Wohl das älteste Haus in Gmünd
Die Rems-Zeitung berichtete schon mehrfach über das von Robert Dinser erworbene Gebäude Imhofstraße 9. Am Mittwoch besichtigte der Bau– und Umweltausschuss des Gemeinderats die Baustelle und erfuhr: Es ist das wohl älteste Haus der Stadt und es wurde einst wohl als Synagoge genutzt.
Donnerstag, 12. März 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
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Schon die Untersuchung des Dachstuhls ergab, dass das dabei verwendete Holz im Jahr 1288 geschlagen worden war. Die Grundmauern, so die Experten des Landesdenkmalamtes, seien wohl noch einige Jahrzehnte älter.
Die umfangreiche Bauuntersuchung und die Spurensuche haben ergeben, dass das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte drei verschiedene Eingänge hatte. Der wichtigste habe wohl auf der Westseite gelegen. Heute betritt man das Haus von Osten her. Die dortige Türnische könnte einst den Toraschrein beherbergt haben.
Nicht nur die Eingänge wechselten, auch das Fußbodenniveau wurde verändert. Als den Forschern auffiel, dass sich vom ursprünglichen Fußboden eine Raumhöhe von sieben bis acht Metern ergab, stand fest, dass man es hier nicht mit einem als Wohngebäude errichteten Haus zu tun hatte. Reste von Wandbemalungen und Verzierungen an Türstöcken ließen dann die Überzeugung reifen, dass sich hier wohl eine alte Synagoge befand.
Das ergebe auch Sinn, denn die Lage am höchsten Punkt des jüdischen Viertels dürfte dem wichtigsten Gebäude vorbehalten gewesen sein. Es war so prominent, dass es auf dem Merian-Stich der Stadtansicht aus der Mitte des 17. Jahrhunderts deutlich zu erkennen ist. Damals trug der knapp 20 Meter hohe, turmartige Bau noch einen Stufengiebel. Auch Dominikus Debler widmet diesem Haus eine ganze Seite in seiner Chronik – ohne allerdings den früheren Verwendungszweck zu kennen.
Man erinnert sich in Schwäbisch Gmünd noch an den Abriss eines alten Hauses am Eingang der Imhofstraße, in dessen Keller ein jüdisches Ritualbad, eine Mikwe, gefunden – und zubetoniert wurde. Dergleichen wird mit der Imhofstraße 9 natürlich nicht passieren. Wobei für die von OB Arnold angesprochene Wiederherstellung des Synagogenraums zu wenig Überbleibsel vorhanden sein dürften. Außerdem müsste dazu etwa eine Holzdecke entfernt werden, die zwar später ins Gebäude kam, die jedoch selbst von großem historischem Wert ist.
Robert Dinser, der das Gebäude inzwischen in seine Stiftung eingebracht hat, will den Denkmalforschern weiter genügend Zeit geben, um weitere Befunde zu erheben. Der Ursprungsplan vom Einbau von Wohnungen ist angesichts des Erhalts der historischen Funde wohl ebenso passé. Aktuell wird von einer kulturellen Nutzung des Anwesens gesprochen.
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