Großauftrag im Bereich Umweltschutztechnologie bezeugt erneut Leistungsfähigkeit des Gmünder Traditionsunternehmens

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Vor einer schleichenden und gewaltigen Gefahr steht die südafrikanische Metropole Johannesburg. Die Trink– und Brauchwasserversorgung ist durch giftiges Abwasser aus den riesigen Goldminen akut gefährdet. Hilfe und technische Lösungen kommen jetzt vom Gmünder Traditionsunternehmen RITZ Pumpen.

Freitag, 05. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
144 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die spannende Geschichte, die wieder einmal das weltweite Engagement und die Leistungsfähigkeit von Gmünder Unternehmen allgemein und von RITZ Pumpen im Besonderen, zeigt, wurde dieser Tage am Rande des Pressegesprächs über das überraschende Zusammengehen von RITZ mit dem österreichischen ANDRITZ-​Konzern (wir berichteten) bekannt.
Giftiges Abwasser in den vielen ausgedienten Goldminen
RITZ-​Geschäftsführer Rainer Schöller beschrieb zunächst die Umsatzentwicklung des Unternehmens, die sich in jüngster Zeit insgesamt stabil, jedoch auffallend atypisch zeigt. Im großen Krisenjahr gab’s keinen Einbruch. Jetzt 2010 zeigt sich trotz allgemeinen Aufschwungs ein leichter Rückgang. Dies sei, so gibt Geschäftsführer Rainer Schöller zu verstehen, unter anderem mit einem Großauftrag zu erklären, der jetzt erst anrolle, um dann erst im nächsten Jahr voll zu Buche zu schlagen. Mit dem kniffligen Auftrag, so ist jetzt schon abzusehen, dürfte RITZ in der Branche noch international aufhorchen lassen, denn in vielen Regionen zeigen sich ähnliche Umweltprobleme, die nur mit speziell entwickelten Materialien und Geräten zu lösen sind.
Konkret zum Fall: Rund um die einstige Goldgräberstadt und heutige afrikanische Wirtschaftsmetropole Johannesburg haben zahlreiche große Goldminen ausgedient. Die dortigen Goldadern wurden seit 1886 (Gründung zunächst als Zeltstadt!) bis zu einer Tiefe von 400 Metern ausgebeutet. Die Umgebung von Johannesburg gleicht nun sozusagen einem „Schweizer Käse“. Grundwasserströme haben sich verändert. Die alten Bergwerke mit den weitläufigen Stollenanlagen stehen überwiegend unter Wasser. Nun ist Folgendes passiert: Durch eine chemische Reaktion des Wassers mit großen Mengen Katzengold, das freigelegt wurde und völlig wertlos ist, entstand eine schwefelige Säure.
„Es handelt sich um ein unglaublich aggressives Wasser“, beschreibt RITZ-​Chef Schöller die nun an die Drei-​Millionen-​Einwohner-​Stadt heranschleichende Gefahr — sowohl für die Brauch– als auch für die Trinkwasserversorgung. Man muss wissen: Johannesburg liegt im Landesinneren von Südafrika, wo Trinkwasser besonders wertvoll ist. Überwiegend ist Johannesburg als größter Wasserverbraucher eh schon abhängig von Zuleitungen aus den umliegenden Regionen. Die armen Bevölkerungsschichten der Großstadt haben in den Behelfsunterkünften und Slums eh keinen Wasseranschluss, holen das wichtigste Lebensmittel irgendwo her, was die Situation weiter verschärft. Es gilt nun, das verseuchte Wasser aus den Bergwerken an die Erdoberfläche zu befördern und Klärwerken zuzuführen.
Normale Pumpen und Leitungen können dies nicht bewältigen. Aufgrund des aggressiven Fördermediums wären die Anlagen schnell zerstört. RITZ Pumpen bekam von der südafrikanischen Regierung das Hilfeersuchen und nun den Großauftrag für Entwicklung und Produktion der notwendigen Technologie. Es handelt sich, wie Rainer Schöller erklärt, um mächtige Tauchpumpen und Fördereinrichtunge aus besonders angepassten und widerstandfähigen Materialien und Beschichtungen bestehen.
Für das spezialisierte Unternehmen RITZ Pumpen (280 Mitarbeiter), das zukünftig mit dem Branchenriesen ANDRITZ AG (13500 Mitarbeiter) global gemeinsam Wege geht, ist das natürlich ein passender Einstieg beim industriell (Wasserkraftwerke, Metallproduktion, Zellstoffbranche usw.) orientierten Konzern.
Nur positive Stimmen zum Einstieg in den ANDRITZ-​Konzern
Die Übernahme, so bestätigt auch Betriebsratschef Thimo Schabel, findet nur positive Stimmen, besonders auch in der Belegschaft. Dr. Thomas Faisst, Geschäftsführer und Sprecher der bisherigen Beteiligungsunternehmen/​Eigentümer, spricht von „zwei Unternehmungskulturen, die sehr gut zusammenpassen“.
Auch Oberbürgermeister Richard Arnold war im Hintergrund an den Verhandlungen beteiligt und bekundet große Zufriedenheit angesichts der zukunftsträchtigen Entscheidung.
Aus seiner Sicht wird natürlich auch der Wirtschaftsstandort Schwäbisch Gmünd erneut aufgewertet, wenn nun RITZ/​ANDRITZ (die deutsch-​österreichische) Namensgleichheit ist rein zufällig) auf dem Gügling und in unmittelbarer Nachbarschaft zu ZFLS und Voestalpine die starke und rund um den Globus engagierte Gmünder Industriefamilie verstärkt.