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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Warentauschtag in der Schwerzerhalle wo man auch mal was geschenkt bekommt

Wenn man überlegt, wie viele noch gute Sachen in einer Überflussgesellschaft einfach weggeworfen werden, liegt die Idee doch auf der Hand: Gut erhaltene Bücher, Geschirr, Kleider, Spielzeug und kleine Möbel sind kein Müll, sondern können als Geschenk jemanden noch eine Freude machen.

Sonntag, 01. März 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. Unter dem Motto „Verschenken statt wegwerfen“ veranstaltete das Gmünder „Tauschnetz Bumerang“ am Samstag in der Schwerzerhalle wieder seinen Warentauschtag. Abgesehen von bestimmten Dingen (Elektrogeräte, Feuerlöscher, Wintersport-​Artikel und Blumentöpfen) nahmen die ehrenamtlichen Organisatoren und Helfer fast alles an, was zu Hause nur noch unnütz im Schrank, im Keller oder auf dem Dachboden Staub ansetzte. Diese gespendeten Artikel wurden ordentlich auf Tischen bereit gestellt – und vieles davon wurde sehr gerne in Tüten und Taschen verpackt und von ihren neuen Besitzern freudig nach Hause getragen.
Das dicht gedrängte Publikum war am Samstag so bunt gemischt wie die kostenlos offerierten Gegenstände. Jüngere und Ältere, Männlein und Weiblein sowie alle möglichen Nationalitäten waren bei diesem ganz besonderen Einkaufsbummel in der Schwerzerhalle zu Gange. Es war beinahe ein repräsentativer Spiegel der Bevölkerung des Gmünder Raums.
Und es waren keineswegs nur „Kunden“ da, die auf „Hartz IV“ angewiesen sind und jeden Cent dreimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben können. Manche kamen auch aus ökologischer Überzeugung – weil auch diese Art des direkten „Recyclings“ zur Schonung von Ressourcen und der Umwelt beiträgt. Andere suchten gezielt nach antikem Geschirr oder Büchern, die man nicht mehr im Laden, sondern nur noch antiquarisch kaufen kann. Das „Tauschnetz Bumerang“ bietet mit seinem Warentauschtag also einerseits bedürftigen Menschen die Möglichkeit zum Geld sparen. Und andererseits wird damit ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft gesetzt.
Denn nur noch billig kaufen und nicht mehr reparieren, wenn etwas kaputt geht – diese Philosophie hat sich leider schon fest etabliert. Die Wurzeln dieser Denkweise gehen zurück in die 70er-​Jahre, als viele Produkte durch Fernost-​Importe zu sehr niedrigen Preisen auf den Markt kamen. Viel wert war das Zeug zwar nicht – jedenfalls kein Vergleich zur Qualität „made in Germany“. Aber nach und nach hat die Billig-​Billig-​Mentalität bei weiten Teilen der Bevölkerung Anhänger gefunden; Discounter verdrängten Zug um Zug viele kleine Fachgeschäfte; und viele deutsche Hersteller konnten dem Preisdruck nicht mehr standhalten. Große Namen, beispielsweise im Bereich der Unterhaltungselektronik oder der Fotographie, wurden aufgrund ihrer Werbewirksamkeit aufgekauft und zieren heute billige Import-​Erzeugnisse.
Dass die Leute in den 70er-​Jahren bei Sperrmüll-​Terminen immer häufiger brauchbare Möbel oder Haushaltsgeräte vor die Tür stellten, hat seinerzeit einen echten Trend ausgelöst. Wer älter als 50 Jahre ist, kann sich noch gut erinnern, wie vor allem junge Leute damals gezielt die Straßen abgeklappert haben, um im Sperrmüll ein Schnäppchen zum Nulltarif zu machen. Ungezählte Studentenbuden wurden mehr oder weniger mit solchen Sachen eingerichtet. Abgelaugte alte Schränke und Truhen aus Massivholz zierten mit der Zeit so manches Eigenheim und galten vor allem unter Intellektuellen als chic. „Alt, aber echt“ wurde zur bewussten Gegenthese zu „neu, aber aus Spanplatten und Plastik“.
Irgendwann war dann alles vorbei! Denn Sperrmülltermine für ganze Stadtteile und Dörfer wurden abgeschafft; abgeholt wird der Sperrmüll seither auf Bestellung. Geblieben sind nur die Flohmärkte, die immer noch scharenweise Schnäppchenjäger und Sammler anlocken. Und es gibt den Warentauschtag…

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