Deutsch-​ukrainischer Austausch an der Pädagogischen Hochschule: Wo endet Europa?

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Von Schwäbisch Gmünd nach Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, sind es rund 1500 km. Weniger weit also als nach Athen oder Lissabon. Aber trotzdem ist uns die Ukraine, Europas zweitgrößter Staat, fremder als Griechenland oder Portugal.

Freitag, 05. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
91 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (phm). Schon seit mehreren Jahren bemüht sich die PH Schwäbisch Gmünd, einen Beitrag zur Überwindung dieser Fremdheit zu leisten. Regelmäßig studieren ukrainische Stipendiaten in Schwäbisch Gmünd wie umgekehrt deutsche Studierende Schulpraktika in Kiew absolvieren können.
Nun konnte der lebendigen Hochschulpartnerschaft mit der Nationalen Linguistischen Universität Kiew ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden. Für eine Europa-​Woche kamen zehn Studentinnen und ihre Betreuerin nach Schwäbisch Gmünd.
Dr. Helmar Schöne, Initiator und einer der Organisatoren, erläutert die Idee der Europa-​Woche, die durch die Finanzierung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ermöglicht wurde: „Die europäische Verständigung lebt von persönlichen Begegnungen. Indem wir Studierenden aus der Ukraine die Gelegenheit geben, unser demokratisches Gemeinwesen kennenzulernen, fördern wir den Dialog über demokratische Werte in der noch jungen Demokratie.“ Dafür haben sich die elf ukrainischen Gäste und 15 Studierende der Pädagogischen Hochschule eine Woche lang wechselseitig über die politischen Systeme, in denen sie leben, informiert. Höhepunkt des Aufenthalts war ein Planspiel, in dem die Gesetzgebung in der Europäischen Union simuliert wurde, das in der Tagungsstätte der Landeszentrale für politische Bildung stattfand.
„In Planspielen gelingt es, Wissenserwerb und soziales Lernen ideal miteinander zu verbinden“, erklärt Dr. Schöne und fügt hinzu: „Hier lässt sich unmittelbar erleben, wie wichtig die Verständigung über gemeinsame Verfahrensregeln und die Bereitschaft zur Kompromissbildung für einen gelingenden demokratischen Entscheidungsprozess sind.“
Natürlich durften auch ein Besuch im Landesparlament und ein Gespräch mit Landtagsabgeordneten nicht fehlen. Anhand der Proteste gegen „Stuttgart 21“ konnten die Studierenden vor Ort erleben, was es heißt, in einer lebendigen Demokratie zu leben. Dr. Monika Becker vom Akademischen Auslandsamt der PH freute sich besonders, dass es gelungen ist, die ukrainischen Studentinnen bei Gmünder Studierenden unterzubringen. „Auf diese Art und Weise fördern wir nicht nur den akademischen Austausch, sondern ermöglichen auch Einblicke in den deutschen Alltag.“ Dass dieses Konzept aufgegangen ist, zeigt die Reaktion der PH-​Studierenden.
Nur einen Tag nach der Abreise der ukrainischen Gäste standen sie bei Frau Becker im Büro, um einen Gegenbesuch in Kiew im nächsten Jahr anzuregen.