Die Stadt ist seit 57 Jahren Pate

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Am 27. Mai 1950 wurde die BRUNA – der Heimatverband der Brünner in Deutschland – in der späteren Patenstadt Schwäbisch Gmünd gegründet. In diesem Jahr erinnert man sich an den 60. Gründungstag – auch mit einer großen Feier am Sonntag, 24. Oktober, zu der alle eingeladen sind.

Samstag, 23. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Den Auftakt macht um 10 Uhr eine Festmesse in St. Franziskus mit Münsterpfarrer i.R. Alfons Wenger. Um 11 Uhr folgt ein Empfang im Refektorium im Prediger. Um 14 Uhr folgt im Prediger Innenhof die Feierstunde unter Mitwirkung von Moravia Cantat, der früheren Südmährischen Sing– und Spielschar, unter Leitung von Dr. Wolfram Hader und mit Grußworten von Oberbürgermeister Richard Arnold und Karl Walter Ziegler, dem Bundesvorsitzenden der BRUNA.
Fünf Jahre waren seit der grausamen Vertreibung der Deutschen Brünns vergangen. Die Liebe zur Heimatstadt und das Bekenntnis zu ihr waren aber ungebrochen. Auch das Heimweh beherrschte damals die Landsleute, wie viele auch heute noch selbst über 60 Jahren. Die Brünner wollten wieder in gemeinsamer Gemeinschaft beisammen sein. Viele von ihnen waren mit den übrigen Landsleuten in der Sudetendeutschen Landsmannschaft tätig. Darüber hinaus wollten sie die Überlieferung der besonderen gesellschaftlichen und strukturellen Eigenart des Brünner Deutschtums gewährleisten.
Die Landsleute waren in einzelnen Landesverbänden und landsmannschaftlichen Gruppierungen zusammengefasst. Es kam aber der Wunsch nach einem gemeinsamen Heimatverband auf, der alle Brünner vereinen sollte. Der Wunsch wurde in die Tat umgesetzt: Die BRUNA wurde gegründet.
60 Jahre besteht sie nun also schon. Manche dachten damals noch an eine Rückkehr in die Heimat. Die Realisten aber richteten sich darauf ein, dass die Aufnahmeländer die neue Heimat bleiben würden. Beide Möglichkeiten wurden damals in die Überlegungen einbezogen.
Es war das Verdienst der Vereinigungen der Deutschen Heimatvertriebenen, dass sich die Landsleute in ihnen heimisch und zu Hause fühlen konnten. Das hat den Vertriebenen in schwerer Zeit den inneren Halt und Kraft gegeben, die ausweglos erscheinende Lage zu meistern. Aus ihren Organisationen heraus fanden sie Mut für einen neuen Anfang. Der Wert der Organisationen der Heimatvertriebenen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, ihre Leistung und Verdienste ragen weit über die damaligen Verhältnisse bis in unsere heutige Zeit herein.
Am 30. Juli 1953 übernahm die Stadt Schwäbisch Gmünd durch einstimmigen Beschluss des Stadtrates die Patenschaft über den deutschen Teil der Stadt Brünn. Viele Bundestreffen fanden in ihren Mauern statt. Als in der kommunistischen Zeit die Heimat und auch der Brünner Dom verschlossen waren, wurde das Heilig-​Kreuz-​Münster in Gmünd zum Dom in der Vertreibung. In ihm entstand eine Weihestätte mit einer Nachbildung des Gnadenbildes der Schwarzen Mutter Gottes von Altbrünn. Nach der politischen Wende weilte der Brünner Bischof einige Male in der Patenstadt und feierte im Gmünder Münster die Messe.
Die Arbeit der BRUNA zeigte sich auch im Stadtbild. So wurde ein Johann-​Gregor-​Mendel-​Denkmal erstellt, eine Nachbildung des Marterls, wie es einst in Brünn stand, ein Brünner Brunnen mit einer Nachbildung der Kaplan-​Turbine, eine Gedenktafel über die Übernahme der Patenschaft. Das Brünner Heimatmuseum erfährt gegenwärtig eine Neugestaltung. Das Archiv mit einer Sammlung von Materialien über Brünn und vielen Büchern und Dokumenten wurde in die Betreuung des städtischen Archivs gegeben. Viele Publikationen wurden in den letzten Jahrzehnten von der BRUNA über das Deutsche Brünn herausgegeben. Darunter auch eine Dokumentation über den Brünner Todesmarsch von 1945. Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang der Brünner Heimatbote bleiben, der nun schon im 62. Jahr erscheint.
Erinnert wird von den Organisatoren jetzt im 60. Jahr an die vielen Bundes– und Landestreffen, die die Bruna abhielt; nach der politischen Wende mit Landsleuten aus Brünn, mit tschechischen Gästen, mit Teilnahme von Vertretern der Stadtverwaltung und des Primators, mit dem Bischof von Brünn und Prälat Horky. 1950 wurde der damalige Staatsbeauftragte für das Flüchtlingswesen in Württemberg-​Baden, Edmund Nowotny, zum ersten Vorsitzenden der BRUNA gewählt, Ernst Fuchs wurde dann bis 1991 sein Nachfolger und seit dem 26. 0ktober 1991 ist Karl Walter Ziegler Bundesvorsitzender der BRUNA.
Heute sind nach der politischen Wende wieder Kontakte mit Brünn möglich. Es gibt in Brünn einen Deutschen-​Sprach– und Kulturverein (DSKV), ein Zusammenschluss heute noch in Brünn lebender Deutscher, der mit der BRUNA zusammenarbeitet. Es gibt Kontakte mit der Stadtverwaltung und mit der Diözese Brünn. Die BRUNA bemüht sich mit Erfolg um Zusammenarbeit aller heute in Brünn Lebender.
Für die BRUNA gilt, das Andenken an das Deutsche Brünn aufrecht zu erhalten, der Nachwelt die Leistung der Deutschen für diese Stadt zu vermitteln und dies auch den heute dort Ansässigen zu verdeutlichen. Vor allem die tschechische Jugend wisse darüber zu wenig, so Walter Ziegler. Für die BRUNA gelte es, alle Kräfte zusammen zu fassen und diesem Ziel unterzuordnen, eingedenk des alten Wahlspruchs „Brin ist nit hin.“