Tag des offenen Denkmals in Gmünd zum Thema: Kultur in Bewegung — Reisen, Handel und Verkehr

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

In der über 600 Jahre alten Rinderbacher Gasse 22 ein Aloisle-​Bier trinken.Auf dem Salvator die Schönheit der Stadt schätzen. Im Rotenbachtal ein römisches Kettenhemd anprobieren undmit einer Rokoko-​Stadtführerin durch Gmünd ziehen — das und noch viel mehr war der Tag des offenen Denkmals.

Montag, 13. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
181 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). An der Felsenkapelle St. Salvator begrüßte OB Richard Arnold zur Auftaktveranstaltung und erklärte, an diesem Tag, an dem in Baden-​Württemberg insgesamt 700 Denkmäler geöffnet würden, sei Gmünd ganz vorne dabei — der Dank dafür gelte unter anderem den Mitarbeitern Walther Munk und Lothar Krieg. Arnold nannte Gmünd gestern die „Hauptstadt der Denkmäler“; kaum eine andere Stadt habe so vieles zu bieten. Der Salvator habe sich zur Eröffnung dieses Tages angeboten, sei er doch ein Ort der Kraft, Kraftquelle für alle, die ihn besuchten. Darüber hinaus biete er einen Blick auf den Stadt, der deutlich mache, was sie zu bieten habe. Arnold würdigte Hans Georg Walter, Werner K. Mayer und Rolf Crummenauer; als „Männer der Tat“ führten sie die Truppen an, die auf dem Salvator am Werk seien: „Das ist das Denkmal schlechthin.“
Beim Streifzug durch die Stadt und ihre Bauvorhaben zeichnete Arnold ein vielversprechendes Bild der Gmünder Zukunft und machte insbesondere Lust aufs Jubiläumsjahr 2012 — das solcherart gefeiert werde, dass „landauf, landab nicht mehr vergessen wird, wer die älteste Stauferstadt ist“; Gmünds staufische Madonna werde in Mannheim nur hinter Glas gezeigt, so wertvoll sei sie: „Für uns ist es selbstverständlich, sie in der Johanniskirche zu haben“. Schon jetzt kündigte Arnold an, er benötige 500 bis 700 engagierte Bürger für dieses Stadtjubiläum.
Vom Rathaus aus könne das Bemühen um die Gmünder Denkmale nicht verordnet werden — die meisten seien in privater Hand. „Wir sind darauf angewiesen, dass sich die Menschen um ihre Immobilien kümmern“, so Arnolds Appell; es gebe Programme, die sie darin unterstützten. Der Stadt zu einem schönen Gesicht zu verhelfen, sie attraktiver zu machen, sei kein Selbstzweck: „Es bringt mehr Besucher und mehr Kaufkraft, es steigert den Wert jedes einzelnen Hauses“.
Viele waren gestern auf den Salvator gestiegen, nicht zuletzt weil zwei ureigene und außerordentlich beliebte Formationen den musikalischen Teil gestalteten: das Blechbläserensemble Swabian Brass und der von Fred Eberle geleitete Männerchor „Cantate Domino“.
Münsterpfarrer Robert Kloker erinnerte daran, dass der Salvator im Verantwortungsbereich der Münstergemeinde liege — ebenso wie viele andere Schätze der Stadt. „Sie wissen schon, dass Sie baulich eine kleine Diözese übernehmen“, habe man ihm in Rottenburg gesagt, als er sich vor über zehn Jahren ums Amt des Münsterpfarrers beworben habe. All diese Gebäude, die es zu erhalten gelte, seien Last und Lust zugleich.
In einem Wortspiel wandelte Kloker das „Denkmal“ um in ein „denk mal daran“. Der Salvator sein kein toter Stein, sondern lebendiges Gedenken: „Denk mal dran, was Jesus Christus, der Erlöser, der Salvator, für uns getan hat“. Inhaltlich vermittle dieser Ort genau das. So viele in der Stadt nähmen diesen Ort an, brächten ihre Liebe zum Salvator und zu Jesus Christus zum Ausdruck. Abschließend blickte Kloker zurück auf die 30jährige Münsterrenovierung und legte den Gmündern die aktuellen Arbeiten an der Johanniskirche ans Herz — eine Riesen-​Herausforderung, für die Unterstützung benötigt werde.
Vielfältige Angebote
in der Innenstadt
Wer gestern das schöne Wetter nutzte und durch die Innenstadt flanierte, freute sich an zahlreichen Angeboten. Im Rathaus war die Ausstellung „Am Anfang steht das Denkmal“ zu sehen; seit den staufischen Gründungen hat die Stadt eine unglaubliche Entwicklung erfahren, Güter und Ideen in immer rasanterem Tempo hinaus in die Welt geschickt — all das hat das Stadtbild geprägt.
Die Museen waren geöffnet, die Stadtführer zeigten sich in historischen Gewändern, die Hotels in der historischen Innenstadt, Pelikan, Einhorn und Patrizier, luden sich Gäste ein und das Thema „Reisen“ wurde Dank zweier Rösser ebenfalls angemessen abgehandelt (S.19). Vor dem Haus Rinderbacher Gasse 22a stand unter vielen anderen Bildhauer Franz Huber und schüttelte sich: Er, der gemeinsam mit seiner Frau Ulrike Schmidt eben erst eine aufwändige Sanierung im Freudental abgeschlossen hat, nannte die Vorstellung, eines der ältesten Fachwerk-​Wohnhäuser Gmünds, die Rinderbacher Gasse 22 und 22a, herrichten zu müssen, einen Alptraum. Auch hier nutzten einige Hundert Besucher die Gelegenheit, Dinge zu sehen, die gemeinhin verschlossen sind. Verbunden mit der Ausstellung historischer Bierflaschen und Emaille-​Schilder und der Verköstigung mit eigens gebrautem Bier durch die Privatbrauerei Wieland war eine Dokumentation der Bauforschung in diesen im 14. Jahrhundert erbauten Gebäuden. Unüberhörbar war die Aussage, dass es sich Stadt und Denkmalschutz eigentlich nicht leisten können, sie aufzugeben.