Die Stiftung investiert in den nächsten beiden Jahren rund vier Millionen Euro in zahlreiche Verbesserungen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Das 1972 erstellte Gebäude des Blindenheims Schwäbisch Gmünd ist in die Jahre gekommen und bedarf einer grundlegenden Modernisierung und Anpassungen an heutige Erfordernisse. Stiftungsvorstand, Heimleitung und Architekt informierten gestern über die anstehenden Umbaumaßnahmen, die im Wesentlichen im neuen Jahr in Angriff genommen werden.

Freitag, 24. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Rund vier Millionen Euro werden investiert. Manfred Wahl, Vorsitzender der Blindenheim-​Stiftung erklärte im Rahmen des Pressegesprächs die Einzelheiten: „Langjährige Planungen konnten wir im vergangenen Jahr soweit konkretisieren, dass es uns durch vorbildliche Unterstützung durch den Sozialdezernenten des Ostalbkreises, Herrn Rettenmaier, gelungen ist, mit unserem Vorhaben noch in das Förderprogramm 2010 des Landes Baden-​Württemberg nach dem Landespflegegesetz aufgenommen zu werden. Daraus erhielten wir Bewilligungsbescheide für Landes– und Kreiszuschüsse von insgesamt rund 1,4 Million Euro. Zusätzliche Unterstützung erhalten wir durch einen weiteren Zuschuss des Deutschen Hilfswerks von 0,3 Million Euro aus Mitteln der Fernsehlotterie, Ein Platz an der Sonne’. Weitere Zuschuss– und Darlehensgeber ist das Diakonische Werk der Evangelischen Landeskirche Württemberg, dem das Blindenheim angeschlossen ist. Eigenmittel und Kapitalmarktdarlehen sind weitere Bausteine der Finanzierung der Gesamtinvestition von rund vier Millionen Euro.
Folgende Maßnahmen umfasst das anstehende Bauprogramm:
Alle Bewohner-​Einzelzimmer werden grundlegend renoviert und mit neuen, barrierefreien Duschen in vergrößerten Nasszellen ausgestattet, wobei die Balkone erhalten bleiben;
Auf den drei Obergeschossen werden unter Wegfall von jeweils drei Bewohnerzimmern Aufenthaltsbereiche auf der Südseite des Gebäudes geschaffen;
Modernisiert werden ferner die Pflegebäder, Schwesternzimmer und Arbeitsräume auf den Stockwerken;
Im Erdgeschoss entstehen neun neue Bewohner-​Zimmer mit Nasszellen als Ersatz für die auf den Stockwerken durch die neu zu schaffenden Aufenthaltsräume wegfallenden Zimmer. Diesen neuen Wohnbereich wollen wir speziell für Menschen mit Demenz separieren;
Bisher im Erdgeschoss vorhandene Therapie– und Werkstatträume werden auf der Südseite des Untergeschosses neu eingerichtet;
Eingebaut wird ein zweiter Aufzug, zudem werden große Teile der Haustechnik (Heizung, Wasserversorgung, Elektroinstallation, Brandmeldeanlagen usw.) erneuert;
Der bisherige Speisesaal bleibt erhalten, angeschlossen wird diesem ein neuer Andachtsraum für Gottesdienst;
Die Büroräume von Verwaltung, Einrichtungsleitung und Stiftungsvorstand werden zusammengelegt.
Die Umbaumaßnahmen unter Federführung des hiesigen Architekturbüros Klaiber & Oettle müssen bei laufendem Betrieb erfolgen, was an alle Beteiligten große Herausforderungen stellt, da die entstehenden Belastungen für die Bewohner so gering wie möglich gehalten werden müssen. Nach den intensiven und detaillierten Planungen wollen die Beteiligten den Umbau in 18 Monaten abgeschlossen haben. Manfred Stahl: „Mit der Baumaßnahme wollen wir unseren 63 Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern ihren meist letzten Lebensabschnitt – den heutigen Erfordernissen von Betreuung und Pflege entsprechend – so angenehm wie möglich gestalten.“
Einrichtungsleiterin Sabine Domhan erläutert: „Unsere Heimbewohner– und bewohnerinnen sind zu 30 Prozent blinde und zu 70 Prozent sehbehinderte ältere Menschen, dies aufgrund zunehmender Augenkrankheiten im Alter, häufig auch eine Folge von Diabetes. Das Durchschnittsalter der derzeit neu ins Blindenheim kommenden Bewohner liegt im Schnitt bei 85 Jahren.“
Kommunikation, die durch die Umbaumaßnahmen weiter verbessert werde, habe im Blindenheim einen hohen Stellenwert, „bei uns ist Pflege nicht tot, d. h. dass keine Zeit mehr für ein gutes Wort für Bewohnerinnen und Bewohner bleibt, wie vielfach von Pflegeeinrichtungen behauptet wird“. Und die Heimleiterin betont im Gleichklang mit dem Stiftungsvorstand weiter: „Wir sind froh, gutes, qualifiziertes Personal – ohne große Fluktuation – zu haben, mit spezieller Ausbildung und Sensibilisierung für Blindheit und Sehbehinderung. Insgesamt sind derzeit einschließlich Teilzeitkräften 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, umgerechnet auf Vollzeitkräfte 35. Dankbar sind wir für eine Vielzahl von ehrenamtlich Tätigen in vielen Bereichen, ohne deren Unterstützung uns eine wesentliche Säule verloren ginge. Seit 2006 besteht der Förderverein Blindenheim, in dem sich zahlreiche Ehrenamtliche engagieren“. Vorstand ist Maria Gerrmann. Betont wurde beim gestrigen Pressegespräch auch die Sorgfalt und Einfühlsamkeit, mit der das Architekturbüro Klaiber an Werk gehe, weil es ja auch viel Erfahrungen mit Projekten im Bereich von Heimen und Kirchen mitbringe. Das Blindenheim Schwäbisch Gmünd — eine Modelleinrichtung in Württemberg — und die dahinterstehende Stiftung gehören dem Dachverband der evangelischen Diakonie an, fühlen sich damit auch — selbstverständlich im ökumenischen Geist — dem christlichen Auftrag verpflichtet.