden. Ist so eine Vollnarkose nicht riskant? Nee, sagt Jens Heilig; wenn Spitzenleute wie die Tübinger das übernehmen, müssen Patienten keine Bedenken haben. Und wirklich aufwändig sei’s auch nicht gewesen. Zudem: „Ich wurde behutsam auf den Eingriff vorbereitet und hätte jederzeit abspringen können“. Hätte er aber niemals gemacht. Soviel weiß der 31-​jährige Fachmann für Werkzeugmaschinen-​Software nämlich: Bei weitem nicht jeder Kranke findet einen Spender. Von zehn Übereinstimmungsmerkmalen hat sein Blut neun vorzuweisen – eine solche Chance, das stand fest, würde Ela wohl nicht mehr kriegen. Und man lässt doch kein Kind sterben.
Fotos der Eheleute Waidhauser aus jener Zeit lassen erahnen, was auch sie durchgemacht haben. Aber es hat funktioniert, sie haben ihre Kleine wieder; die neuen Aufnahmen zeigen eine glückliche Familie. Ela hat „meinem Lebensretter“ ein Fotobuch geschenkt, das einen Lebensweg nachzeichnet, der ohne ihn so ganz anders ausgesehen hätte. Zwei Jahre mussten die beiden warten, bevor sie Kontakt aufnehmen durften. Mit dieser Regelung beugt die DKMS Missbrauch vor: Wenn eine zweite Spende benötigt wird, könnte ein Spender von der betroffenen Familie Geld erpressen. Nach zwei Jahren aber gilt ein Patient als gesund.
Nach zwei Jahren das erste Treffen – vor laufender Kamera.
Vor einigen Wochen dann, auf den Tag zwei Jahre nachdem ihr neues Leben begonnen hat, war’s soweit, und dann gab’s kein Halten für Ela: „Was Du getan hast, ist unbezahlbar“, hat sie ihm geschrieben, „Du gehörst jetzt zur Familie“, und dass beide so vieles verbinde – nicht nur die Blutgruppe B+. Die Waidhausers und Jens engagieren sich weiter für die DKMS, wollen ganz viele andere motivieren, mitzumachen, sich typisieren und registrieren zu lassen, um gegebenenfalls ebenfalls Blutsbruder oder –schwester zu finden und Lebensretter zu werden; alle die jünger als 55 Jahre sind, so Ela, könnten und sollten das tun
Als eine Anfrage von RTL kam, hat Mama Waidhauser beschlossen, ein Überraschungstreffen ihrer Tochter mit Jens Heilig auf Burg Abenberg zu organisieren — in erster Linie im Wunsch dem Thema Öffentlichkeit zu schenken, aber auch, weil sie wusste, wie sehr ihre Tochter sich freuen würde.
Der Fernsehsbeitrag wird irgendwann im Juni gezeigt, im Rahmen der Reihe „Faszination Leben“. Eine weitere Fernsehsendung – „Hallo Deutschland“ – wird am Samstag, 24. Juli auf dem Rechberg gedreht (siehe rechts).

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