Polizei informierte gestern in Straßdorf und Spraitbach über Vorbeugung gegen Wohnungseinbrüche /​Infomobil kommt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Es ist später Nachmittag. Das Wohngebiet Weidenäcker in Straßdorf liegt sehr verlassen da. Wenn demnächst die Dunkelheit einbricht, beginnt die ideale Zeit für Einbrecher. Um diesen die Tour zu vermasseln, führte die Polizei gestern eine Aufklärungsaktion durch.Von Manfred Laduch

Donnerstag, 18. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
172 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​STRASSDORF. „Bei mir wird schon nicht eingebrochen“, denken viele Bürgerinnen und Bürger immer noch, „ist ja die letzten 20 oder 30 Jahre auch nicht passiert.“ Häufig wird der Wert des eigenen Besitzes unterschätzt, das eigene Wohnhaus als uninteressant für Einbrecher eingestuft.
Das kann ein schmerzvoller Irrtum sein. „Einbrecher hoffen immer auf lohnende Beute“, weiß Erster Polizeihauptkommissar Herbert Mayer. Mit vier Kollegen war der stellvertretende Leiter des Gmünder Polizeireviers gestern in Straßdorf unterwegs. Parallel dazu fand die gleiche Aktion im Spraitbacher Wohngebiet „Hospert“ statt.
Ein Großteil der Berufstätigen kommt in den Wintermonaten erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Eine Zeit, in der der Blick durch hochgezogene Rollläden und in offene Gartentore dem Gelegenheiten suchenden Einbrecher signalisiert, wo er zumindest vorübergehend noch niemand antreffen wird.
Der materielle Schaden ist oft
nicht der wichtigste Aspekt
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Schwäbisch Gmünd wird jedes Jahr im Schnitt in etwa 50 Wohnungen eingebrochen. Etwa zwei Drittel der Einbrüche werden im Stadtgebiet von Schwäbisch Gmünd verübt, ein Drittel im übrigen Bereich. Eine Einbruchserie Ende 2009/​Anfang 2010 ließ die Einbruchzahlen, sowohl in der Stadt, als auch in den ländlichen Bereichen deutlich ansteigen.
Dabei ist der materielle Schaden, den vielleicht auch eine Versicherung ausgleicht, nur ein Aspekt. Oft gehen – zum Beispiel beim Schmuck – persönliche Erinnerungsstücke verloren. Und die Polizei weiß: Gerade bei Wohnungseinbrüchen macht die Verletzung der Privatsphäre und das abhanden gekommene Sicherheitsgefühl den Betroffenen häufig am allermeisten zu schaffen. Aus diesem Grund ist die Polizei gerade in der dunklen Jahreszeit auch häufiger auf Präventivstreife unterwegs. Sollte jemand also demnächst einen Polizeiwagen langsam am Haus vorbeirollen sehen, braucht er keine Angst zu haben. Höchstwahrscheinlich wird gerade kein flüchtiger Schwerverbrecher gesucht.
Gerade Gebiete, die so strukturiert sind, wie die Weidenäcker oder der Hospert, werden überdurchschnittlich häufig von Wohnungseinbrechern heimgesucht, sagt die Statistik der Polizeidirektion Aalen. Diese kriminelle Spezies meidet für gewöhnlich Gebäude an Durchgangsstraßen und Mehrfamilienhäuser. Reihenhäuser sind ebenfalls selten betroffen – das klassische Objekt ist das freistehende Einfamilienhaus.
Die Polizisten gingen gestern mit den Augen des potenziellen Täters durch die Straßen. Man kann nämlich vieles falsch machen: Einbrecher lieben nicht richtig geschlossene Türen (besonders auf Terrassen), geklappte Fenster oder „bereitgestellte“ Aufstiegshilfen für höher gelegene Zugänge ins Haus. Wo Herbert Mayer und seine Kollegen solche Defizite bemerkten, warfen sie ein Informations-​Faltblatt in die Briefkästen. Wo Menschen gerade von der Arbeit kamen, erhielten sie ebenfalls wichtige Tipps.
Zum Beispiel auch dafür, was man über das ordentliche Verschließen von Türen und Fenstern hinaus alles gegen Einbrecher tun kann. Ein in der Einfahrt geparktes Auto signalisiert ebenso, dass die Bewohner mutmaßlich zu Hause sind, wie ein vor der Tür stehendes Paar Schuhe. Vorhänge erschweren das „Ausbaldowern“, ob jemand daheim ist, oder nicht. Eine hohe, dicht geschlossene Hecke mag zwar beim Sonnenbad im Sommer ihre Vorteile haben. Sie erschwert aber die soziale Kontrolle und bietet Einbrechern wunderbar Deckung.
Ein freundliches Verhältnis zu möglicherweise aufmerksamen Nachbarn kann gegen diese Art von Straftaten im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert sein.
Und selbst wenn es lästig ist: Man sollte nicht nur im Erdgeschoss auf geschlossene Fenster achten, wenn man das Haus verlässt, sondern vor allem auch im Keller. Lichtschächte gehören zu den bevorzugten „Einfallstoren“ von Wohnungseinbrechern. Je älter ein Haus ist, desto geringer sind für gewöhnlich die Fenster und Türen gegen Einbruchsversuche geschützt. Das ist deshalb schade, weil für viele Täter Widerstand nicht ins Programm passt. Klappt das Eindringen nicht auf Anhieb, lassen sie es fast immer beim Versuch bewenden.
Bei den Aktionen von gestern bleibt es nicht. In der kommenden Woche können sich die interessierten Hausbesitzer direkt vor Ort in der Mobilen Beratungsstelle des Landeskriminalamtes Baden-​Württemberg über baulich-​technische Maßnahmen zum Einbruchschutz informieren und erhalten dabei weitere themenbezogene Anregungen und Verhaltensempfehlungen.
Das Mobil kommt am Montag, 22. November, von 10 bis 18 Uhr auf den Parkplatz „Kohl“ in Spraitbach und am Donnerstag, 25. November, ebenfalls von 10 bis 18 Uhr, auf den Parkplatz vor dem Bezirksamt in Straßdorf.