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Kunstturnen, 1. Bundesliga: TV Wetzgau unterliegt der KTV Straubenhardt trotz 19:5-Vorsprung noch mit 22:26-Scorepoints

Der amtierende Deutsche Meister, TV Wetzgau, musste sich zum Bundesliga-​Auftakt der KTV Straubenhardt vor rund 500 Zuschauern in der Gmünder Großsporthalle trotz einer scheinbar komfortablen 19:5-Führung nach den ersten drei Geräten doch noch mit 22:26-Scorepoints und 5:7 Gerätepunkten geschlagen geben.

Montag, 24. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Alexander Vogt
Gleich zum Auftakt in die neue Bundesliga-​Saison standen sich im Baden-​Württemberg-​Duell zwei Schwergewichte des deutschen Kunstturnens gegenüber. Auf der einen Seite der gastgebende amtierende Deutsche Meister TV Wetzgau und auf der anderen Seite die KTV Straubenhardt aus dem Schwarzwald, die 2011 den Titel holte und in den Jahren danach die Plätze zwei und drei folgen ließ. Schon im Vorfeld war klar, dass sich diese beiden hochkarätig besetzten Aspiranten auf die Final-​Teilnahme am 22. November in Karlsruhe nicht viel schenken werden. Kleinigkeiten sollten in einem ausgeglichenen Wettkampf auf allerhöchstem Niveau den Ausschlag geben. TVW-​Coach Paul Schneider sagte nicht umsonst vorher: „Wer weniger Fehler macht, wird gewinnen.“
Genau so kam es dann auch. Doch die Kräfteverhältnisse waren vor und nach der Pause grundverschieden verteilt. Schon die Duelle am Boden gaben einen Vorgeschmack, dass Nuancen letztlich entscheidend sein werden. Helge Liebrich, der sich am heutigen Montag zum World-​Cup nach Katar aufmacht, begann mit einer starken Vorstellung gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Andreas Bretschneider – das erste Duell endete mit einem 0:0. Dasselbe Resultat gab es anschließend zwischen dem Wetzgauer Neuzugang aus Rumänien, Cristian Bataga, und dem Russen Dmitry Stolyarov sowie zwischen den beiden Jungspunden Johannes App (17) und Nils Buchter (19). Einer erstklassigen Übung von Andreas Toba gegen die KTV-​Neuverpflichtung Lukas Dauser vom FC Bayern München war die Wetzgauer 3:0-Führung nach dem Boden zu verdanken.
Am für viele Beteiligte schwierigsten Gerät, dem Pauschenpferd, bewies der Deutsche Meister dann seine Extraklasse. Traumwandlerisch sicher punkteten Daniel Popescu (4 Scorepoints), Helge Liebrich (4) sowie Cristian Bataga (5) gegen Thomas Taranu, Andreas Bretschneider und Brian Gladow, der sich einen vorzeitigen Abgang erlaubte. Und brachten die an diesem Gerät so bärenstarken Wetzgauer mit 16:0 in Front. Die 0:2-Niederlage von Andreas Toba gegen den Usbeken Anton Fokin war bei dieser überlegenen Angelegenheit zunächst nur ein kleiner Schönheitsfehler.
Ein höherer Schwierigkeitsgrad brachte Thomas Taranu an den Ringen den 3:0-Vorteil gegenüber Helge Liebrich. Weil Andreas Toba mit einem Punkt und der Wetzgauer Topscorer Daniel Popescu mit zwei Zählern für den TVW richtig antworteten, verabschiedete man sich mit einem 3:3-Gleichstand an den Ringen und der deutlichen 19:5-Führung für den TV Wetzgau in die Pause.
Der Vorsprung schien mehr als komfortabel, zudem folgte nun mit dem Sprung das nächste Gerät, das dem Deutschen Meister liegt. Doch Pustekuchen. Straubenhardt blies zur großen Aufholjagd. Liebrich, Popescu, Bataga und Toba zeigten allesamt keine optimale Landung und gingen leer aus, während Dauser und Taranu jeweils mit zwei Punkten auf 9:19 verkürzten.
Ähnlich bescheiden sollte es aus Wetzgauer Sicht weitergehen – es kam sogar noch schlimmer. Schon im Vorfeld war klar, dass der Barren mit zu den stärksten Geräten der KTV-​Turner zählt und die Wetzgauer unterlegen sein werden. Der Unterschied wurde dann überdeutlich – 0:12-Scorepoints waren der Anfang vom Ende und drehten den 19:9-Vorsprung urplötzlich in einen 19:21-Rückstand um. Lukas Dauser (2), der Wettkampf-​Topscorer Thomas Taranau (4), Anton Fokin (5) – mit 15,75 Punkten gelang ihm mit seiner Top-​Übung die Tageshöchstwertung – sowie Andreas Bretschneider (1) ließen die Wetzgauer Helge Liebrich, Cristian Bataga, Christian Keil und Andreas Toba ganz alt aussehen.
Vor dem abschließenden Königsgerät war dennoch alles offen, was die Turner beider Mannschaften am Reck nochmals zu Höchstleistungen antrieb. Zunächst gab es Pfiffe von den Rängen, als Helge Liebrich gegen Brian Gladow wegen zwei kleinen Unsicherheiten mit 0:4 den Kürzeren zog. „Die Wertungen gingen in Ordnung. Solche Fehler sehen eben nur die Kampfrichter“, relativierte TVW-​Trainer Paul Schneider die Kritik der Zuschauer. Einfach punktete danach der starke Russe Dmitry Stolyarov gegen Cristian Bataga, der bei seinem Debüt für Wetzgau dennoch unterm Strich eine ansprechende Vorstellung bot. Mit 19:26 schienen die Hausherren aussichtslos hinten zu liegen, ehe Johannes Schaal Hoffnung aufkeimen ließ. Sicher und stabil setzte er einen 3:0-Glanzpunkt gegen Lukas Dauser.
So spitzte sich das Herzschlagfinale auf das Duell zwischen Andreas Toba und Andreas Brettschneider zu. Beide wuchsen mit spektakulären Elementen über sich hinaus. Toba legte eine überragende Übung vor und setzte Bretschneider an seinem Paradegerät unter Druck. Doch der 25-​Jährige hielt dagegen und brachte seine Übung ebenfalls ohne Patzer durch. Toba und Bretschneider trennten sich mit einem 0:0, womit die Straubenhardter das 26:22 ins Ziel brachten, obwohl die Wetzgauer mit 338,65:337,55 bei den Wettkampfpunkten die Nase vorn hatten.
Die Duelle im Überblick: Boden: Liebrich – Bretschneider 0:0, Bataga – Stolyarov 0:0, Toba – Dauser 3:0, App – Buchter 0:0; Pauschenpferd: Popescu – Taranu 4:0, Liebrich – Bretschneider 4:0, Bataga – Gladow 5:0, Toba – Fokin 0:0; Ringe: Liebrich – Taranu 0:3, Bataga – Bretschneider 0:0, Toba – Fokin 1:0, Popescu – Dauser 2:0; Sprung: Liebrich – Dauser 0:2, Popescu – Bretschneider 0:0, Bataga – Stolyarov 0:0, Toba – Taranu 0:2; Barren: Liebrich – Dauser 0:2, Bataga – Taranu 0:4, Keil – Fokin 0:5, Toba – Bretschneider 0:1; Reck: Liebrich – Gladow 0:4, Bataga – Stolyarov 0:1, Schaal – Dauser 3:0, Toba – Bretschneider 0:0

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