Zum 150-​Jahr-​Jubiläum der Remsbahn: Eisenbahnfotografien aus der Spätphase der Dampflokomotiven

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Hier wird ein einzigartiger Schatzgeborgen: Die Brüder Eugen undHerbert Werner waren leidenschaftliche Eisenbahnfotografen. Ihre Sammlung konnte sich das Stadtarchiv sich​ern​.Im Jubiläumsjahr der Remsbahnwird eine Auswahl ihrer Aufnahmenveröffentlicht.

Dienstag, 18. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
146 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Michael Lang, Vorstandsmitglied des Gmünder Geschichtsvereins und selbst passionierter Eisenbahn-​Freund, stellte in einem Vortrag bei der gestrigen Hauptversammlung des Gmünder Geschichtsvereins im Prediger-​Refektorium eine winzige, aber eindrucksvolle Auswahl aus dem Wernerschen Foto-​Fundus vor.
Doch zunächst ging es um drei Veranstaltungen des Geschichtsvereins, die sich alle um die Eisenbahn drehen. Damit beteiligen sich die Historiker an den Jubiläen des Jahres 2011: 100 Jahre seit Einweihung der Nebenbahnlinie nach Göppingen; 150 Jahre Remsbahn; 100. Todestag des in Schwäbisch Gmünd geborenen schwäbischen Impressionisten und Eisenbahnmalers Hermann Pleuer.
Karl Fischer beginnt den Reigen am 21. März mit dem Vortrag über das Klepperle. Der erste Zug nach Wäschenbeuren fuhr planmäßig am 1. August 1911; ein Jahr später war die Strecke nach Göppingen vollends fertiggestellt. Fischer, der 2004 ein Buch über das Klepperle verfasst hat (schon vergriffen) zeichnet die Geschichte dieser Bahnlinie von Anfang bis zum Ende 1984 nach.
Über Hermann Pleuer, geboren 1863 am Marktplatz 19 als Sohn des Goldwarenfabrikanten Anton Pleuer, spricht der Aalener Stadtarchivar Roland Schurig am 18. April. Pleuer, gestorben am 6. Januar 1911, gehörte zu den Protagonisten des schwäbischen Impressionismus, vor allem aber wurde er bekannt mit seinen Bildern, die sich mit dem Thema Eisenbahn befassen. In zeichnerischen Skizzen hielt er auch Szenen aus dem Arbeitsleben der Eisenbahner fest.
Schließlich hält Michael Lang am 16. Mai einen Vortrag über 150 Jahre Remsbahn, der reichlich bebildert sein wird. Lang wird sich mit der Planung und dem Bau befassen. Die Remsbahn bis Wasseralfingen wurde am 18. Juli 1861 eröffnet, der erste offizielle Zug traf an diesem Tag um 10 Uhr in Gmünd ein, gefeiert wurde in Wasseralfingen. Lang zeigte einige historische Aufnahmen des Gmünder Bahnhofs vor und nach 1910, als die Strecke bereits zweigleisig ausgebaut und der Gmünder Bahnhof vergrößert war.
Ein ganz erheblicher Teil des Vortrags von Michael Lang im Mai wird sich mit den Fotografien der Brüder Eugen und Herbert Werner befassen. Die beiden unverheirateten Männer frönten schon als junge Burschen seit den 50-​er Jahren ihrer Leidenschaft, der Eisenbahnfotografie in ganz Deutschland. Eugen Werner starb 2010, Michael Lang konnte den Nachlass von den kooperativen Erben erhalten und in die Obhut des Stadtarchivs geben: es handelt sich um einen Schatz von 18000 schwarz-​weiß Negativen (die Abzüge davon stellten die Brüder selbst her) und von 8000 Farbdias, die in der Zeit von 1958 bis Anfang dieses Jahrhunderts von ihnen aufgenommen wurden. Wann immer es ihnen möglich war, hielten sie die zu Ende gehende Ära der Dampftraktion fest. Besonders die Lokomotiven hatten es ihnen angetan, nicht zuletzt die ihrer schwäbischen Heimat. Hin und wieder sieht man dabei ein Fahrrad im Vordergrund — Eugen Werner hatte keinen Führerschein.
Eugen Werner hatte bestimmte Aufnahmen zuvor schon für Publikationen zur Verfügung gestellt, eine sie würdigende Gesamtdarstellung ihres Schaffens ist bislang nicht erschienen. Das soll sich ändern: Aus Anlass des 150-​Jahr-​Jubiläums der Remsbahn, so Michael Lang, wird das Stadtarchiv im Frühjahr ein Buch herausgeben, das auf 150 Seiten rund 130 Fotos enthält. Einige Aufnahmen stellte Lang schon vor, auch solche, die seltene Konstellationen am Gmünder Bahnhof festhielten — beispielsweise drei Lokomotiven der Baureihe 78 gleichzeitig im Gmünder Bahnhof in den 60-​er Jahren — „für so einen Anblick würden viele Eisenbahnfreund heute viel hergeben.“
Die Hauptversammlung selbst wurde rasch abgehandelt: Vorsitzender und Stadtarchivar Klaus Jürgen Herrmann erstattete seinen Bericht, Kassenwart Bernd Eichele ebenso. Dann folgte schon die einstimmige Entlastung.