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Fußball, DFB-​Pokal: Der VfR setzt sich in der zweiten Runde mit 2:0 (1:0) gegen den Erstligisten Hannover 96 durch

Sensationell, atemberaubend, fantastisch. Die Superlative sind auf der Ostalb nicht ausgegangen. Der Tabellenvorletzte der 2. Bundesliga, der VfR Aalen, hat sich in der zweiten Runde gegen den Tabellensiebten der Bundesliga, Hannover 96, absolut verdient mit 2:0 (1:0) durchgesetzt.

Mittwoch, 29. Oktober 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Der VfR hat damit erneut unter Beweis gestellt, dass im Pokal scheinbar wirklich alles möglich ist. Ein Eigentor von Ceyhun Gülselam und ein Treffer von Michael Klauß sorgten für eine rauschende Fußballnacht in Aalen und Umgebung.
Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck hatte seine Elf im Vergleich zur 1:2-Ligapleite am vergangenen Freitagabend gegen Union Berlin auf drei Positionen umgestellt. Im Tor stand Daniel Bernhardt für die etatmäßige Nummer eins, Jasmin Fejzic. Der bosnische Nationaltorwart war nicht einmal im Kader, auf der Bank nahm U-​19-​Europameister Oliver Schnitzler Platz. Für Andre Hainault spielte Jurgen Gjasula im defensiven Mittelfeld und der wiedergenesene Michael Klauß rückte für den formschwachen Manuel Junglas in die Startformation. Auch Hannovers Trainer Tayfun Korkut tauschte im Vergleich zum 1:0-Erfolg bei Borussia Dortmund dreimal. Hiroki Sakai, Jan Schlaudraff und Florian Ballas rückten in die erste Elf.
Bereits nach vier Minuten wurde es laut in der Aalener Scholz-​Arena, jedoch vor dem Tor der Gäste. Ron-​Robert Zieler im 96-​Tor schnappte sich das Leder gerade noch vor Gjasula. Ruthenbeck hatte seine Mannschaft im 4 – 1-​4 – 1-​System gut gegen den Bundesligisten eingestellt. Es dauerte exakt 17 Minuten und elf Sekunden, bis der Favorit die erste nennenswerte Gelegenheit verbuchte: Joselu stach nach einem schönen Pass vom Japaner Hiroshi Kyotake durch, Bernhardt entschärfte seinen Versuch auf die kurze Ecke. Beim anschließenden Eckball war Aalens Nummer zwei wieder auf dem Posten. Den Kopfball-​Aufsetzer von Florian Ballas entschärfte er stark.
Die Gastgeber wirkten jedoch keineswegs geschockt, sondern antworteten frech. Eine Hereingabe von Phil Ofosu-​Ayeh nahm Dominick Drexler direkt, der Ball flog jedoch drüber. Nur zwei Minuten später aber durfte der Aalener Anhang jubeln: Die 96er bekamen den Ball nicht aus dem Sechzehner, Andreas Ludwig setzte nach und brachte den Ball von der Grundlinie in die Gefahrenzone. Hannovers Ceyhun Gülselam klärte den Ball in die eigenen Maschen zum 1:0 (24.). Die Führung für den Underdog war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal unverdient, vor allem aber schien er die Korkut-​Elf zu schocken. Außer einem Kyotake-​Freistoß, der locker und leicht in den Armen von Bernhardt landete, brachte sie nichts zustande.
Die Aalener spielten auch in der zweiten Hälfte weiter konzentriert, standen in der Defensive gut und versuchten auch stets, selbst nach vorne zu kommen. Das merkte auch Korkut, der mit Edgar Prib und Arthur Sobiech zwei frische Spieler brachte (57.). Zwei Minuten später die nächste Überraschung: Der VfR erhöhte auf 2:0 – und zwar sehenswert. Ludwig steckte den Ball durch zu Drexler, der geschickt in den Rückraum passte, wo Klauß nur noch abstauben musste. Auch wenn nur 5448 Zuschauer im Stadion waren (davon nur 200 Gästefans), diese brachten es zum Beben.
Es dauerte etwas, bis sich die 96er vom erneuten Schock erholten. Kyotake prüfte Bernhardt aus der Distanz, nachdem sein Freistoß zuvor an der Mauer abgeprallt war (70.). Bei einem Konter der Gäste war Ofosu-​Ayeh gegen Jimmy Briand wachsam (74.) und nochmal Bernhardt klärte einen Prib-​Versuch aus 16 Metern (75.).
Aalen blieb clever und konzentrierte sich nicht nur aufs Verteidigen. Der bärenstarke Gjasula tankte sich in den Sechzehner der Gäste, konnte aber im letzten Moment durch Felipe gestoppt werden (78.). Der Deutsch-​Albaner war auch Regisseur bei der nächsten Szene. Klug spielte er auf Nejmeddin Daghfous, der frei vor Zieler auftauchte. Zu lässig versuchte er, den Ball an Zieler vorbeizuchippen. Doch das hatte der Weltmeister gerochen (82.). Die Drangphase der Gäste blieb jedoch aus. Stattdessen hatte Ofosu-​Ayeh nochmal eine Gelegenheit à la Daghfous, doch auch er scheiterte alleine vor Zieler (90.). Die Fans des VfR skandierten „Gegen Aalen kann man mal verlieren“ und sogar „Europapokal“-Sprechchöre waren zu hören. Der VfR hat damit Vereinsgeschichte geschrieben. Noch nie ist er in die dritte Runde des DFB-​Pokals eingezogen. Zudem spült es dem klammen Verein zusätzliches Geld in die Kassen.
„Es war unheimlich wichtig für uns, dass wir ein Zeichen gesetzt haben“, meinte Stefan Ruthenbeck. „Wir haben gezeigt, dass wir einige Jungs bei uns haben, die über Potenzial verfügen. Unterm Strich war es ein verdienter Sieg“, so der überglückliche VfR-​Trainer. Sein Kollege Tayfun Korkut sah es genauso: „Ich gratuliere den Aalenern zu diesem verdienten Sieg. Für uns ist es eine große Enttäuschung.“
VfR Aalen: Bernhardt – Ofosu-​Ayeh, Mockenhaupt, Barth, Feick – Hofmann – Daghfous, Ludwig, Gjasula (87. Welzmüller), Klauß (76. Chessa) – Drexler (83. Weiß)
Hannover 96: Zieler – Sakai, Ballas, Felipe, Schulz – Gülselam, Kiyotake – Briand (81. Ernst), Schlaudraff (57. Sobiech), Bittencourt (57. Prib) – Joselu
Tore: 1:0 Eigentor (24.), 2:0 Klauß (59.)
Zuschauer: 5448

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