Gerhard Stratthaus: „Geld kann man oft verlieren, das Vertrauen nur einmal“

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Einer, der dafür sorgen soll, dass die Geschäftsfähigkeit der deutschen Banken erhalten bleibt, ist der ehemalige Finanzminister Gerhard Stratthaus, der gestern Abend im Stadtgarten auf Einladung der Volksbank referierte.Von Heinz Strohmaier

Mittwoch, 26. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
98 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Stratthaus sprach über eine „Starke Wirtschaft, die eine starke Währung braucht“ oder wie er am Ende seines Vortrags Ludwig Erhard zitierte: Eine freie Wirtschaft braucht einen starken Staat! Wie sich das unter einen Hut bringen lässt, erklärte ausgesprochene Finanzexperte in rund 45 Minuten in so verständlicher Sprache, dass am Ende eigentlich alle nachvollziehen konnten, wie es zu der „Finanzkrise“ gekommen ist, und warum wir Deutschen – speziell im vergangenen Jahr — so gut wieder herausgekommen sind.
Dabei erlebte Deutschland im Jahr 2009 die tiefste Wirtschaftskrise seit 1929. Doch bei aller Freude über 3,6 Prozent Wachstum im Jahr 2010 dürfe man nicht vergessen, dass die Wirtschaft im Jahr 2009 um 4,6 Prozent eingebrochen sei. Ganz einfach deshalb, weil keine so große Volkswirtschaft mit dem Rest der Welt so verflochten sei wie Deutschland.
Zunächst sei es eine Finanzkrise gewesen, dann eine Bankenkrise und letztlich eine Krise der Staatshaushalte. Und hieraus sei auch die größte Gefahr entstanden, sagte Stratthaus. Denn es drohte die Gefahr einer Inflation. „Und Inflation ist gefährlich!“ Man rede zudem immer über Griechenland und Irland, doch die USA seien mit zehn Billionen Euro am höchsten verschuldet,
Mit den „faulen Papieren“ hätten die Bank nur Zeit gekauft, weil diese Papiere nicht mehr in den Bilanzen auftauchen, doch irgendwann einmal eingelöst werden müssten. Wo liegen nun die eigentlichen Gefahren? „Wenn kein Vertrauen mehr da ist, funktioniert das Finanzsystem nicht mehr“, sagte der ehemalige Finanzminister. Geld sei nur ein Papier, nur ein Kunstbegriff. Um den Euro zu stabilisieren, hätte man die Mastricht-​Vereinbarungen getroffen. Leider sei Deutschland das erste Land gewesen, das unter der damaligen Regierung Schröder dagegen verstoßen habe. Und nun tue man sich schwer, mit dem Finger auf Griechenland oder Irland zu zeigen.
Die Krise sei noch nicht hinter uns. Der Brand sei zwar gelöscht, die „Feuerwehr“ habe gute Arbeit geleistet, doch nun müsse man den Schutt aufräumen. Das einfachste sei natürlich, wenn die Staaten ihre Haushalte in Ordnung bringen. Das sei aber leicht gesagt als getan.
Über die Banken sagte Stratthaus, dass sie in der Volkswirtschaft wieder eine dienende Funktion haben müssten. Der Referent ist sicher, dass es in einigen Jahren weniger Landesbanken als bisher geben werde.