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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Wolfgang Dallach hatte keine gesundheitlichen Probleme und meldete vor Absturz über Handy Elektronikausfall

Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft Ulm haben neue Erkenntnisse zum Flugzeugabsturz in Rechberghausen veröffentlicht. Dazu gibt es auch aus sachkundigen Fliegerkreisen Hinweise. Fast eine Woche nach dem Unglück, bei dem der bekannte und beliebte Kunstflugmeister und Flugzeugkonstrukteur Wolfgang Dallach sowie seine Lebensgefährtin um Leben kamen, schließt sich ein Mosaikbild des tragischen Geschehens. Am Ende steht jedoch nun ein großes Rätsel, was in den letzten Minuten vor dem Absturz passiert ist.

Freitag, 23. Januar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

Die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion „ergab keine Anhaltspunkte für eine vorhandene gesundheitliche Ursache für den Absturz“.
Über 40 Augen– und Ohrenzeugen haben sich bislang bei der Polizei gemeldet. Teils gebe es unterschiedliche Schilderungen, berichtet Polizei-​Pressesprecher Rudi Bauer, was aber in solchen Fällen normal sei. Aufgabe der Beamten sei es nun, die Aussagen aus den Vernehmungen zu ordnen und abzugleichen.
Eine zentrale Frage, zu der es gleichfalls unterschiedliche Sinneswahrnehmungen der Zeugen gibt: Gab es einen Triebwerksausfall oder ist der Motor beim Absturz noch gelaufen? Spuren am Unglücksort könnten dazu eine Antwort geben: Als das Flugzeug in leichter Schräg– oder Kurvenlage seitlich gegen eine Hauswand prallte, schlugen offenbar die Propellerblätter markante Schlitze in das Ziegelmauerwerk. Und bei der Bergung der Trümmer tauchten an den Spitzen der verbogenen Propellerblätter ziegelrote Ablagerungen auf. Folglich müsste der Motor bis zuletzt gelaufen sein. Mittlerweile bekannt geworden ist: Es gab einen Telefonanruf von Wolfgang Dallach über sein im Flugzeug mitgeführtes Handy, der beim Flugleiter auf dem Heubacher Flugplatz auflief. Darin soll, so bestätigte zwischenzeitlich auch die Polizei, der Pilot berichtet haben, dass die Bordelektrik der 44 Jahre alten Piper Comanche ausgefallen sei. Ursächlich für den Absturz, so betonen erfahrene Piloten, könne dies aber nicht sein, weil Motor– und Leitwerkssteuerung mechanisch bedient werde. Im manuellen Notverfahren kann nach Expertenaussagen auch das Fahrwerk ausgefahren werden. Das Problem jedoch nach dem „Stromausfall“: Das Funkgerät funktionierte nicht mehr. Deshalb die Kommunikation übers Handy, wobei von einem „echten Notruf“ laut Flugleitung nicht die Rede sein könne. Das Flugzeug befand sich, so sagen Zeugen, bereits auf dem so genannten Queranflug auf den Heimatflugplatz Heubach.
An diesem Punkt der Ereignisse beginnt nun das große Rätselraten, weil Wolfgang Dallach dann doch nicht zur Landung ansetzte sondern weiterflog in Richtung Hohenstaufen und und Rechberghausen (Luftlinie rund 18 Kilometer vom Flugplatz entfernt). Spaziergängern war, so geht aus verschiedenen Zeitungs– und Fernsehinterviews hervor, die niedrige Flughöhe der Maschine auf der Hochebene mit weiten Feldern vor Rechberghausen aufgefallen. Auch wurde der Eindruck geschildert, dass die Piper vor einer Hochspannungsleitung hochgezogen wurde. Gleich nach diesem Manöver flog sie dann nach links in die Wohnsiedlung neben diesem freien Feld.
Immer noch sind Anwohner traumatisiert, nahmen und nehmen Hilfe von Notfallseelsorgern in Anspruch. Eine bemerkenswerte Geste wurde mit Dank, größtem Respekt und dem Bestreben gegenseitigen Mitgefühls angenommen: Angehörige der Absturzopfer erschienen mit Blumen bei Betroffenen in Rechberghausen, um Bedauern zum Ausdruck zu bringen und zu versuchen, das gemeinsam erfahrene Schicksal und Unfassbare in Worte zu fassen

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