Eine Symbolfigur für Amerika-​Freunde

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Kurz vor dem ersten Geburtstag des Leutze-​Clubs Schwäbisch Gmünd und dem 193. Geburtstag seines Paten Emanuel G. Leutze wurde das erste Projekt vollendet. Die Leutze-​Straße erhält ein erläuterndes Namensschild

Montag, 25. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
188 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hir). In der Mitgliederversammlung im Dezember 2008 wurde beschlossen, Zusatzschilder für die Leutzestraße und die Kleine Leutzestraße zu finanzieren. Angeregt von Barack Obamas Wahlkampfslogan „Ja, wir schaffen es!“ wandten sich die Vorsitzenden an die Gmünder Bürgerstiftung, um ihr Vorhaben in die Wege zu leiten.
Im März verteilte der Leutze-​Club Fragebögen in den beiden Leutzestraßen, da er erfahren wollte, was die Anwohner über den Namensgeber wissen. Die Anwohner wurden in dem Begleitschreiben gebeten, den Fragebogen zu beantworten, ohne vorher im Lexikon oder Internet nachzulesen und in den Briefkasten von Elisabeth Heise einzuwerfen. Frau Heise, ehemalige Mitarbeiterin des einstigen Städtischen Museums in der Rektor-​Klaus-​Straße, wohnt seit 1931 in der Leutzestraße. Auf 122 Briefe kamen leider nur 13 Rückmeldungen. Jene Haushalte, die sich die Zeit genommen hatten, den Fragebogen auszufüllen, wurden mit einer kurzen Leutze-​Biographie belohnt.
Zur Finanzierung der Schilder trug neben Spenden aus den eigenen Reihen auch ein Flohmarkt bei, der vor Ostern auf dem Johannisplatz stattfand. Renate Schommer aus Bettringen, Gründungsmitglied des Clubs und ehemalige Sponsorin der UMUC SG, trennte sich von ihrer geliebten Hasensammlung und stellte den Erlös dem LC zur Verfügung.
Am Freitag war es soweit: Zwei Tage vor dem Jahrestag, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, wurden die Zusatztafeln übergeben. Das Anbringen der Schilder fand in Anwesenheit des stellvertretenden Vorsitzenden der Bürgerstiftung, Werner Debler statt, der den Leutze– Club in diesem Vorhaben tatkräftig unterstützte und von dem vor zwei Jahren die Namensschilder-​Bewegung ausging. Der „Vice-​President“ des Clubs, Dr. Alan F. Hickman, war zu diesem besonderen Ereignis eigens aus den Staaten angereist. Anwesend waren die Gründungsmitglieder Heidrun Irre (Vorsitzende), Ulrike Köhler (Schatzmeisterin), Irma Rohner-​Rigassi, Maria Fassbender, Peter Irre, Stifter des Gründungskapitals und aus der Schweiz angereist, die Mitglieder Marilee Rothaupt und Lynne Hoch, sowie Frau Elisabeth Heise.
Die Leutzestraße wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts benannt, doch bebaut wurde sie erst um 1930. Da es dort aber nur ein Straßenschild gibt, wurde das Zusatzschild bei der Abzweigung in die Moltkestraße angebracht.
In der „Kleinen Leutzestraße“ wurden die Schilder sowohl am Straßenanfang als auch an deren Ende mit einer Zusatztafel versehen. Die Information darauf lautet kurz aber prägnant: „Emanuel Gottlieb Leutze (geb. 1816 in Gmünd, gest. 1868 in Washington, D.C.), berühmt durch sein Historiengemälde ‘Washington Crossing the Delaware’“.
Die Mitglieder hoffen, durch dieses Vorhaben auch die Aufmerksamkeit der anderen Anwohner zu wecken. Dieses erste gemeinsame Vorhaben soll dazu beitragen, das Gedächtnis an den berühmtesten Sohn der Stadt zu wahren und den Ruhm Leutzes in seiner schwäbischen Heimat zu mehren, so wie es in der Gründungsurkunde des Leutze-​Clubs heißt. Damit wollen die „Leutzeaner“ zeigen, dass sich die Leutze-​Geburtsstadt Schwäbisch Gmünd im Hinblick auf das große „Leutze-​Bicentennial“ in sieben Jahren schon vorbereitet, den bekannten Bürger gebührend zu ehren und zu feiern.
Bisher besteht der LC aus fünfzehn Mitgliedern, davon sind neun Deutsche und sechs Amerikaner. Er betrachtet sich, so wie der „Survivors of UMUC SG“ Club, aus dem er hervorgegangen ist, als eine Fortführung der langjährigen deutsch-​amerikanischen Beziehung und Freundschaft, die im Unipark schon in den Zeiten der Bismarck-​Kaserne und danach in den zehn Jahren der University of Maryland University College gepflegt wurden. Eine Symbolfigur für die Ehemaligen war von Anfang an Emanuel Gottlieb Leutze.
Leutze hat die Hälfte seines Lebens in Schwäbisch Gmünd und Düsseldorf verbracht und die andere Hälfte in den Staaten. Auch von diesem Standpunkt aus ist es schwierig zu entscheiden, ob er nun ein deutscher Amerikaner oder ein amerikanischer Deutscher war. Am 10. Januar 1859, einen Tag vor seiner zweiten und endgültigen Ausreise in die Staaten, wünschte er seinem Gmünder Freund Julius Erhard noch ein „herzinniges Lebewohl“ und gelobte, der Herkunft seiner Vorfahren die Treue zu halten: „Ich gehe einer andern Zukunft entgegen, Gott gebe einer besseren – aber ob hell oder dunkel, werd’ ich doch immer Dir, dem deutschen Vaterlande oder dem Deutschtum, wie wir es denken, treu bleiben.“
Zufälligerweise endet die Leutzestraße am Unipark. Somit machten die Mitglieder nach dem Anbringen der Schilder einen Rundgang durch das ihnen einst so vertraute Gelände.
Vieles hat sich seit der Schließung der UMUC SG vor sieben Jahren verändert. In der TSB-​Gaststätte, wo einst die Stammtische der Mitarbeiter der UMUC SG stattfanden, wurde die Mitgliederversammlung „wie in den guten alten Zeiten“ auf Englisch abgehalten. Bei einem gemütlichen Beisammensein wurden das erste Projekt gefeiert und weitere Vorhaben besprochen.