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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Bonjour Madame — im Tourismusbüro von Antibes

Drei unvergessliche Monate hat Elisabeth Goisser in der französischen Partnerstadt Antibes Juan-​les Pins gelebt und gearbeitet: „Unbedingt zu empfehlen“, ist ihr Tipp an alle, denen sich eine solche Chance bietet.

Freitag, 01. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rz). Ermöglicht wurde dieses Praktikum im Rahmen des Verwaltungsstudiums von Gmünds Fachfrau für die Städtepartnerschaften, Monika Buchheit, die ihre Kontakte spielen ließ, um die junge Frau unterzubringen.
Antibes, im Südosten Frankreichs, liegt inmitten der Côte d’Azur zwischen Nizza und Cannes und ist mit 76 500 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Département. Die Verwaltung um Bürgermeister Jean Léonetti hat Elisabeth Goisser ein Praktikum im Tourismusbüro Office de Tourisme am Place de Gaulle ermöglicht, – die drei überwiegend am Empfang verbrachten Monate seien wie im Flug vergangen. Das Tourismusbüro ist seit geraumer Zeit ein privates Unternehmen im Dienst der Öffentlichkeit, dem der Bürgermeister vorsteht.
Der Empfang ist der erste Kontakt der Touristen mit den Mitarbeitern, gilt also mit gutem Grund als Aushängeschild, auf das besonderen Wert gelegt wird. Touristen erhalten hier Informationen über die Stadt und die Region. Durch individuelle Betreuung kann auf die verschiedenen Interessen und Vorlieben eingegangen werden. Mit der Zeit lernte die junge Gmünder dann auch die anderen Bereiche im Tourismusbüro sehr gut kennen, „Verwaltung und Finanzen“ etwa, oder die Abteilung „Förderung und Presse“, die im In– und Ausland für die touristischen Attraktionen, für Restaurants, Hotels und Veranstaltungen der Stadt wirbt und zudem unterschiedliche Broschüren erarbeitet – etwa die Flyer zum großen Jazz-​Festival oder zur „Musik im Herzen von Antibes“ (Musique au coeur).
Umfangreiches Tätigkeitsfeld und große Verantwortung
Der Dienst „Events & Vermarktung“ ist für die Boutique im Tourismusbüro verantwortlich. Dort werden nicht nur Produkte aus der Gegend verkauft, beispielsweise Tassen mit Zeichnungen von Peynet, Parfümprodukte aus Grasse und andere Souvenirs, sondern auch Eintrittskarten für Konzerte oder für die Stadtführungen. Dieser Bereich ist auch zuständig für die Sponsoren, die viele Veranstaltungen überhaupt erst möglich machen. Für den Empfang musste Elisabeth Goisser einige wichtige Regeln verinnerlichen: Der Berater steht am Anfang auf, um den Kunden alle gewünschten Informationen auszuhändigen und auf bestimmte Attraktionen aufmerksam zu machen. Jeder Berater trägt ein Ansteckschild, auf dem die Touristen erkennen können, welche Sprachen ihre Kontaktperson spricht. Ein Telefonat sollte spätestens nach dem vierten Klingeln angenommen, und „es ist sehr wichtig, dass man den Touristen ausreden lässt und anschließend bei Unklarheiten nachfragt“. Alle Anfragen, in welcher Form auch immer, müssen innerhalb von 48 Stunden bearbeitet werden.
Beliebtes Ziel für Touristen
aus ganz Europa
Die Côte d’Azur ist nicht nur im Sommer, sondern gerade auch im Winter beliebtes Reiseziel für Touristen aus der ganzen Welt. Während des Praktikums kamen vor allem viele Touristen aus Großbritannien, Schweden, Italien und Deutschland. Bemerkenswert fand Elisabeth vor allem, wie sich „der deutsche und der französische Arbeitsalltag voneinander unterscheiden“: „Wenn die Touristen das Tourismusbüro betreten haben, stand ich auf und habe sie höflich mit Bonjour Madame, Bonjour Monsieur begrüßt. Diese Begrüßung und die Redewendung „je vous emprie“ sind von großer Bedeutung. Anschließend habe ich nach ihren Interessen gefragt, um sie gezielt beraten zu können. Natürlich hab ich sie auch auf touristische Attraktionen aufmerksam gemacht und erklärt, wie die öffentliche Verkehrsmittel funktionieren“. Sie händigte Stadtplan, Hotel– oder Restaurantführer sowie kleine Broschüren aus, die in verschiedenen Sprachen verfügbar sind. Elisabeth Goisser bot an, Kunden in Französisch, Englisch und Deutsch zu beraten: „Natürlich war es am Anfang, nicht einfach alles zu verstehen“, aber wenn sie nicht weiter wusste, halfen die Kollegen sofort und vor allem diskret. Im Italienischen oder Spanischen konnte sie zumindest einige Worte verstehen, da diese Sprachen dem Franzöischen sehr ähneln. Nach der Beratung hatten die Kunden die Möglichkeit, die Beratung zu bewerten – angefangen bei der Parksituation über Sauberkeit und Gestaltung der Räume bis hin zu Wartezeit.
In den drei Monaten arbeitete die Gmünderin nicht nur im Tourismusbüro in der Altstadt von Antibes, sondern an manchen Tagen auch im Tourismusbüro von Juan-​les-​Pins, größtes Stadtviertel von Antibes. Die abwechslungsreiche Arbeit und die Beratung der vielsprachigen und höchst unterschiedlichen Touristen haben ihr, wie gesagt, sehr gut gefallen. Besonders am Ende des Praktikums bemerkte sie, dass es von Monat zu Monat mehr Touristen wurden. Auffallend war der große Sprung im April zum Saisonanfang.
Schön war, dass sie sich willkommen fühlte im Kreise der Kollegen, dass es auch private Kontakte gab und Freundschaften entstanden sind, die ihr das Abschiednehmen sehr schwer werden ließen. Wolfgang Burg, der Präsident von „Antibes-​Jumelages“, des Antiber Städtepartnerschaftsvereins, lud sie zu Veranstaltungen des Vereins ein. Und insgesamt fand sie die Gastfreundschaft in Frankreich sehr beeindruckend.
Unter der Woche gab’s kaum Freizeit, so nutzte sie die Wochenenden, um selbst als Touristin die Gegend zu erkunden. Das war besonders am Anfang des Praktikums wichtig, denn so konnte sie den Touristen verschiedene Sehenswürdigkeiten vorschlagen – Nizza, Cannes, Monaco und die zahlreichen Dörfer im Hinterland. Bei ihrem ersten Besuch eines provenzialischen Marktes war sie überwältigt vom vielseitigen Angebot an Gemüse, Obst, Blumen, Käse, Oliven, Kräutern und vielem mehr.
„Nicht nur der Markt, auch die Feste und Veranstaltungen sind ganz anders als in Deutschland“. Anfang März fanden zur gleichen Zeit drei große Feste im Département statt: Beim Zitronenfestival in Menton schmückten hausgroße Figuren aus Zitronen und Orangen die Stadt. Die Highlights des Karnevals von Nizza waren der Blumenumzug und der beleuchtete Umzug in der Nacht. Und schließlich gab’s noch das Mimosenfest in Mandelieu. Bei einem Umzug an der Strandpromenade wurden die beteiligten Autos mit Mimosen geschmückt und die Akteure warfen nicht wie in Deutschland mit Bonbons, sondern mit Mimosen. Am Ende dieses Tages kehrte Elisabeth Goisser mit einem Riesen-​Mimosenstrauß nach Antibes zurück – eine nette Geste, und mittlerweile schon Tradition, ist übrigens der alljährliche Frühlingsgruß in Form eines Mimosenstraußes an den Gmünder Oberbürgermeister.
Beim berühmten Zirkusfestival in Monte Carlo
Das 35. Zirkusfestival in Monte Carlo in Monaco ließ sie sich ebenfalls nicht entgehen – bislang hatte sie es immer nur im Fernsehen verfolgt. Und: „Nachdem ich mir auch Monaco angeschaut habe, ist es mir unbegreiflich, wie in dieser sehr engen Stadt die Formel 1 stattfinden kann.“
Als aktive Volleyballspielerin entdeckte sie beim Zuschauen abweichende Regeln zum Volleyballspiel in Deutschland, zum Beispiel die 10-​minütige Pause nach dem dritten Satz, nach welcher sich die Spieler erneut warmspielen und einschlagen. Man lernt eben nie aus.
Ganz besonders gefallen haben ihr die Wanderungen an der Küste, direkt am ozeanblauen Wasser. Das Meer, der Strand und das milde, mediterrane Klima, gaben ihr immer ein Gefühl von Sommer, Entspannen und Erholung – in den Mittagspausen, bei Strandspaziergängen etwa an der Promenade des Anglais oder beim Joggen am Hafen.
Ein tolles und einzigartiges Kennenlernerlebnis
Ihre persönliche Bilanz: „Das dreimonatige Praktikum war ein tolles und einzigartiges Erlebnis. Ich habe die Region um Antibes intensiv kennen und eine neue Kultur schätzen gelernt; ich habe meine Sprachkenntnisse vor allem im Französischen, verbessert, außerdem habe ich viel in puncto professionelle Kundenbetreuung dazugelernt.“
Die zwingende Selbstständigkeit eines Auslandspraktikums fördere zudem die persönliche Entwicklung, so Elisabeth in ihrem Rückblick auf drei Monate Antibes: „Besonders berührt hat mich das Angebot, nächstes Jahr als Saisonarbeiterin nach Antibes zu kommen.
Im Sommer werden nämlich für die Sommermonate Hilfskräfte eingestellt, um die große Anzahl an Touristen bedienen zu können.“ Das Auslandspraktikum war eine wichtige Erfahrung, die sie nicht missen möchte: „Jeder, der die Chance hat, so etwas zu tun, sollte sie auch nutzen. Es lohnt sich.“

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