Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kaum Hoffnung für Gokul: Die im Haus der Hoffnung in Kathmandu arbeitenden Praktikanten berichten von einem schmerzlichen Verlust

Das Interesse in Gmünd ist ungebrochen – auch weil Praktikantinnen und Praktikanten aus dem Gmünder Raum derzeit in Kathmandu leben und arbeiten und sich jetzt, nach dem Beben, um „Ellen Dietrichs Kinder“ kümmern. In ihrem jüngsten Bericht ist von einem schmerzlichen Verlust die Rede. Für einen jungen Mann, den sie und insbesondere Ellen Dietrich sehr schätzen, gibt es wohl keine Hoffnung mehr: Gokul wurde beim Erdbeben von einer Schlammlawine begraben.

Mittwoch, 06. Mai 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 50 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND. „Leider haben wir eine sehr, sehr traurige Nachricht“, sagt Ellen Dietrich.
Gokul, ein inzwischen 27-​jähriger junger Mann war Teil des Externenprogramms des Vereins. Er wird seit dem Erdbeben vermisst. Seit seiner 9. Klasse wurde er bis zum Abschluss seines Touristikstudiums vom Verein unterstützt. Inzwischen ist er Chef eines sich auf dem Markt behauptenden kleinen Reisebüro und konnte in seinem eigenen Unternehmen seinen Geschwistern Arbeit verschaffen. Durch ein „Home-​Stay“ Programm verhalf er seinen Eltern und seinem Dorf zu einem bescheidenen Wohlstand. Bei Ellen Dietrichs Reisegruppen war er regelmäßig „der bei allen beliebte und sehr kompetente Reisebegleiter“.
Zur Zeit des Unglücks führte er eine Treckinggruppe, bestehend aus einer der Praktikantinnen, vier weiteren Deutschen und drei Trägern im Langtang Gebiet. Er und eine der Deutschen fühlten sich nicht wohl; sie befanden sich zusammen mit einem der Träger im Hotel, als das Erdbeben ausbrach und mit einer Schlammlawine alles unter sich begrub. Die Praktikantin und die anderen Mitglieder der Gruppe haben glücklicherweise überlebt. Da es aber bis heute kein Lebenszeichen von den dreien im Hotel gab, so Ellen Dietrich, „müssen wir davon ausgehen, dass sie tot sind“: „Wir sind sehr betroffen, tief bestürzt und erschüttert und können das Geschehene noch gar nicht fassen. Um alle drei trauern wir sehr und sprechen den Angehörigen unsere tiefe Anteilnahme aus. Mich ganz persönlich schmerzt der Tod von Gokul sehr, denn wir waren innig miteinander verbunden.“ Den betroffenen nepalesischen Familien will der Verein „Haus der Hoffnung“ entsprechend ihren Bedürfnissen nach Kräften helfen.
Rückkehr der kleinen
Kinder nach Gangabo
Die Regierung habe angeordnet, dass alle, die noch ein Dach über dem Kopf haben, in ihre Häuser zurückkehren müssen, berichten die Praktikanten. Deshalb sind nun die kleineren Kinder wieder im Haus in Gangabo, wo es auch wieder Wasser und Strom gibt. Die Risse in den Mauern, die in erster Linie für den Umzug verantwortlich waren, scheinen die Statik nicht zu gefährden – doch so richtig wohl ist den jungen Leuten noch nicht. Generell gilt, dass dieser Stadtteil stärker beschädigt wurde; so wurde z. B. das Zuhause einer der Haushaltshilfen im Gangabo-​Haus, die in der Nähe des Heims wohnt, vollkommen zerstört.
Nach Tagen auf dem teilweise kalten und nassen Boden im Zelt schlafen nun alle wieder in ihrem eigenen Bett. Es gibt immer noch schwächere Nachbeben. Ein Praktikant meint, dass er sich schon so sehr daran gewöhnt habe, dass er sie gar nicht mehr wirklich spüre.
Umesh (Klasse 10) wurde krank. Aufgrund einer ärztlichen Falschdiagnose, so der Bericht aus Nepal, wurde er gegen Gelbsucht behandelt. Im Krankenhaus stellten die Ärzte jedoch eine Lungenentzündung fest. Sobald er die richtige Behandlung erhielt, ging es mit ihm aufwärts. Gestern wurde er entlassen und spielte mit einigen draußen Karten.
Den Jugendlichen in den beiden Wohnungen, die dem Haus der Hoffnung angegliedert sind, hat das Erdbeben – im Gegensatz zu den weitgehend ahnungslosen Kindern – psychisch sehr zugesetzt. Um dem Grauen für kurze Zeit zu entkommen und etwas abschalten zu können, sind sie in ihre Dörfer gefahren, die im Süden, einer vom Erdbeben nicht betroffenen Region, liegen. Deependra, dessen Dorf im Epizentrum lag und völlig zerstört wurde, nahmen sie mit sich. Zum Glück hat die verwitwete Mutter des jungen Mannes überlebt. Wo sie sich jetzt aufhält, konnten die Praktikanten noch nicht herausfinden. Die Jugendlichen sind auch aus Kathmandu weggegangen, weil sie Angst vor dem Ausbruch von Seuchen haben.
Bei dem verheerenden Erdbeben mit der Stärke 7,9 auf der Richterskala ist den Kindern, Betreuern und Praktikanten in den beiden Häusern in Gangabo und Dhapasi und den Wohnungen in Dhapasi glücklicherweise nichts passiert. Alle sind mit dem bloßen Schrecken davongekommen. Jetzt muss die schwierige Zeit überstanden werden. Der Verein freut sich sehr über Spenden. Infos unter
www​.haus​der​hoff​nung​-nepal​.de

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2201 Aufrufe
683 Wörter
3278 Tage 18 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3278 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2015/5/6/kaum-hoffnung-fuer-gokul-die-im-haus-der-hoffnung-in-kathmandu-arbeitenden-praktikanten-berichten-von-einem-schmerzlichen-verlust/