Staatssekretär Dr. Stefan Scheffold besuchte den Unterricht im Berufsausbildungswerk

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Erwartungsvoll sitzen sie sich gegenüber: Auf der einen Seite der Staatssekretär in Anzug und Krawatte; ihm gegenüber die 25 Jugendlichen des Berufsausbildungswerkes. Werden sie Kontakt zueinander finden?

Freitag, 25. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
117 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Dr. Stefan Scheffold setzt sich lässig auf den Lehrertisch und lässt die Beine baumeln. Einige Jugendliche sehen recht verwegen aus mit ihren Kappen und ihrer Hip-​Hop-​Kleidung. Ihr Interesse gilt sonst eher schnellen Autos oder der Fussball-​WM. Doch heute geht’s um Politik.
Teils sind es Auszubildende im zweiten Lehrjahr, die den Beruf des Fachlageristen lernen, teils Teilnehmer des berufsvorbereitenden Lehrgangs. Ihre Lehrer im BAW, Yvonne Kraus und Friedemann Bär haben mit ihren Klassen im Gemeinschaftskunde-​Unterricht ausführlich die Landes– und Kommunalpolitik durchgenommen. Durch diese Vorbereitung und eine Exkursion zum Stuttgarter Landtag sind sie nun gut eingestimmt auf die Begegnung mit einem „echten“ Politiker.
Was fragt man einen Staatssekretär und Landtagsabgeordneten? Zuerst geht es um Privates: Was machen Sie in ihrer Freizeit? Kennen Sie die Bundeskanzlerin persönlich? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus? Die Antwort auf diese letzte Frage löst großes Staunen unter den Jugendlichen aus, denn einen Achtstundentag kennt ein Politiker nicht, und auch die Wochenenden sind mit Terminen angefüllt. Doch bald löchern die Schüler den Gast auch mit politischen Fragen: Wer entscheidet denn nun, ob eine Straße saniert wird? Sind Sie dafür, dass die Steuern steigen? Geduldig versucht nun Dr. Scheffold, komplizierte Zusammenhänge jugendnah zu erklären. Er vergleicht den Finanzhaushalt des Staates mit der privaten Situation der Jugendlichen und übersetzt immer wieder komplexe Kommunalpolitik in konkrete Aufgaben und Projekte, wie zum Beispiel den Gmünder Tunnel. Doch Dr. Scheffold will nicht nur antworten, er will auch zuhören. Darum fragt er nun die Jugendlichen, was ihnen unter den Nägeln brennt. Sofort steht die Sorge um eine spätere Arbeitslosigkeit im Raum. Die Schüler wissen um die Lage auf dem Arbeitsmarkt, viele haben schlechte oder gar keine Schulabschlüsse.
Oft wurde ihnen in ihrer Schullaufbahn gesagt, dass ihre Chancen gering sind. „Doch das BAW war wirklich hilfreich“, sagt Can A., „fast alle haben fürs kommende Jahr eine Ausbildungsstelle“.
Erfreut nimmt Dr. Scheffold diese gute Nachricht auf und ermutigt die Azubis und Lehrgangsteilnehmer, sich ernsthaft jeden Tag neu um gute Leistung in der Ausbildung zu bemühen, dann sehe er gute Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt für ausgebildete Fachkräfte wie sie. „Es war sehr informativ, er war offen und ehrlich, das fand ich gut“, meinen hinterher Patrick S. und Christoph G., der eine Ausbildung zum Bürokaufmann anstrebt. „Politiker sein ist ganz schön stressig“, resümieren dagegen Burak K. und Emre B., die im Herbst eine von der Arbeitsagentur geförderte Ausbildung zum Elektriker und zum Industriemechaniker beginnen.
„Das sieht so leicht aus, einfach immer viel reden, aber der Herr Scheffold arbeitet ja richtig viel.“ Und Zeit, das Fußballspiel an diesem Abend anzuschauen, hat er auch nicht. Da ist Schüler-​Sein manchmal doch einfacher.