Vorbereitungen für die zweite Vesperkirche der Kirchengemeinden Mutlangen und Lindach: Mittagessen für 1,50 Euro

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Lebendige Ökumene wird in derevangelischen und in der katholischen Kirchengemeinde Lindach-​Mutlangen gelebt – davon zeugt nicht zuletzt die Vesperkirche, die sieben Tage lang für ein warmes Essen, vor allem aber für Gemeinschaft sorgt.

Freitag, 07. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUTLANGEN /​GMÜND-​LINDACH (rz). Beide Kirchengemeinden planen wieder eine Vesperkirche im Kirchenraum des evangelischen Gemeindezentrums Mutlangen in der Ringstraße 32. Am 20. Februar soll diese Woche Vesperkirche mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet werden und dann an den folgenden sieben Tagen, bis einschließlich Sonntag, 27. Februar, geöffnet sein. Jeweils von 12 bis 14 Uhr wird an diesen Tagen 1,50 Euro ein warmes Mittagessen im Kirchenraum angeboten werden — natürlich kann mehr gegeben werden. Im vergangenen Jahr hat sich nämlich gezeigt, dass durchaus nicht nur materiell Bedürftige kommen, sondern auch Menschen, die nicht alleine sein wollen.
Einige Neuerungen, so Pfarrerin Henrike Schmidt, sind in diesem Jahr geplant: So wird es möglich sein, dass die Gäste mit dem Bus zur Vesperkirche kommen können; die Hin– und Rückfahrt wird denjenigen, die sich die Fahrt nicht leisten können, erstattet. Dazu muss im Bus nur ein Hinfahrticket gekauft und dieses dann an der Kasse der Vesperkirche vorgelegt werden. Der Gast bekommt dann das Geld für die Hin-​und Rückfahrt sofort ausgezahlt. „Wir können unsererseits die gesammelten Bustickets an die Busunternehmen weitergeben und bekommen diese dann erstattet“, so die Geistliche. Mehr als im letzten Jahr werde man zudem versuchen, einzelne Gruppen anzusprechen. Geplant ist ein Stammtisch für Alleinerziehende mit dem Kinderschutzbund, und auch Kinderbetreuung ist eingeplant, so dass die Mütter und Väter Zeit für sich und zum Austausch miteinander haben. Die Schüler der Pestalozzi Schule werden an einem Tag die Bedienung übernehmen und sich so in das Projekt einbringen. Die Sprachheilschule aus Mutlangen hat sich ebenfalls mit ihrem Chor angekündigt.
Mit der Aids-​Hilfe hat Pfarrerin Schmidt ebenfalls Kontakt aufgenommen, in der Hoffnung, das Team um den AH-​Vorsitzenden Joschi Moser ebenfalls einbinden zu können. Zudem ist wieder eine enge Zusammenarbeit mit dem Gmünder Tafelladen geplant. Auch hier sind einige Projekte in der Planung.
Der Erfolg des letzten Jahres trägt also Blüten, und die Mitarbeiterinnen sind schon wieder voller Elan; sie freuen sich auf die zweite Mutlanger Vesperkirche. Ende Januar wird es einen Mitarbeitergeben, an dem alle Mitarbeitenden auf die Vesperkirche eingestimmt werden sollen.
Die Rems-​Zeitung, so Pfarrerin Henrike Schmidt, habe im letzten Jahr positive berichtet und so viele Menschen dazu ermutigt, bei mitzuarbeiten, etwas für die Vesperkirche Mutlangen zu spenden oder als Gast zu kommen: „Unsere Arbeit ist davon abhängig, dass viele Menschen davon erfahren“
Auch Landesbischof Otfried July der evangelischen Kirche in Württemberg hat ein Schreiben zur Vesperkirche 2011 verfasst. Darin nimmt der Bischof Bezug auf Jeremia 29,7: „Suchet der Stadt Bestes, (..) denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl“: Mit diesem Wort grüßt er alle Gäste und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Vesperkirchen suchen der Stadt Bestes, indem sie alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Konfession und ihrem Einkommen an einen Tisch einladen. Vesperkirchen suchen der Stadt Bestes, indem sie Menschen aus verschiedenen Lebenswelten, die sich im Alltag kaum begegnen, zusammenbringen. Und sie suchen der Stadt Bestes, indem sie sich für die Verbesserung der materiellen und rechtlichen Lage armer Menschen einsetzen. Dazu leisten Kirchengemeinden, diakonische Dienste und Einrichtungen im Zusammenwirken mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden ihren Beitrag als Gemeinde im Dienste Jesu Christi.
Vesperkirchen können die zunehmend ungerechtere Verteilung von materiellen Gütern und Lebenschancen in unserem Land nicht aufhalten. Vesperkirchen können aber ein Zeichen dafür sein, dass sich die Kirche mit der beschämenden Spaltung zwischen arm und reich nicht abfindet. Sie können deutlich machen, dass die Menschenwürde allen Menschen zugesprochen ist, unabhängig davon, wie viel sie haben. Und sie können sich dafür einsetzen, die Lebensbedingungen armer Menschen zu verbessern und ihnen Teilhabe am gemeinsamen Leben vor Ort zu ermöglichen. Unser Dank gilt allen, die durch ihr großes Engagement dazu beitragen, dass auch in diesem Winter wieder mehr als zwanzig Vesperkirchen im Land ihre Türen öffnen können: Das sind die meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter, die Spenderinnen und Spender und alle Sponsoren. Und wir danken allen Gästen, die durch ihren Besuch ebenfalls zum Gelingen beitragen.“