Architekten Karl Miller und Tilo Nitsche lieferten gestern im Rathaus ihr Baugruppen-​Konzept ab /​Auch Einzug von C&A als Option

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Das umfangreiche Sanierungs– und Nutzungskonzept für die Gebäudezeile Marktplatz 27 bis 31 mit großen Teilen auch im rückwärtigen Bereich von Mohrengässle und Freudental tritt in die heiße Phase. Zwei Projektentwickler werben um die Gunst von Stadtverwaltung und Gemeinderat. Gestern lieferten die Architekten der sogenannten „Baugruppe“ ihre Bewerbungsunterlagen im Rathaus ab und informierten bei einem Pressegespräch.

Donnerstag, 22. Juli 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Hinter dem Begriff „Baugruppe“ verbirgt sich eine Interessengemeinschaft von investitionsbereiten Bürgern, die sich neuen Wohnformen im Bereich der Innenstadt widmen möchten. Schon seit mehreren Jahren trifft sich dieser Kreis von Gmündern, deren gemeinsames Ziel die Verwirklichung eines Bauprojekts ist, dessen Grundidee unter der Parole beschrieben ist: „kernstadtnah – barrierefrei – energieeffizient – generationenübergreifend“.
Zunächst war die Umsetzung dieser Idee auf dem Erhard-​Areal im Blickpunkt gestanden, wo die Stadt Schwäbisch Gmünd in ihrem städtebaulichen Entwicklungskonzept auf einem Teil des Grundstücks ausdrücklich ein sogenanntes „Mehrgenerationenhaus“ vorsah. Das Erhard-​Projekt scheiterte jedoch.
Mit den Gebäuden und Häusern am Marktplatz 27 und 31 gibt es nun eine neue Möglichkeit, das Projekt zu realisieren. Doch die Ausgangslage ist außerordentlich komplex: Eng bebaute Innenstadtlage und denkmalgeschützte Häuser im vorderen Bereich, die zudem für Wohnnutzung nur eingeschränkt nutzbar sind. Weitere denkmalgeschützte Bausubstanz, jedoch mit idyllischem Altstadt-​Potenzial ist in den hinteren Bereichen zu berücksichtigen.
C&A weiterhin ganz heiß auf den Standort Schwäbisch Gmünd
Dennoch erscheint die Realisierung in greifbarer Nähe: Für die gewerbliche Nutzung der Vorderhäuser und Erdgeschosse besteht ein konkretes Interesse von zwei alteingesessenen Einzelhandelsunternehmen. Ebenso ist mit dem Schattentheatermuseum eine weitere Erdgeschossfläche in idealer Weise genutzt. Um das Bauvorhaben weiter vorantreiben und realisieren zu können, ist laut Baugruppe eine wichtige Voraussetzung, dass die Stadtverwaltung und der Gemeinderat diese Gedanken als förderungswürdig erachtet, die Chancen erkennt, die damit für dieses Quartier verbunden sind und den Kauf der Objekte durch die lokale Baugruppe unterstützt und nicht möglicherweise an auswärtige Investoren verkauft. Zwölf bis 15 Wohnungsinteressenten umfasst die Baugruppe, die sich auf Leitsätze eines sozialen, achtsamen und dennoch individuellem Miteinander eingeschworen haben, um auch einen Beitrag für attraktives Leben und Wohnen in der Innenstadt zu leisten. Jeder will zwar seine eigene Wohnung, doch ergänzt durch verbindende Gemeinschaftseinrichtungen wie Dachterrassen, Innenhöfe und gläserne Treppenhäuser.
Beim zweiten Projektentwickler handelt es sich um den Gmünder Architekten Christof Preiß. Hauptsächliches Unterscheidungsmerkmal. Preiß tendiert neben Wohnungsbau zu großflächigen Einzelhandelsstrukturen. Wichtigster Preiß-​Partner hierbei ist der Textilriese C&A. Anlässlich der gestrigen Präsentation ihres soeben bei Baubürgermeister Julius Mihm abgelieferten Konzeptes überraschten nun die Baugruppen-​Architekten Karl Miller und Tilo Nitsche mit einer neuen Option: Auch sie seien jetzt mit C&A in Kontakt getreten und könnten sich die Partnerschaft Baugruppe/C&A plus eines weiteren Ladengeschäftes durchaus vorstellen. Weil die Objekte nach hinten hin und auch in die zweite Etage hinein Entwicklungsmöglichkeiten hätten, sei eine nochmalige Überarbeitung erfolgt. Die beiden Planer sprechen von einer „extrem flexiblen Konzeption, sowohl für den gegenwärtigen Bedarf als auch für zukünftige Zuschnitte“.
Schwerpunkt ihres Tuns, so ließen sie keinen Zweifel, bleibe natürlich die Baugruppe. Sie seien auf C&A ja keinesfalls fixiert. Springe der Verhandlungspartner wieder ab, wäre dies umso besser für die ursprüngliche Planung. C&A hat, wie schon mehrfach dargestellt, riesengroßes Interesse am Standort Schwäbisch Gmünd. Neben Marktplatz 27 – 31 ist für C&A auch die Nachnutzung des Kaufhauses Woha im Gespräch. Vieles deutet aber auch auf ein Engagement im zukünftigen Einkaufszentrum Ledergasse hin, wo C&A sogar Interesse an einem eigenen Baukörper mitten in der Flaniermeile Ledergasse bekundet hat. 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche wird als Grundbedingung für C&A beschrieben.
Am Marktplatz 27 – 31, so geben die Architekten Miller und Nitsche zu verstehen, müssten auch noch Denkmalfragen gelöst werden. Karl Miller betont: Allen Verantwortlichen müsse doch klar sein, dass allein aus alter Substanz diese Gebäudezeile nicht mehr leben könne, bedarfsgerechte Umbaumaßnahmen in den historisch geprägten Gast– und Brauerei-​Baukomplexen mithin unumgänglich seien. Alle hoffen im Sinne der Wohnungsinteressenten und auch der Geschäftsleute auf eine Entscheidung noch im Herbst. Die Zeit dränge; derzeit seien die Baugeldzinsen noch sehr attraktiv.