Auftaktveranstaltung zum Seminar für Migrantinnen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Wird eine Frau auf Kopftuch, Putzeimer und Backwaren reduziert, betont das Andersartigkeit ; es macht Angst und ist Nährboden für Fremdenfeindlichkeit. Nicht zuletzt aber überdeckt es Fähigkeiten und Potenziale. Gestern wurde im Prediger deutlich, warum Seminare wie „Heimat ist — hier“ gebraucht werden.

Freitag, 21. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
96 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Es roch nach Dutzenden leckeren Gerichten, und auch Musik und lachende und schwatzende Frauen machten Lust auf diesen Abend, Auftaktveranstaltung fürs Seminar „Heimat ist – hier“. Im Mittelpunkt des Abends standen die beiden Kursleiterinnen Cigdem Erdogan und Julia Scheidt, die von der RZ bereits vorgestellt wurden. Beide Frauen haben sehr unterschiedliche Migrationsbiographien; es ist ihnen „ein persönliches und politisches Anliegen mit Frauen über das Heimatthema ins Gespräch zu kommen und Schwäbisch Gmünd als Heimat-​Ort zu stärken“. Beide können von sich sagen: „Meine Heimat ist hier“. Dieses Gefühl wollen sie an andere Frauen weitergeben — die freilich durchaus auch die Kultur des Herkunftslandes bewahren können.
Die Landeszentrale für politische Bildung unterstützt mit der siebenteiligen Seminarreihe Frauen mit Migrationshintergrund. Als Vertreterin dieser Institution zeigte Sabine Keitel gestern auf, wie viele Migrantinnen ihren Weg machen — Vorbildhaftes für eine Gesellschaft, die solche Vorbilder dringend benötigt. Bürgermeister Bläse erklärte, wie wichtig aktives Zusammenleben in einer Stadt sei, in der jeder Dritte Migrationshintergrund habe: „Bei Kindern sind’s 50 Prozent“.
In Gmünd wird die Reihe von der Integrationsbeauftragten Melanie Jester und von der Frauenbeauftragten Elke Heer angeboten: Beide bescheinigten der Stadtverwaltung gestern, viel zu tun für Integration und Chancengleichheit. Frauenbilder, so Heer in einer Bestandsaufnahmen, hätten oft wenig zu tun mit gelebter Realität. Mitveranstaltet wird das Ganze von Ingrid Krumm, Gleichstellungs– und Familienbeauftragte des Ostalbkreises, und vom Club Soroptimist International — Präsidentin Ulrike Ruhdel stellte gestern das Projekt „Sofia“ vor.
Auf dem Seminarprogramm stehen das Kennenlernen der Stadt und des lokalpolitischen Lebens, Einblick in die eigenen Rechte sowie ein Workshop zum persönlichen Auftreten zudem weitere gemeinsame sportliche, politische oder kulturelle Unternehmungen. In Gmünd leben ungefähr 21 000 Menschen mit Migrationshintergrund aus über 100 Ländern, knapp die Hälfte davon sind Frauen. Für diese Gmünder Frauen mit fremden Wurzeln ist dieses Seminar konzipiert, für das sich immerhin 20 Frauen angemeldet haben.
Klaviermusik mit Svetlana Mehlfeld und ihren Schülerinnen machte den Anfang, zum musikalischen Abschluss gab’s Saz-​Musik mit Birgül und Bülent Gazeloglu, und um Integration durch alle Sinne zu befördern, gab’s ein Büffet mit Spezialitäten aus der türkischen, russischen und schwäbischen Küche.