Jakobus-​Pilger überquerten jetzt die Pyrenäen und haben nur noch 513 Kilometer bis Santiago de Compostela vor sich

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Auf ihrer Pilgerreise von Schwäbisch Gmünd nach Santiago de Compostela sind die elf Gmünder Jakobspilger nun auf ihrer achten Etappe in Burgos, rund 500 km vor Santiago angekommen. Zuvor mussten sie von Orthez in Südfrankreich, ihrem letztjährigen Etappenende, die Pyrenäen überqueren.

Mittwoch, 16. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
172 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Ohne einen Tropfen Regen, bei strahlendem Sonnenschein und idealem Wanderwetter konnte die Gruppe ihre excellent von Cordula und Hermann Reichert vorbereitete Reise dieses Jahr in Burgos beenden.
Da für die Gruppe nur die Ferienzeit zur Verfügung steht, startete die Gruppe am Freitag vor Pfingsten ihre diesjährige Etappe mit dem Eurobus. Nach 22 Stunden Busfahrt, nicht immer das bequemste, mussten anschließend gleich noch 24 km gewandert werden, bis man in der ersten Herberge ankam.
Todmüde fielen am Abend dann alle in ihre Betten. Schon mit ein klein wenig Bauchweh, da frühere Pilger berichteten, bei der Pyrenäenüberquerung muss fast immer mit Nebel und kaltem Wetter gerechnet werden, ging die Gruppe ihre Bergetappe an. Man könnte beinahe sagen: Wenn Engel reisen; Sonnenschein pur, eine Fernsicht wie es nicht vielen Pilgern dort vergönnt ist, ging es über die Pyrenäenpässe hinweg.
Manchmal fragt man sich schon, warum man sich solchen Strapazen aussetzt, aber wenn man abends nach meistens 25 bis 30 km Marsch am jeweiligen Ziel ankommt ist man überglücklich. Denn pilgern ist nicht nur wandern oder gehen, ist nicht nur Natur erleben, nicht nur fort sein und weg sein, pilgern ist irgendwie mit Gott und sich selbst unterwegs sein. Wer Pilger auf dem Weg fragt, was sie bewegt, diesen Weg zu gehen, bekommt die verschiedensten Antworten. Eine genaue Antwort weiß niemand. Aber jeder Mitpilger spürt selbst, wie befreiend und beglückend es ist, nur mit dem nötigsten unterwegs zu sein, dafür mit sehr viel Gottvertrauen und Freude an der herrlichen Natur, die jeden Tag etwas neues bietet, meint z. B. Andreas Zengerle.
Auch das Besinnliche kam nicht zu kurz, hatte jeder Teilnehmer doch einen Impuls für einen Tag übernommen. Um nicht im 120-​Betten-​Saal des Klosters Roncesvalles, dem üblichen Etappenziel, übernachten zu müssen, quartierten sich die Pilger in einer kleinen Pension etwas weiter auf dem Camino ein.
So war auch am nächsten Tag etwas mehr Zeit zur Besichtigung der Stadt Pamplona. Da die Sonne es oft zu gut meinte, versuchte man morgens früh weg zu kommen, um auch der Mittagshitze zu entgehen. Von der Heimat wurde inzwischen nur Kälte und Regen gemeldet. Immer wieder galt es auf dem Jakobsweg höhere Berge und auch Täler zu überwinden. Ganz verschiedene Landschaften wurden durchquert. Einmal war es die Kornkammer Spaniens, dann wieder das Anbaugebiet des bekannten Rijocaweines, aber auch karge Gebiete durchquert der Jakobsweg in Nordspanien. Wer kennt nicht auch bekannte Orte auf dem Weg wie Santo Domingo de la Calzada mit seinem Hühnerwunder, wo die Sage berichtet, dass ein Hähnchen vom Teller geflattert ist, als ein Pilger wegen eines angeblichen Diebstahls gehängt wurde und nach vielen Tagen noch lebte.
Seit dem leben immer zwei Hühner in einem großen Käfig in dieser Kirche. Oder die Brücke in Puente la Reina aus dem 11. Jahrhundert oder den Weinbrunnen am Kloster Irache um nur einige Highlights zu nennen. Beeindruckend war auch der Pilgersegen in Los Arcos, wo man sah, aus welchen Ländern sich Menschen auf den Jakobsweg aufmachen. Staunend stand dann die Gmünder Gruppe an ihrem diesjährigen Endziel in Burgos vor der Kathedrale, ein Wunderwerk der Baukunst, das zu Recht als Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Ein besonderes Erlebnis war dann noch die dortige Fronleichnamsprozession am Sonntag nach dem bei uns gefeierten Fest. Auf einem silbernen Wagen wurde das Allerheiligste in der Monstranz durch die Straßen der Altstadt gezogen, begleitet von rund 50 Priestern. Die ganze Bevölkerung war dabei, viele in Trachten und Uniformen. Über Lautsprecher wurde das Geschehen in die ganze Stadt übertragen. Mancher erinnerte sich an Gmünder Prozessionen in den 50er– und 60er-​. Jahren.
Mit vielen Eindrücken, aber auch mit müden Füßen und zum Teil Blasen, aber voller Freude auch diese Etappe mit 365 km gemeistert zu haben ging es dann wieder mit dem Eurobus zurück nach Schwäbisch Gmünd. Genau 513 km müssen die Gmünder Pilger noch schaffen, dann werden sie in Santiago de Compostela eintreffen.