Gestern spektakuläre Arbeiten an der großen Schanze in Degenfeld /​Weiteres Schanzenprojekt im Gespräch

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Beim Blick aus dem Fenster odervom Garten aus hinüber in Richtung Winterhalde, Schanzenweg undKreuzberg hielten die Degenfelder gestern vor Staunen den Atem an:Eine große Planierraupe kämpfte sich am extrem steilen Hang der großen Schanze rauf und runter.

Samstag, 06. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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GMÜND-​DEGENFELD (hs). Was von weitem aussah wie eine spektakuläre Szene aus der Fernsehshow „Wetten dass“, waren Sanierungsarbeiten zwischen Schanzentisch und Auslaufzone. Wie Walter Ziller, stellvertretender Vorsitzender des Skiclub Degenfeld, der Rems-​Zeitung erklärte, sei diese Maßnahme dringend notwendig geworden, um die große Skisprunganlage wettbewerbsfähig zu halten. Es handelt sich ja um eine Naturschanze. Durch Bewegungen und Senkungen im Erdreich hätten die Radien im Querschnitt des Hangs nicht mehr hundertprozentig gestimmt. Mit 150 Tonnen Schotter, was etwa 75 bis 80 Kubikmeter entspricht, musste nun mit einer Planierraupe nachbessert werden. „Und wenn das einer kann, dann nur der Alois Schmid“, so ist Skisprungschanzen-​Spezialist Walter Ziller überzeugt.
Für einen Laien sieht der Baggereinsatz halsbrecherisch aus. Immer wieder hat der Zuschauer den Eindruck, dass die schwere Maschine den Halt verliert und den extrem steilen Berg wie auf einer Rutschbahn abwärts saust. Doch Alois Schmid hat vollstes Vertrauen in sein Können und in seine 19-​Tonnen-​Raupe. Man habe, so wird geschildert, auch eine längere Trockenperiode abgewartet. Direkt nach einem starken Regen wäre diese Mission gewiss unmöglich gewesen. „Ich muss nur aufpassen, dass sich die Raupe nicht querstellt oder gar aufbäumt“, beschreibt Alois Schmid das notwendige Fingerspitzengefühl beim Umgang mit Steuerung und Kraft der Maschine. Es gelte, sie immer geradeaus zu halten. Wenn nicht? Dann drohen „Purzelbäume“ bis fast nach Degenfeld hinunter. Alois Schmid beherrscht nicht nur seinen „Panzer“, sondern auch die darin montierte hochentwickelte Steuerungstechnik für die zentimetergenaue Modellierung der Schanze. Zur Anwendung kommt die so genannte UTS-​3D-​Technik. Von unten am Schanzenweg überwacht und dirigiert eine feine Optik die Arbeiten. Signale „wandern“ ständig zum Empfänger an der Planierraupe, wo dann das programmierte Geländemodell exakt ausgeführt werden kann.
Walter Ziller ist voll des Lobes. Am liebsten würde er der Erdbaufirma Schmid gleich den Auftrag für die seit Jahren schon gewünschten weiteren Schanzenbau erteilen. Bei der großen Schanze (Sprungrekord liegt bei exakt 100 Metern) handelt es sich um eine K85-​Anlage. Der SC Degenfeld betreibt auch eine K45. K steht für den berühmten „kritischen Punkt“, wo am Hang langsam der Auslauf beginnt, daher die Skispringer härter aufsetzen, je weiter sie den K-​Punkt überfliegen. Immer wichtiger fürs Training und für erfolgreiche Wettbewerbe werde, so Ziller, eine K75-​Schanze.
Damit Degenfeld dauerhaft ein Zentrum dieser Wintersportart bleibe, hofft der SC auf Unterstützung des Projekts aus verschiedenen Fördertöpfen, auch auf die Mithilfe der Stadtverwaltung. 1,5-Millionen Euro koste das Projekt. „Uns fehlt noch eine Viertelmillion“, meint Ziller hoffnungsvoll und fügt hinzu, dass dieses Vorhaben gewiss auch dem Fremdenverkehr zugute komme. Die grundsätzliche Genehmigung für die K75 liege schon seit einigen Jahren vor.