Heute vor zehn Jahren trat Helmut Argauer sein Amt als Chef des Gmünder Polizeireviers an

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Nein, amtsmüde sei er nicht, erklärt Helmut Argauer. Aber dass er in Gmünd in Pension geht, kann sich der 52-​Jährige auch nicht recht vorstellen. Heute vor zehn Jahren wurde Argauer als Leiter des Gmünder Polizeireviers eingesetzt.

Samstag, 30. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND. Es waren verschiedene Gründe, die Argauer (Foto: edk) damals dazu bewegten, sich für Gmünd zu bewerben. Zum einen hatte er hier von 1978 bis 1985 Streifendienst geschoben und 1993/​94 die Vorbereitung für den höheren Dienst absolviert, kannte das Revier deshalb gut. Zum anderen wollte er nach zwei Jahren als Leiter der Einsatzabteilung der Bereitschaftspolizei in Biberach wieder in die Heimat zurück. Argauer stammt aus Aalen-​Unterrombach.
Als damals die Nachfolge von Hans Bruch ausgeschrieben wurde, setzte er sich gegen mehrere Mitbewerber durch. Die Kollegen hätten wahrscheinlich angenommen, dass einer mit goldenen Sternen auf der Schulter höchstens zwei Jahre bleibt, um dann den nächsten Karrieresprung anzugehen, schmunzelt Argauer.
Aber er habe eine intakte Dienststelle angetroffen, die zu leiten Spaß mache. Auch wenn im Rahmen der Sparmaßnahmen in den vergangenen Jahren Stellen weggefallen seien. Was laut Helmut Argauer weh tue, weil das Geschäft gleichzeitig nicht weniger werde. Deutlich angestiegen – von sieben auf 20 Prozent – sei der Frauenanteil im Polizeirevier. Mit entsprechenden Konsequenzen in Sachen Elternzeit.
Ein Thema, das ihn in den vergangenen Jahren immer verfolgt habe, sei die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Kriminalitätsgeschehen und der „gefühlten Unsicherheit“ der Bevölkerung. Dabei sei doch Gmünd ein Muster kommunaler Kriminalprävention; zeitweise hätten zwei Drittel aller in Ostwürttemberg angebotenen Präventionsveranstaltungen im Einzugsbereich des Gmünder Reviers stattgefunden.
Als tiefsten Einschnitt während seiner Amtszeit in Gmünd sieht der Polizeioberrat die Umstellung von zehn auf sechs Polizeiposten in seinem Zuständigkeitsgebiet. Da habe es sich bewährt, dass er die handelnden Akteure auf kommunaler Ebene aus den Jahren 1988 bis 1993 gut kannte, als er in den Gemeinden für die Verkehrsschau zuständig war. Es seien schon einige Bürgermeister „narret“ gewesen, ihren Polizeiposten schwinden zu sehen. Man habe aber deutlich machen können, dass größere Einheiten mit mehr Leuten und längeren Öffnungszeiten der Bevölkerung am Ende mehr Vorteile bringen, als ein Posten in jedem Ort.
Stolz ist Argauer auf die Gründung des Präventionsvereins – unter anderem gemeinsam mit dem Gmünder Bürgermeister Joachim Bläse –, der bereits Projekte zur Kriminalitätsvorbeugung mit über 30 000 Euro gefördert hat. Der Polizeichef ist dessen stellvertretender Vorsitzender und Mitglied im Lenkungsausschuss der Aktion Sichere Stadt Schwäbisch Gmünd.
Was ihm in diesem Zusammenhang auffiel, war der rekordverdächtige Wechsel der Ansprechpartner. Er habe in seinen zehn Jahren als Gmünder Polizeichef bei der Stadtverwaltung zwei Rechtsdezernenten, drei Bau– und drei Oberbürgermeister erlebt.
In seine Amtszeit fiel zum Beispiel auch die Gründung des Polizeimuseumsvereins in Heubach, dessen Vorstandsmitglied er ist. „So etwas wird es in ganz Baden-​Württemberg nicht mehr geben“, ist Argauer überzeugt.
Froh ist Helmut Argauer – und klopft dabei auf Holz –, dass das Revier in den vergangenen zehn Jahren von großen Kapitalverbrechen verschont geblieben sei, die einen hohen Personalaufwand nach sich ziehen. Dass allerdings schon viele seiner Beamten und Beamtinnen bei Demonstrationen zu „Stuttgart 21“ eingesetzt wurden, lasse die Leistungsfähigkeit der Polizei in Gmünd sicher nicht ansteigen.
„Auch wenn ich nicht amtsmüde bin – zehn Jahre sind eine lange Zeit“, erklärt Argauer im Gespräch mit der Rems-​Zeitung. Und da Revierchef für Schwäbisch Gmünd auch die oberste Stufe der Karriereleiter darstelle, glaube er nicht, dass er hier in Pension gehen werde. Er habe sich in der Vergangenheit auch schon auf interessante Posten beworben.
Allerdings: Weit weg von Ostwürttemberg soll es eigentlich nach Möglichkeit nicht gehen. Schließlich ist Helmut Argauer Gründungsmitglied und aktiver Musiker bei der Polizeikapelle Ostalb. Außerdem singt er im Kirchenchor „Neue Töne“ St. Maria Aalen. Er war früher aktiver Fußballer bei der TSG Hofherrnweiler-​Unterrombach sowie über 25 Jahre aktiver Fasnachter bei den Sauerbachnarren in Hofherrnweiler (davon acht Jahre Faschings– und sechs Jahre Sitzungspräsident). Bleibt weitere Zeit für Hobbys, geht Argauer gerne Angeln oder spielt Skat.