Insolvenzantrag gestellt /​67 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Zumindest nach außen hin völligüberraschend hat der GmünderSolarienhersteller uwe Light KG aus der Buchstraße gestern beim zuständigen Insolvenzgericht in Aalen den Insolvenzantrag eingereicht. Als Gründe für die Zahlungsschwierigkeiten wird eineweltweit geschrumpfte Nachfrage nach Solarien plus eine negative gesundheitspolitische Wahrnehmung der Besonnungsanlagen genannt.

Sonntag, 14. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Nicht tangiert ist die namensähnliche uwe JetStream GmbH. Vor etwa zwei Jahren war das Unternehmen uwe aufgespaltet worden, um als zwei eigenständige Firmen in unterschiedlichen Wellness-​Produktbereichen zu firmieren und sich weiterzuentwickeln. JetStream scheint den richtigen Weg auf dem Wachstumsmarkt für Gesundheits– und Wohlfühlprodukte eingeschlagen zu haben. Light kam dagegen in Verlegenheit, will jedoch, so brachte Geschäftsführer Wolfgang Manz gestern im Gespräch mit unserer Zeitung, gestärkt aus der aktuellen Insolvenz-​Krise hervorgehen. Die Erklärung von uwe Light zu den Hintergründen: „Aufgrund gesetzlicher Restriktionen und einer seit Jahrzehnten geführten Anti-​Solarien-​Kampagne, hinter der massive Gelder der Kosmetikindustrie vermutet werden, hatte das Unternehmen in der Vergangenheit mit einem dramatisch schrumpfenden Weltmarkt zu kämpfen. Zuletzt haben neue Investoren versucht, die uwe Light neu aufzustellen und neue Märkte anzugehen. Betroffen sind 67 Mitarbeiter.“ Auch die uwe-​Light-​Geschäftsführung will unterstrichen wissen: „Nicht von der Insolvenz betroffen sind die uwe Verwaltungen GmbH mit allen zu ihr gehörenden Unternehmen, die uwe JetStream GmbH und das Sonnenstudio im Firmengebäude Buchstraße, die anderen Eigentümern gehören“.
Zu Beginn des Jahres hatte eine Investorengruppe um Andreas Brazel und Bernd Schmid die uwe Light übernommen, um ihr eine neue Ausrichtung zu geben. Wolfgang Manz: Ihre Bemühungen seien von allen politischen Institutionen in Stadt und Landkreis mit hohem Engagement unterstützt worden und auch eine renommierte Unternehmensberatung habe die Machbarkeit der Sanierung bestätigt. Seit Übernahme haben die neuen Gesellschafter signifikante Finanzmittel eingebracht und weitere zugesagt, wenn von Bankenseite der Weg in die Restrukturierung begleitet werde. „Doch dann erreichte die Gmünder Solarienbauer die Nachricht von der Bürgschaftsbank in Stuttgart, dass sie sich nicht an einer Finanzierung der Neuaufstellung beteiligen werde, obwohl lokale Banken diesen Weg begleiten wollten. Damit war die Finanzierbarkeit der Fortführung nicht mehr gesichert, so dass der Antrag gestellt werden musste.“
Management und Eigentümer der uwe Light KG verweisen in ihrer gestrigen Erklärung darauf, dass die Solarienhersteller die „Kosmetikindustrie als einen übermächtigen Gegner haben, der es inzwischen geschafft habe, die öffentliche Meinung völlig gegen die künstliche Besonnung einzunehmen, obwohl viele wissenschaftliche Studien die gesundheitsfördernde Kraft der Sonnenstrahlen belegten.“ Diese öffentliche Wahrnehmung habe dazu geführt, sagt Geschäftsführer Wolfgang Manz, „dass der Solarienmarkt inzwischen weltweit auf weniger als die Hälfte geschrumpft ist“. Gab es vor fünf Jahren noch über 8000 Sonnenstudios in Deutschland, so wird deren Zahl heute auf rund 3 500 geschätzt.
Vor diesem Hintergrund habe die uwe Light geplant, mit innovativen Produkten zur Collagen-​Bildung über UV-​Bestrahlung künftig neben der klassischen Besonnung neue Geschäftsfelder im boomenden Wellnessmarkt zu erschließen. Die Geschäftsführung zeigt sich optimistisch und will aus der Not eine Tugend machen: „Die Insolvenz bietet nun einen neuen Ansatz, diesen Weg zur Erhaltung der Arbeitsplätze weiter zu verfolgen.“ Zum vorläufigen Verwalter der Firma wurde das auf Insolvenzen spezialisierte Anwaltsbüro Schneider und Geiwitz (Ulm) bestellt.