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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Bereitete der Pilot vor dem Absturz eine Notlandung vor?

Ein früherer Besitzer der am 18. Januar in Rechberghausen verunglückten Piper Comanche (die Gmünder Flieger-​Legende Wolfgang Dallach kam mit seiner Lebensgefährtin dabei ums Leben) hat sich gegenüber der überregionalen Presse zu erkennen gegeben. Er will Antworten zu Fragen der Unglücksursache parat haben.

Dienstag, 27. Januar 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 36 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Ausführlich zitiert wird in der Dienstagsausgabe der NWZ Göppingen der 81-​jährige Karl-​Heinz Keune aus Bad Überkingen. Er sei einstmals Flugleiter auf dem Heubacher Flugplatz und sogar Besitzer der verunglückten Piper PA 24 Comanche gewesen. Die sechssitzige Maschi ne (Baujahr 1970) habe er 2009 für rund 100 000 Euro an Wolfgang Dallach verkauft. Auf Pressefotos vom Absturzort habe er eindeutig erkennen können, dass Wolfgang Dallach versucht habe, mittels eines Notverfahrens das Fahrwerk der Piper auszufahren. Hierzu habe der Pilot eine im Flugzeugboden angebrachte Luke öffnen und dort eine Teleskopstange entnommen. Diese Stange dient dann laut Notanweisung als manueller Hebel, um die Elektromotoren für die Hydraulikpumpen zu ersetzen.
Wie berichtet, hatte Wolfgang Dallach über sein Handy (weil auch das Funkgerät ausgefallen war) einen Totalverlust der Elektroversorgung gemeldet. Dies kann nach Expertenaussagen jedoch nicht die Absturzursache gewesen sein, weil der Motor bis zum Absturz lief und die Steuerung mechanisch funktioniert.
Auf Bildern von der Absturzstelle ist nun deutlich die besagte, auffallend rot gefärbte Notstange für das Hydrauliksystem des Fahrwerks zu sehen. Karl-​Heinz Keune glaubt nun, dass Wolfgang Dallach voll mit diesem Verfahren beschäftigt gewesen sei. Er habe möglicherweise sogar seiner Mitfliegerin, die keinen Pilotenschein besaß, das Steuer übergeben. Hierbei könnte das Flugzeug außer Kontrolle geraten sein. Fliegerkameraden und Flugleiter vom Heubacher Flugplatz widersprachen jedoch gestern dieser auch von der Bild-​Zeitung veröffentlichten Darstellung. Das seien reine Spekulationen. Vielmehr könne die Piper auch problemlos einhändig geflogen werden, während der Pilot gleichzeitig die Hydraulik-​Pumpstange bedienen könne. Zudem sei es schlicht undenkbar, dass ein erfahrener Pilot, Kunstflieger und sogar Flugzeugkonstrukteur wie Wolfgang Dallach mit dieser Situation überfordert gewesen sein könnte. Das Rätselraten bleibt auch, warum sich Dallach bereits auf dem Anflug zum Heubacher Flugplatz befunden hatte, die Maschine sich jedoch völlig überraschend wieder entfernte und 18 Kilometer weit in Richtung Hohenstaufen, Wäschenbeuren und schließlich Rechberghausen flog. Es wäre für Dallach auch überhaupt kein Problem gewesen, so sagen viele seiner Fliegerkameraden, die Maschine gegebenenfalls auch ohne Fahrwerk auf einer Wiese auf dem Bauch zu landen, um allenfalls einen verbogenen Propeller und eine Generalinspektion in Kauf zu nehmen.

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