Ein Zentrum der Ökumene: Beim katholischen Kirchenbau halfen vor 75 Jahren auch die Evangelischen mit

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seit 75 Jahren besteht im GmünderTeilort Degenfeld die Mariä-​Namen-​Kirche, deren Patrozinium zusammen mit diesem Jubiläum am vergangenen Sonntag mit einem festlichen Gottesdienst und einem anschließenden Gemeindefest gefeiert wurde.Von Dietrich Kossien

Montag, 13. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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GMÜND-​DEGENFELD. Dass in Degenfeld erst so spät eine katholische Kirche gebaut wurde, lag daran, dass die Katholiken des Ortes nach der Reformation zur Pfarrei Weißenstein gehörten und auch dort den Gottesdienst besuchten. Die Kirche in Degenfeld wurde evangelische Pfarrkirche. Doch im Jahr 1934 konnte nach langer Zeit und langen Vorbereitungen der Grundstein in Degenfeld zu einer eigenen katholischen Kirche gelegt werden, die vom damaligen Bischof Proll eingeweiht wurde. Wir haben darüber bereits ausführlich berichtet.
Zum Patrozinium und zum Feiern des Jubiläums waren nun alle eingeladen und natürlich auch die evangelischen Mitchristen. Der feierliche Tag begann mit dem Festgottesdienst in der Kirche. Musikalisch mitgestaltet wurde er vom Kirchenchor Weiler unter der Leitung von Moritz Lang und dem Brass-​Ensemble Lauterstein unter der Leitung von Johann Schuster. Nach dem Gottesdienst war in der Gemeindehalle für das leibliche Wohl und gute Unterhaltung gesorgt.
In seiner Predigt ging Pfarrer Michael Benner natürlich auch auf die Vergangenheit der schönen Kirche ein, die ebenfalls ein Wahrzeichen des Dorfes in den Bergen ist. Es sei ein großer Tag für alle Christen im Ort, denn diese Kirche gäbe es nicht, hätten damals nicht auch die evangelischen Mitchristen kräftig mit Hand angelegt, hob Pfarrer Michael Benner in seiner Begrüßung hervor, wobei er sich über eine voll besetzte Kirche sehr freuen konnte.
Seine Predigt begann er dann mit der Feststellung, dass dieses Jubiläum im Schnittpunkt von Vergangenheit und Zukunft liege: Man schaue zurück, und man werde in die gemeinsame Zukunft der Christen verwiesen. Heute wäre man dankbar für die, die in Degenfeld Gemeinde bilden würden. Dabei bezog er ausdrücklich die evangelischen Degenfelder mit ein, sei doch Degenfeld das ökumenische Zentrum in der Seelsorgeeinheit. Heute denke man auch an diejenigen, die damals die „Felsbrocken herbeigeschleppt haben“, um die Kirche zu bauen. Die Menschen müssten aber auch daran denken, „dass wir alle Töchter und Söhne Gottes sind, die von ihm mit Gnade ausgestattet wurden, weil er uns liebt“. So gebe es für den Weg nach vorne auch nichts Wichtigeres, als das, was wir in der Vergangenheit bereits gehabt hätten – die frohe Botschaft des Herrn.
Auf den besonderen Kirchenbau eingehend, meinte er, Findlinge seien die Steine, nach denen die Menschen gesucht hätten, weil sie eine Kirche bauen wollten und bereits damals seien beide Konfessionen dabeigewesen. Heute sei es wichtig, nach den lebendigen Steinen zu suchen, denn die Menschen seien die Findlinge von heute.
Zum Kirchenjubiläum übermittelte nach dem Gottesdienst die Ortsvorsteherin Angelika Wesner die Glückwünsche der bürgerlichen Gemeinde und des Ortschaftsrates. Dabei hob auch sie hervor, dass Degenfeld ein besonderer Hort der Ökumene sei, über den man sich von Herzen freue.