Allen Hochwasserwarnungen zum Trotz: Der Gmünder Raum sieht keinen Grund zur Sorge /​Hohe Investitionen

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Den ganzen Tag über gab’s gestern für den Ostalbkreis eine amtliche Unwetterwarnung: Viel zu schnell war der Schnee geschmolzen, zudem heftiger Regen angekündigt. Im Gespräch mit all denjenigen, die in einem solchen Fall die größten Probleme haben, wurde aber deutlich: „Wir kriegen kein Hochwasser, in hundert Jahren nicht“.

Samstag, 08. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
118 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS (bt). Wenn der Winter plötzlich Pause macht und die Schneeschmelze einhergeht mit Niederschlägen, schwellen Flüsse und Bäche an — und damit steigt die Gefahr von Überschwemmungen. Im Gegensatz zu den stets besonders betroffenen Gebieten an Rhein, Main, Elbe, Donau, ist nicht mit wirklich großem Hochwasser zu rechnen, aber eben doch mit steigenden Pegelständen, der Möglichkeit aufgestauter kleiner Bachläufe und der Gefahr, einer über die Ufer tretenden Rems.
Im Gmünder Raum gibt es einige Stadtteile und Gemeinden, die von alters her besonders betroffen waren, wenn’s zum Hochwasser kam. Der Waldhäuser Ortsvorsteher Ulrich Koegst freilich war gestern völlig unbesorgt: „Jetzt dürfte eigentlich nichts mehr passieren“. Der Lorcher Bürgermeister Karl Bühler erklärte, warum Stadt und Ortsteil so gelassen sind. Seit 2001 hat der Wasserverband Rems in die Rückhalteräume Lorch/​Reichenhof, Lorch/​Waldhausen sowie Winterbach brutto 25 Millionen Euro investiert; jetzt ist Plüderhausen/​Urbach in Planung. Im Normalzustand sind diese Stauräume leer; sie füllen sich ab einem 20-​jährigen Hochwasser und sind so bemessen, dass sie ein 75-​jähriges Hochwasser zurückhalten können.
Mit gutem Grund, so Bühler, wurde so viel investiert, habe es doch immer wieder verheerende Hochwasser gegeben. Unvergessen ist der 21. März 2002: Im Remstal sind damals 20 Millionen Euro Sachschaden entstanden. Am Vorabend, gegen 23 Uhr, schien das Schlimmste vorbei; die Hochwasserzentrale gab Entwarnung, die Feuerwehr und alle Freiwilligen zogen sich zurück. Und dann kam es zu einem lokalen Großregen bei Bartholomä — und diese zusätzliche Wassermasse machte, so Karl Bühler, „das Katastrophenhochwasser aus“. Lorch und Waldhausen waren hart getroffen, und das gesamte Remstal fühlte sich in der Entscheidung bestärkt, richtig Geld in die Hand zu nehmen, um so etwas künftig zu verhindern. Was die kommenden 24 Stunden angeht, hat er, sagt der Lorcher Bürgermeister, überhaupt keine Bedenken: Zwei Becken stünden zur Verfügung, die noch nie eingestaut wurden, und er sei zuversichtlich, dass die Premiere noch auf sich warten lasse. Allenfalls „ein paar Bächle oder eine Straße“ würden wohl überflutet.
Böbingen beginnt derzeit erst damit, die großen Hochwasserschutzmaßnahmen rund um den Klotzbach zu verwirklichen — für 959 000 Euro. Am kompletten Bachlauf werden die Ufer erhöht und angeglichen, auch Übergänge und Brücken höher gelegt. Dadurch kann mehr Wasser fließen, bevor der Bach überschwappt. Wie gesagt, das alles ist erst in Arbeit. Aber auch Hauptamtsleiter Peter Müller war gestern ohne Sorge: „Hätte es am Donnerstag geregnet, wären wir dran gewesen“; so fürchte er in den nächsten Tagen kein Hochwasser, sagte er mit einem Augenzwinkern, „in hundert Jahren nicht“. Sicherheit gibt ihm auch der 80-​Zentimeter-​Graben entlang der neuen Landesstraße, der viel Oberflächenwasser abfange und erst unterhalb des Ortes in den Kanal münde.