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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Barrierefrei mit dem Rollstuhl, dem Rollator oder einem Kinderwagen den Omnibus nutzen

Wer jung und mobil ist, macht sich in der Regel keinerlei Gedanken, wie er in den Bus einsteigt. Dabei kann es sehr schnell gehen — und man ist quasi über Nacht auf Krücken, einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen. Auch im Hinblick auf die Demographie sorgen Busunternehmen entsprechend vor.

Freitag, 13. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND/​DURLANGEN. „Bisher noch niemand“, räumt der Durlanger Omnibusunternehmer Frank Schuster auf die Frage ein, wie viele Rollstuhlfahrer er im Linienverkehr befördert. Denn speziell im so genannten „Überlandverkehr“ werden von den Familienbetrieben bisher in der Regel multifunktionale Busse eingesetzt, die sich auch für Ausflüge und Reisen eignen. Solche Modelle sind allerdings weit davon entfernt, barrierefrei zu sein. Der Einstieg erfolgt über mehrere Treppenstufen; im Hinblick auf eine möglichst große Zahl an bequemen Sitzplätzen ist der Korridor schmal – und es gibt im Regelfall auch keine Stellfläche für einen Rollstuhl. Es sei denn, es handelt sich um einen speziell nachrüsteten Reisebus, der über einen Lift und einen speziellen Rollstuhlplatz verfügt. Doch diese Zusatzausrüstung kostet über 10 000 Euro und ist daher eher selten.
Zwar fordert eine EU-​Richtlinie schon jetzt einen barrierefreie Zugang zum ÖPNV. Zwingend vorgeschrieben ist dies laut Schuster aber erst ab dem Jahr 2022. Der Durlanger Busunternehmer sieht allerdings schon jetzt Handlungsbedarf und hat dieser Tage einen neuen Niederflurbus angeschafft, der darüber hinaus — als erster im Ostalbkreis — bereits einen besonders umweltfreundlichen Motor de Schadstoffklasse „Euro 6“ hat. „Dieser Bus hat eine von Hand ausklappbare Rampe und kann mittels Neigetechnik abgesenkt abgesenkt werden“, freut sich Schuster über dieses zusätzliche Angebot für Passagiere im ländlichen Raum. „Das kommt ja nicht nur Menschen mit einer Behinderung zu Gute, sondern auch Müttern oder Großeltern mit Kinderwagen.“
„Wer selbst nicht betroffen ist, bemerkt gar nicht, wie beschwerlich das Erklimmen von Stufen sein kann“, machte Schuster im Gespräch mit der Rems-​Zeitung deutlich. „Die Niederflurbusse sind deshalb nicht zuletzt für ältere Fahrgäste ein echter Komfort!“ Er geht davon aus, dass sich mit dem Angebot auch die Nachfrage entwickelt. Soll heißen, wenn es sich erst herum gesprochen hat, wo man barrierefrei Busfahren kann, werde dies sicherlich auch in Anspruch genommen. Zumal, so Schuster, das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt und in manchen Landgemeinden oder Teilorten die Nahversorgung mit Lebensmitteln zu Wünschen übrig lasse.“
Auch Dirk Masanetz, Betriebsleiter bei „Stadtbus Gmünd“ bestätigt den Bedarf am barrierefreien Zugang zum ÖPNV. „Es ist nicht so, dass wir schon massenweise Rollstuhlfahrer befördern – aber wir haben einige Stammfahrgäste, die regelmäßig mit dem Rollstuhl den Bus nutzen.“ Alle Busse haben schon Stellplätze für Rollstuhlfahrer. Da die Firma grundsätzlich nur im Nahverkehr engagiert ist und keine Busreisen oder Ausflüge anbietet, konnte der Fuhrpark konsequent darauf ausgerichtet werden. „Wir haben eine reinrassige Niederflurbus-​Flotte“, betont Masanetz und fügt hinzu, dass seit sechs Jahren Klapprampen in den Bussen eingebaut sind. „Außerdem können alle Busse komplett abgesenkt oder einseitig geneigt werden. Dadurch sind die Fahrzeuge flexibel und können sich den im Stadtgebiet doch sehr unterschiedlichen Bordsteinhöhen anpassen“, erläutert der Stadtbus-​Betriebsleiter und sagt, er habe durchaus Verständnis, dass eine optimale Bordsteinhöhe aus städtebaulicher Sicht nicht überall möglich sei. Aber nicht nur Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen seien dankbar, wenn ein Bus barrierefrei ist. „Unter unseren Fahrgästen sind immer mehr ältere Leute, die auf Gehhilfen, so genannte Rollatoren, angewiesen sind!“ Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung werde Barrierefreiheit im Bus in Zukunft immer wichtiger werden, so Dirk Masanetz.

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