Zum 120-​Jährigen des Naturkundevereins gibt’s im Prediger eine Sonderausstellung „Schichten, Spuren und Spiralen“

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Wenn Menschen mit derselben Zielsetzung gemeinschaftlich handeln, kann Schönes entstehen“ – so Werner K. Mayer gestern zur Entstehung einer bemerkenswerten Ausstellung im Prediger, mit der der Naturkundeverein sein 120-​jähriges Bestehen feiert.

Samstag, 06. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Gezeigt werden in dieser Ausstellung selten schöne und perfekt erhaltene Kopf– und Armfüßer, Muscheln, Schnecken, Schlangensterne, ein spektakulärer Krebsfund, Saurierfragmente, „die einsame Koralle“ und Fische aus dem gesamten Gmünder Raum, außerdem ein ganz großer Fund des Unterjura — die Böbinger Seelilien-​Kolonie, an der das Staatliche Museum für Naturkunde noch immer arbeitet. Dass Teile dieser Rarität zunächst in Böbingen zu sehen waren und nun auch der Gmünder Ausstellung zur Verfügung gestellt wurden, ist bemerkenswert und auf Dr. Günter Schweigerts Entgegenkommen zurückzuführen, der damit begonnen hat, entgegen bisheriger Gewohnheiten Menschen und Funde zusammenzuführen. Dr. Schweigert, auf Jura und Kreide spezialisierter Paläontologe, referierte gestern Abend über den Unteren Jura sowie die Geschichte seiner Erforschung — all die großen Forscherpersönlichkeiten und ihre Pionierleistungen kamen zur Sprache. Im Rahmen der Vernissage wurde zudem Werner K. Mayer gewürdigt, der die AG Geologie des Naturkundevereins seit 30 Jahren leitet und dessen jüngstes, die Ausstellung perfekt ergänzendes Buch über den Unterjura die RZ bereits besprochen hat. Auch Prof. Dr. Dieter Rodis Verdienste wurden vorgestellt, der die AG von Anfang an begleitet hat, zudem Hobbygeologen, auf deren Arbeit aufgebaut werden konnte — genannt wurden Winfried Trinkle und Werner Raschke.
Prof. Friedrich Bay, Vorsitzender des Naturkundevereins, steht für all die Mitglieder der vergangen 120 Jahre, die in der Vermittlung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und der Förderung des Naturverständnisses ihre vornehmste Aufgabe sahen und sehen – und dies bis heute durch Vorträge, Exkursionen, Veröffentlichungen und praktischen Naturschutz praktizieren. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Bay eine Liebeserklärung an die „steinreiche“ Ostalb und ihre Bodenschätze, mit denen sich zu beschäftigen Freude mache.
In seinem Grußwort ging Bürgermeister Dr. Bläse 200 Millionen Jahre in der Zeit zurück — „ein für Laien komplexes Thema“ — und versuchte sich vorzustellen, wie die Ostalb damals aussah, wie diese so fremde Welt sich darstellte, in der der Mensch keine Rolle spielte. Wie alle Redner dieses Abends bedankte er sich im Namen der Stadt ganz herzlich bei allen, die diese Ausstellung möglich gemacht haben, die „sich bekennen zu dieser Stadt“ und die etwas zu all dem betrügen, das Schwäbisch Gmünd ausmache.
Werner K. Mayer, der ebenso wie sein Buch „Der Unterjura in der Umgebung von Schwäbisch Gmünd“ im Zentrum der Ausstellungseröffnung stand, bedankte sich mit Blumen bei seiner Gattin und bei Museumschefin Dr. Gabriele Holthuis, die diese Sonderausstellung nach Kräften gefördert hat. Diese Ausstellung bringe den senkrecht geschichteten Unteren Jura in die Horizontale; vom ältesten bis zur jüngsten Versteinerung würden 20 bis 25 Millionen Jahre abgegangen. Grundsätzlich betonte Mayer, wie wichtig es sei, wissenschaftliche Arbeiten und Erkenntnis zusammenzutragen. Außerdem mache es Freude, die Gmünder in ihrer Aufbruchstimmung zu unterstützen.