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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

20 Jahre Freundschaft mit Székesfehérvár: Wetzgauer Feuerwehr unternahm exakt zum Jahrestag der Partnerschaftsgründung viertägige Reise nach Ungar

Eine viertägige Flugreise nach Ungarn unternahm die Abteilung Wetzgau der Feuerwehr Schwäbisch Gmünd. Der 20. Jahrestag der Begründung der Städte– und Feuerwehrpartnerschaft zwischen Gmünd und Székesfehérvár gab dem Aufenthalt bei den ungarischen Freunden einen besonderen Anstrich. Ein Feuerwehr-​Unglück überschattete die Partnerschaftsvisite.

Samstag, 08. Oktober 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND. Allein schon der Hin– und Rückflug war für die 50 Teilnehmer ein Genuss. Als der zur Hälfte mit Passagieren aus Schwäbisch Gmünd gefüllte Jet auf dem riesigen Airport Frankfurt zum Start rollte, trübte keine einzige Wolke den leuchtend blauen Himmel, was auch bis zum Heimflug nach Stuttgart so bleiben sollte. In 8000 Metern Höhe ging’s zunächst am Main und dann immer an der Donau entlang in Richtung Budapest, wo sogleich auch der Überflug ein prächtiges Panorama auf die ungarische Metropole und sogar auf das Standquartier in Törokbalint (Partnerstadt von Süßen) bescherte.

Das Hotel durfte noch warten, denn der am Flughafen bereits auf die Ankunft seiner „Schützlinge“ bereit stehende Reisebegleiter und Dolmetscher Martin Balint aus Heubach lotste den Reisebus mit den Gästen aus Wetzgau zunächst für den gesamten Tag weit in die schier unendlichen Weiten der Puzsta hinein. Diese Steppenlandschaft mit unverbauten Blicken bis zum Horizont übt eine zauberhafte Faszination aus. Viele fühlten sich spontan an Wildwest-​Filme erinnert, als dann auch ein traditioneller Pferde– und Viehhof besucht wurde. Zünftig wurden die Besucher in einer umgebauten Scheune mit einem deftigen Gulasch und leidenschaftlicher Zigeunermusik empfangen. Dann ging es hinaus zu temperamentvollen und zirkusreifen Reitervorführungen, die nicht nur wegen der heftigen Staubentwicklung atemberaubend waren. Kutschen und Planwagen warteten anschließend zu einer holprigen Fahrt hinaus zu den Vieh– und Schafherden. Erstaunlich ist das trockene und karge Erscheinungsbild der Puzsta, während mit einfachen Ziehbrunnen dennoch sehr einfach der extrem hoch liegende Grundwasserspiegel erreicht werden kann. Die Puzsta-​Cowboys gaben Einblick in das einfache, abenteuerliche und stolze Leben ihrer Vorfahren. Zauberhaft und mit guten Weinen bereichert erlebte man den Sonnenuntergang und die hereinbrechende sternenklare Nacht.
Dann stand Budapest auf dem Programm. Mit viel Charme, Witz und ungarisch-​schwäbische Heimatkunde übernahm Martin Balint die Führung, zunächst zu herrlichen Aussichtpunkten, dann direkt ins samstägliche Gewusel in der riesigen Markthalle, erbaut von Gustave Eiffel, der auch das Wahrzeichen für Paris schuf. Nach dem Mittagessen wurde die Stadtrundfahrt zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten gestartet. Besondere Faszination löste die St.-Stephans-Basilika aus, die jenem heiligen König geweiht ist, der vor gut einem Jahrtausend das Christentum nach Ungarn brachte und als unbeugsamer Staatsgründer und –verteidiger verehrt wird. Mit Ehrfurcht standen Besucher auch vor dem gläsernen Schrein, in dem die mumifizierte rechte Hand Stephans als Reliquie (die so genannte Heilige Rechte) aufbewahrt wird. Bei Einbruch der Dunkelheit dann einer der Höhepunkte der Ungarn-​Reise: Lichterfahrt und festliches Abendessen auf einem gläsernen Donauschiff. In der lauen Spätsommernacht konnten sogar die gläsernen Wände geöffnet werden. Wie im Traum zog das beleuchtete Budapest mit Burgberg, Parlamentsgebäude, mächtige Brücken usw. bei kulinarischen Leckereien und Kerzenbeleuchtung an den Passagieren vorbei. Kurz war die Nacht, als sich die Reisegruppe der Wetzgauer Feuerwehr zum offiziellen Partnerschaftsbesuch zu den Kameraden nach Székesfehérvár aufmachte. Leider traf während der Fahrt via Handy die Schreckensmeldung ein, dass am Vortag sechs Feuerwehrmänner aus Székesfehérvár auf einer Einsatzfahrt verunglückt und teils schwer verletzt worden waren. So wurde die Begegnung überschattet, wobei von Abteilungskommandant Mathias Weiß und seinem Stellvertreter Martin Hiller die Gelegenheit wahrgenommen wurde, Mitgefühl und herzliche Genesungswünsche der Gesamtfeuerwehr Schwäbisch Gmünd zu übermitteln.
20. Jahrestag der Begründung der Städte– und Feuerwehrpartnerschaft
Zufälligerweise fiel dieses Wochenende der Ungarn-​Reise nahezu exakt auf den 20. Jahrestag der ersten Begegnung und Begründung der Feuerwehr– und Städtepartnerschaft im Herbst des Jahres 1991. Unter der Führung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Schuster waren seinerzeit unter noch recht abenteuerlichen Grenzkontroll-​Umständen Vertreter der Stadt und der Vereine nach Ungarn gefahren, darunter auch der frühere Stadtbrandmeister Otto Fritsch. Hieraus entstand eine starke Freundschaft zwischen den beiden Feuerwehren, die bis heute anhält.Als echte Überraschung für die Gastgeber im Feuerwehrhaus von Székesfehérvár wurde ein Album mit bereits historisch anzusehenden Fotos der ersten deutsch-​ungarischen Begegnungen vor exakt 20 Jahren in der ehemaligen Feuerwehrkaserne in Székesfehérvár überreicht.
Feuerwehrchef Oberst Erik Molnar und seine Kollegen zeigten sich gerührt und begeistert. Die seltenen Fotodokumente aus jenen Tagen der großen politischen Wende sollen nun einen Ehrenplatz im dortigen Feuerwehrmuseum einnehmen.
Politische Entscheidungen bereiten der Feuerwehr Sorgen
In den folgenden Ansprachen wurde beiderseits bekräftigt, dass die Feuerwehrpartner aus den beiden Städten an der Freundschaft festhalten wollen. Offenherzig beschrieb Erik Molnar aktuelle Sorgen. Kopfzerbrechen bereiten politische Entscheidungen, das kommunale Brandschutzwesen in Ungarn wieder abzuschaffen und zentral dem staatlichen Katastrophenschutzwesen unterzuordnen. Angedacht ist die Gründung eines örtlichen Feuerwehrfördervereins, damit auch die Partnerschaftsaktivitäten weiterhin gepflegt werden können. Kommandant Erik Molnar betonte in seiner Ansprache die grenzenlose und innere Verbundenheit, die Feuerwehrleute überall auf der Welt pflegen und auch menschlich auszeichnen. Die Feuerwehrführung von Székesfehérvár begleitete die Gäste durchs Feuerwehrhaus und auch durch den gesamten Tag mit interessanter Stadtbesichtigung und mit einem ausgedehnten Besuch eines idyllisch gelegenen Weinguts am Velence-​See.
Erst tief in der Nacht wurde mit dem Versprechen, sich alsbald auch in Gmünd und Wetzgau wiederzutreffen, Abschied genommen. Am vierten Tag wurde weiter Budapest erkundet, vor allem den Burgberg mit Palast, Fischer-​Bastei und Matthias-​Kirche, Krönungsstätte der ungarischen Könige. Den Nachmittag hatten alle zur freien Verfügung, ehe gegen Abend der Heimflug wartete.
Vor der Kulisse des Abendrots zog bei der Heimreise nochmals das Lichtermeer von Budapest unter dem Jet hindurch, in der Ferne zeigten sich die Alpengipfel und schließlich beim Überflug von München sogar das „bunte Lichterfest“ der „Wiesn“. Beifall gab’s abschließend für vier unvergessliche Tage und die perfekte Reiseleitung von Michael Arnholdt, Martin Hiller und Martin Bali

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