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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Flugzeugabsturz Rechberghausen: Rätselraten über Ursache und Trauer um die Flieger-​Legende Wolfgang Dallach

Polizei und ein Expertenteam des Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) arbeiten an der Klärung der Ursache für das Flugzeugunglück von Rechberghausen. Am Montag wurden die Trümmer geborgen und von den Ermittlungsbehörden sichergestellt. Vor allem sollen Cockpit und Motor nach Spuren eines Technikdefekts untersucht werden.

Montag, 19. Januar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

Einige Indizien deuten eher auf eine technische Störung an der Maschine als auf menschliches Versagen. Beim 63-​jährigen Piloten handelte es sich um den erfahrensten, den man sich vorstellen kann: Wolfgang Dallach, Gmünder Fliegerlegende, Kunstflugmeister und Flugzeugkonstrukteur. Er war zusammen mitz seiner Lebensgefährtin in Heubach zu einem Rundflug gestartet, Denkbar sind freilich auch plötzliche gesundheitliche Probleme. Aber auch Freizeit– und Sportpiloten müssen sich regelmäßigen fliegerärztlichen Untersuchungen unterziehen. Rudi Bauer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ulm, berichtete gestern von einer Vielzahl von Augen– und Ohrenzeugen, die sich bei der Polizei zu erkennen gegeben hätten. „Wir brauchen nun Zeit für die Vernehmungen. Ein erster Eindruck ist, dass sich manche Aussagen doch ziemlich widersprechen.“ Vielleicht seien ja auch verschiedene Flugzeuge beobachtet worden.
Übereinstimmend ist in der betroffenen Wohnsiedlung am östlichen Ortsrand die Aussage von Anwohner und Passanten: Man habe kein Motorgeräusch gehört. Relativ tief fliegend sei die Maschine ins Trudeln gekommen. Viele wundern sich, dass der Pilot nicht versucht habe, auf dem großen freien Feld vor den beschädigten Häusern zu landen. Möglich ist, dass dies zwar versucht wurde, der Pilot jedoch im letzten Augenblick eine nahe Hochspannungsleitung erkannte, der er ausweichen musste.
Der gesamte Funkverkehr zwischen Flugzeug und dem Tower in Heubach, wo die Piper beheimatet gewesen und gestartet war, müsse erst noch ausgewertet werden, betonten die Ermittler. Offenbar gab es Notsignale. Ehe ein abschließender Untersuchungsbericht der BFU vorliegt, können Monate vergehen.
Die Bewohner der Siedlung stehen immer noch unter Schock. Ewald Wegerer, dessen Doppelgarage beim Absturz zerstört wurde, beschrieb gestern der Rems-​Zeitung, wie er die Tragödie erlebte: „Ich saß gerade im Wohnzimmer, im Prinzip nur eine Wand vom Geschehen entfernt. Meine Tochter und eine Freundin waren oben unterm Dach, eigentlich auch nur wenige Meter von der Stelle des Aufpralls auf der Garage entfernt. Wie hatten also riesiges Glück.“ Plötzlich sei da ein „grauenhafter Knall“ gewesen. Der Kfz-​Meister ging nach draußen, sah die Flugzeugtrümmer und roch das Flugzeugbenzin. „Mein erster Gedanke war: Jetzt gibt’s gleich eine Explosion und alles brennt.“ Instinktiv habe er die Mädchen aus dem Haus geholt und sei mit denen davon gerannt. Doch gleich sei er zurück, um nach Opfern zu suchen. Ähnlich beschreibt es sein Nachbar Heiner Kuhn. „Diesen Knall werde ich nie vergessen. Und dann der Anblick der Trümmer und der Opfer vor dem Haus.“ Rechberghausen liegt direkt unter der Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens. Unwillkürlich dachten viele Menschen auch an abgestürztes Passagierflugzeug, gar in Verbindung mit einem Terroranschlag.
Kreisbrandmeister Dr. Michael Reick und 65 Einsatzkräfte mehrerer Feuerwehren suchten die Absturzstelle und die Umgebung sofort auch nach weiteren Opfer ab: „Ich hatte gleich erkannt, dass es sich um ein mehrsitziges Flugzeug handelte.“ Auch sei wegen des ausgetretenen Kraftstoffs ein umfassender Brandschutz in der Wohnsiedlung aufgebaut worden. Bürgermeister Reiner Ruf zeigte sich tief bestürzt: Am Nachmittag sei’s beim großen Narrensprung im Ort noch so fröhlich zugegangen, „aber dann von einer auf die anderen Sekunde das!“ Dieses Ereignis werde Rechberghausen noch lange beschäftigen.

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