Für die Mitarbeiter des Baubetriebsamtes war es der härteste Winter seit 1979

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Für die Mitarbeiter des Baubetriebsamtes war es der härteste Winter seit 1979. Sie hatten 82 Winterdiensteinsätze im Zweischicht-​Betrieb zu bewältigen. Für die Einsatzbereitschaft gab es im Gemeinderat Lob.

Freitag, 25. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Auf den Schnee von gestern gingen die Räte ausgiebig ein. Zuvor hatte Baubetriebsamtsleiter Friedrich Mayer die Bilanz des Winterdienstes vorgestellt. Der harte Winter habe nur durch die herausragende Einsatzbereitschaft aller Beteiligten, durch eine hochmotivierte Kfz-​Werkstatt, die auch 20 Jahre alte Fahrzeuge über Nacht wieder reparierte und mit einem ausgefeilten Organisationsplan bewältigt werden können. Der Zweischichtbetrieb habe sich bewährt. Je nach Witterungslage begann er um 3 Uhr und endete um 24 Uhr. Gefahren wurde mit 12 großen Räumfahrzeugen und sieben Kleinfahrzeugen. 45 Mitarbeiter räumten den Schnee von Hand auf Gehwegen an städtischen Liegenschaften und Bushaltestellen. Unterstützt wurden sie durch vier Fremdfirmen. Im Fahrbetrieb zeigte sich, dass einige Strecken zu lang sind. Auch seien drei stunden Fahrzeit für eine Räumstrecke bei anhaltendem Schneefall zu lang. Eine Verbesserung sei aber nur durch mehr eingesetzte Fahrzeuge möglich — und mit zusätzlichem Personal, das auch im Sommer eingesetzt werden könne. Es sei nötig, den Fuhrpark zu modernisieren und schrittweise die überalterten Fahrzeuge zu ersetzen.
Das Baubetriebsamt will, gewitzt durch Erfahrungen der Vergangenheit, die Lagerkapazität für Streusalz und Sole erhöhen. Derzeit kann der Bauhof 2500 Tonnen Salz einlagern; die Lagerkapazität soll um weitere 600 Tonnen ausgebaut werden, damit ein durchschnittlicher Winter problemlos ohne Nachlieferung bewältigt werden kann. Ein zweiter Tank zur Soleversorgung sollte aufgestellt werden. Die Sole reiche derzeit eine Winterdienstwoche, das sei besonders bei tiefen Temperaturen nicht ausreichend. Zur Reduzierung des Salzverbrauches regte Mayer an, im Winterdienst mehr Straßen „weiß“ zu lassen und dort nur zu räumen, nicht aber zu salzen. Ein Prinzip, das bereits für alle nachrangig bedienten Straßen gilt, aber auch auf ebene, gerade Strecken von klassifizierten Straßen angewendet werden könnte. Die Anzahl der Beschwerden sei zurückgegangen, bei manchen Bürgern hätten freilich die Nerven blank gelegen.
OB Arnold berichtete Positives: Im Rathaus hätten gar Bewohner von Waldstetten und Mutlangen angerufen, man möge doch bei ihnen auch so gut räumen wie in der Stadt.
„Schneeräumdienst gehört inzwischen zur Daseinsvorsorge“, sagte Stadtrat Celestino Piazza (CDU), ohne ihn komme die Mobilität zum Erliegen. Die überplanmäßige Ausgabe von 100 000 Euro für den Ersatz eines Winterdienst-​Lkw gehe in Ordnung. Gedeckt wird die Ausgabe durch einen Haushaltsrest. Auch die SPD-​Fraktion trage dies mit, versicherte Stadträtin Sigrid Heusel, die den gemeinsamen Salzeinkauf mehrerer Kommunen anregte. Dies lasse aber die zwei dominierenden Unternehmen der Branche nicht zu, entgegnete Mayer. Der Klimawandel führe zu Wetterextremen, meinte Elmar Hägele (Grüne), es sei schon sinnvoll, die Lagerkapazität zu erhöhen. Heidi Preibisch (FW/​FDP) lobte, dass der Räumdienst es vermeide, Schnee auf die Gehwege zu werfen. Dafür gab’s Tadel für säumige Bürger, die nicht Schnee schippen. Sebastian Fritz (Linke) sah in der Fremdvergabe ein Problem, sie könnte teurer kommen als der Winterdienst durch die Stadt. Hans-​Jürgen Westhauser (SPD) warf einen kritischen Blick auf die Kosten. „1,9 Mio. Euro auszugeben, ist auch nicht populär“, ätzte er in Richtung Oberbürgermeister. Der Fahrzeug-​Ersatz wurde einstimmig genehmigt.