Schwäbisch Gmünd und Göppingen präsentierten sich zum CMT-​Start gemeinsam

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Auf den ersten Blick ist Göppingenfür die Gmünder jenseits der Berge – nicht mehr im Rems– sondern im Filstal. Doch es gibt einiges, was diese beiden Städte verbindet. Die gemeinsamestaufische Vergangenheit zumBeispiel, aber auch industrielleBeziehungen. Darauf hoben diebeiden Oberbürgermeister, Richard Arnold und Guido Till am Eröffnungstag der CMT ab und bekundeten für die Zukunft eine engere Kooperation.Von Gerold Bauer

Montag, 17. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
246 Sekunden Lesedauer

100 Jahre würde das „Klepperle“, die Zugverbindung von Gmünd nach Göppingen, heuer sein, wenn der Fahrbetrieb nicht vor über 25 Jahren eingestellt worden wäre. Doch noch immer ist diese Bahnstrecke – die Göppinger nannten sie übrigens „Josefle“ — in den Köpfen der Menschen präsent. Für die Älteren, indem sie an den roten Schienenbus denken, der dort bis 1984 verkehrte; und für alle Generationen in Form des Rad– und Wanderwegs, der auf der ehemaligen Bahntrasse beste Voraussetzungen für eine naturverbundene Naherholung bietet.
Das „Klepperle“, so wurden bei der CMT-​Pressekonferenz der beiden Städte am Samstag deutlich, ist gewissermaßen ein Symbol für die Verbindung – und wird deshalb in Form eines hochwertigen Märklin-​Modells angeboten. Schon am CMT-​Stand könne Bestellungen aufgegeben werden, denn es ist zu erwarten, dass die auf 999 Exemplare limitierte Auflage des knapp 400 Euro kostenden Modell schnell vergriffen sein wird. Am Messestand ist auch eine Modelleisenbahn aufgebaut — und natürlich rollt dort auch der Klepperle-​Schienenbus.
Daran, dass die Klepperle-​Trasse auch heute noch „Verbindungen“ stiftet, erinnerte Markus Herrmann, Leiter des Gmünder Amts für Kommunikation und Medien sowie in Personalunion neuer Geschäftsführer der Touristik & Marketing GmbH. „Das schönste Ehepaar Deutschlands — die Mrs. Germany des Jahres 2009 und der amtierende Mr. Germany 2010, Cathrin und Muhammed Durakovic aus Schwäbisch Gmünd — hatten sich nämlich seinerzeit beim Inline-​Skaten auf der Klepperle-​Trasse kennengelernt. Beide waren am Samstag am Messestand mit ihren schwarz-​rot-​goldenen Schärpen ein Blickfang.
Dass sich Gmünd und Göppingen zweistimmig und dennoch unisono den Medien präsentiert, war schon ungewöhnlich. Doch man merkte sofort, dass zwischen den Oberbürgermeistern die „Chemie“ stimmte und beide den Fokus mehr aus das Verbindenden als auf die Eigenheiten richten. Zunächst sei da die Stauferzeit, die aufgrund des bevorstehenden Staufer-​Jubiläums bundesweit und wohl auch im Ausland eine entsprechende Aufmerksamkeit erfahren werden.
Die drei Kaiserberge – sowohl auf Gmünd wie auf Göppinger Gemarkung stehend — sind das wohl augenfälligste Zeichen, dass der Raum Gmünd und Göppingen das Herzland der Staufer ist. Hinzu kommen die baulichen Relikte wie die Gmünder Johanniskirche, das Wäscherschloss oder das Kloster Lorch. In diesem Zusammenhang wurde von Richard Arnold ins Feld geführt, dass Gmünd vor 849 Jahren als erste von den Staufern das Stadtrecht bekam und sich deshalb mit Fug und Recht „älteste Stauferstadt“ nennen dürfe.
Richard Arnold führte außerdem an, dass auch die Industrie-​Geschichte Berührungspunkte zwischen den beiden Staufer-​Städten aufweise. So sei das bis heute als Spezialfahrzeug beim Militär, im Abenteuer-​Tourismus sowie in Land– und Forstwirtschaft und bei kommunalen Bauhöfen beliebte „Unimog“ in Gmünd bei der Firma Erhard entwickelt und später dann in Göppingen produziert worden.
Große Aufmerksamkeit erzielte auch das Gmünder Fachingsprinzenpaar mit einem Teil ihres Hofstaat – nicht zuletzt dann, wenn jemand in das wunderschöne und detailgetreuer Modell der Johanniskirche einen Euro einwarf und damit das Abspielen der Gmünder Hymne, des Alois-​Liedes, in Gang brachte. Immer wieder blieben trotz des Gedränges in den schmalen Gängen der Messehalle 6 die Besucher stehen, unterhielten sich mit dem kostümierten Prinzenpaar oder mit dem Urgestein der Gmünder Fasnet, Albert Scherrenbacher. Man darf sicher sein, dass der eine oder andere Messebesucher sich einige Veranstaltungstermine in der fünften Jahreszeit vorgemerkt hat.
Nicht nur ein „Hingucker“, sondern auch ein „Hinhörer“ waren die „Swany Feet Warmers“, die sich unter der Leitung von Fred Eberle abwechselnd als Dixie-​Jazzband und als A-​Capella-​Chor präsentierten. Keine Frage, dass in solchen Momenten der Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold vom Messestand auf die Aktionsbühne eilte und mit seiner kultivierten Tenorstimme kräftig mitsang. So war neben der Information am Messestand stets die gute Laune Trumpf. Wer Gmünd bisher noch nicht kannte, lernte bei der Messe eine Stadt kennen, die historisch, kulturell, wirtschaftlich und vor allem menschlich viel zu bieten hat.
Gmünd ist ebenso wie Göppingen einen Besuch wert, machten die beiden Oberbürgermeister den versammelten Pressevertretern deutlich. „Natürlich ist uns klar, dass wir mit den klassischen Urlaubsregionen wie Allgäu oder Schwarzwald nicht konkurrieren können – und dies deshalb auch gar nicht wollen.“, stellte OB Guido Till klar. Allerdings habe der Erfolg der „Glaubenswege“ laut Till deutlich vor Augen geführt, dass man mit themenorientieren Angeboten viele Tages– oder Wochenendgäste erreichen können. Deshalb wolle man auf dieser Linie fortfahren.
Auf eine weitere „Verbindung“ machte Gmünds Stadtoberhaupt Arnold gemeinsam mit dem Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky aufmerksam. Die Städte und Gemeinden im Remstal bilden laut Arnold eine „Perlenkette, die man stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken muss – was freilich nicht von heute auf morgen geht“. Doch mit Aktionen wie „Remstotal“ — 2013 in Waiblingen — sowie der Landesgartenschau 2014 in Gmünd sei man auf einem guten Weg, sagte Arnold. Auch auf der Remstal-​Schiene steht in Arnolds Denken nicht der Konkurrenzkampf, sondern das Hoffen auf Synergie-​Effekte im Vordergrund. „Interkommunale Kooperation wird im unteren Remstal bereits groß geschrieben, ergänzte der Waiblinger OB. Ein aktuelles Beispiel für die interkommunale Zusammenarbeit war vor wenigen Tagen das Hochwasser, als viele Gemeinden dank bereits realisierter Schutzmaßnahmen des Wasserverbandes von großen Schäden verschont blieben.
für Bürger und Touristen bietet das Remstal mit einem in den letzten Jahren konsequent ausgebauten Rad– und Wanderwegenetz vielfältige Erholungsmöglichkeiten. Auf der so genannten „Remstal-​Route“ bietet zum Beispiel der Remstal-​Höhenwanderweg auf 226 ausgeschilderten Kilometern auf beiden Seiten des Flusses einen Wandergenuss durch weitläufige Weinbau– und Waldgebiete sowie Streuobstwiesen, historische Städte und pittoreske Dörfer.
„Doch das Remstal ist viel mehr als nur Wein und Wasser“, hob der Gmünder OB hervor. Sowohl im Hinblick auf Göppingen als auch aufs Remstal bezogen sei eine Kooperation von Kommunen in unterschiedlichen Landkreise immens wichtig, unterstrich Arnold. Wenn man sich die regional orientierten Strukturen der Fördertöpfe auf EU-​Ebene anschaue, stelle man schnell fest, dass man in vielerlei Hinsicht nur noch bei einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit an Zuschüsse komme.